Mutmaßlicher Paris-Drahtzieher Abaaoud
Berüchtigt ist der Islamist Abdelhamid Abaaoud spätestens seit einem Video, in dem er über die „Ungläubigen“ spottet, während er hinter seinem Wagen die Leichen mehrerer Opfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) herschleift. Der aus Brüssel stammende Abaaoud könnte auch die Anschläge in Paris von Freitag mit mindestens 129 Toten angestiftet haben.
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Am Mittwoch belagerte die Polizei eine Wohnung nahe Paris, der Einsatz galt Abaaoud. Abaaoud, geboren 1987, ist in Molenbeek aufgewachsen - dem Brüsseler Viertel, das als Hochburg gewaltbereiter Islamisten in Belgien gilt und in dem am Montag ein Polizeieinsatz zur Ergreifung von Salah Abdeslam fehlschlug - einem der Hauptverdächtigen der Pariser Anschläge. Abaaoud lässt sich Berichten belgischer Medien zufolge auch Abu Omar Soussi nennen, nach der Region in Marokko, aus der seine Familie stammt, sowie Abu Omar al-Baljiki, was „Abu Omar der Belgier“ bedeutet.

AP
Der Einsatz in Saint-Denis am Mittwoch galt Abaaoud
Nicht zum ersten Mal in Schlagzeilen
„Er war ein kleiner Idiot“, der seinen Klassenkameraden und Lehrern lästig fiel oder sich beim Stehlen von Brieftaschen erwischen ließ - so charakterisierte ihn ein ehemaliger Schulkollege im belgischen Boulevardblatt „La derniere heure“. Der „kleine Idiot“ ist mittlerweile im Visier belgischer und französischer Ermittler, die Medienberichten zufolge nicht ausschließen, dass er die Anschläge von Paris angeregt haben könnte.
Sowohl der gesuchte Salah Abdeslam als auch sein Bruder Brahim, der sich am Freitag in Paris in die Luft sprengte und dabei einen Menschen schwer verletzte, kannten Abaaoud. Allerdings ist es bei Weitem nicht das erste Mal, dass Abaaoud in den Nachrichten auftaucht. Anfang 2014 kam er in Belgien in die Schlagzeilen, nachdem er seinen erst 13 Jahre alten Bruder Younes mit nach Syrien genommen hatte. Diesen titulierten einige Medien danach als „jüngsten Dschihadisten der Welt“.
Berüchtigter Videoauftritt
Berüchtigt ist sein Auftritt in dem Video des IS. Darin rühmt sich Abaaoud seiner Grausamkeiten, während er einen Wagen fährt, der mehrere verstümmelte Leichname hinter sich herschleift. Früher seien Hänger mit Geschenken und Gepäck gezogen worden, sagt er spöttisch an die Zuschauer gewandt. „Heute zieht man die Ungläubigen, die uns bekämpfen, die den Islam bekämpfen.“
In Belgien wird der Mann seit diesem Jahr vor allem mit der Gruppe von Verviers in Verbindung gebracht. Am 15. Jänner, wenige Tage nach den Attentaten auf die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt in Paris, hatte die Polizei in dem ostbelgischen Örtchen ein Haus gestürmt. Zwei Verdächtige, die Anschläge gegen die Polizei geplant haben sollen, kamen dabei ums Leben. Abaaoud war nicht dabei.
Haftstrafe in Abwesenheit
Kurze Zeit später gab er aber in einem Magazin des IS an, die vereitelten Attentate geplant zu haben. „Wir haben es endlich geschafft, nach Belgien zu kommen. Wir haben es geschafft, Waffen zu besorgen und ein Versteck aufzubauen mit dem Plan, Operationen gegen die ‚Kreuzritter‘ zu führen.“ Eine Razzia in Athen, von wo aus er Medienberichten zufolge mit den in Verviers Getöteten in Verbindung stand, schlug fehl. Er habe „trotz der von so vielen Geheimdiensten betriebenen Jagd“ nach Syrien entkommen können, rühmte er sich.
Obwohl Abaaoud weiter flüchtig ist, hat die Justiz bereits einen Teil ihrer Arbeit erledigt. Im Juli verurteilte ihn ein Brüsseler Gericht wegen seiner Rolle bei der Rekrutierung von Syrien-Kämpfern in Abwesenheit zu 20 Jahren Haft. Bei der Suche nach Abaaoud geriet nun der Pariser Vorort Saint-Denis ins Visier - dort wird der Gesuchte in einer Wohnung vermutet.
Philippe Siuberski, AFP
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