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Salzburg warnt vor Grenzschließung

Ziel der meisten über die Balkan-Route nach Europa kommenden Flüchtlinge bleibt Deutschland, und der Weg dorthin führt derzeit meist über Nickelsdorf im Burgenland. Daran hat sich auch am Samstag nichts geändert: Erneut kamen Tausende Menschen und damit der Großteil der in Österreich angekommenen Flüchtlinge nahe der nordburgenländischen Ortschaft über die Grenze.

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Wie die burgenländische Landespolizeidirektion mitteilte, kamen bis zum Abend rund 8.700 Flüchtlinge aus Ungarn in das Bundesland. Der Großteil, an die 8.500 Menschen, überschritt wieder in Nickelsdorf die Grenze. In Heiligenkreuz im Lafnitztal kamen seit Mitternacht knapp 238 Personen an. Ähnlich das Bild am Vortag, an dem insgesamt 11.000 Flüchtlinge die ungarisch-burgenländische Grenze überschritten. Der überwiegende Teil, nämlich 10.500, kam über den Grenzübergang in Nickelsdorf, 200 im südburgenländischen Heiligenkreuz.

Flüchtlinge an der österreichisch-ungarischen Grenze

Reuters/Leonhard Foeger

Auch am Samstag überquerten Tausende die Grenze bei Nickelsdorf

Die Flüchtlinge kommen meist vom nahe gelegenen ungarischen Grenzort Hegyeshalom zu Fuß über die Grenze. Dort kamen nach Angaben des ungarischen TV-Senders M1 am Samstag bis zum frühen Abend mehr als 8.000 Flüchtlinge an. Bisher hätten fünf Züge die Migranten aus den an der ungarisch-kroatischen Grenze gelegenen Orten Gyekenyes und Zakany zum Bahnhof Hegyeshalom an der österreichischen Grenze transportiert. Die ungarische Polizei sprach zudem von der Abfahrt eines sechsten Zuges, wobei auch mit weiteren Zügen gerechnet werden könne, wie M1 weiter berichtete.

Die Lage an der steirisch-slowenischen Grenze ist unterdessen auch am Freitag ruhig geblieben. Laut Polizei wurden keine neuen Grenzübertritte von Flüchtlingen verzeichnet. Das Rote Kreuz dagegen sprach von vereinzelten Menschen, die über die steirisch-slowenische Grenze kamen. Nachdem Ungarn seine Grenzen weiter abriegelt, rechnen die zuständigen Behörden dennoch weiterhin mit einer Zunahme der Flüchtlingsbewegungen über Slowenien Richtung Steiermark - mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Keine Entspannung in Sicht

Eine Entspannung in der laufenden Flüchtlingskrise ist jedenfalls weiter nicht in Sicht. Laut den jüngsten Zahlen des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) suchen derzeit im Schnitt 8.000 Menschen täglich über die Balkan-Route einen Weg Richtung Westen, und das könnte laut UNHCR-Nahost-Direktor Amin Awad „nur die Spitze eines Eisberges sein“.

Kroatien verzeichnete zuletzt eine neue Rekordzahl an Ankünften. Allein am Freitag seien fast 10.000 neue Flüchtlinge angekommen, wie das Innenministerium am Samstag in Zagreb mitteilte. Seit die Flüchtlinge vor zehn Tagen erstmals Kroatien als Transitland wählten, seien es 65.000 Menschen gewesen. Fast alle werden mit Bussen und Zügen an die ungarische Grenze gebracht, von wo sie laut Medienberichten von ungarischen Behörden nach Österreich weitergeleitet werden.

Flüchtlinge an der österreichisch-ungarischen Grenze

Reuters/Leonhard Foeger

Warten auf Busse in Nickelsdorf

Volle Notquartiere

Ziel der meisten Flüchtlinge bleibt Deutschland, in Österreich stehen mittlerweile aber Tausende Notquartiere zur Verfügung, und diese waren auch in der Nacht auf Samstag größtenteils gefüllt. Allein in Wien wurden laut dem Leiter des Einsatzstabes der Stadt, Wolfgang Müller, 6.600 Menschen in Notschlafstellen untergebracht. Man werde auch in den kommenden Tagen die Bemühungen in gleichem Ausmaß und mit der gleichen Logistik - Transport per Bus von den Bahnhöfen in die Notquartiere und retour - aufrechterhalten, hieß es in einer Mitteilung aus dem Büro von Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) - mehr dazu in wien.ORF.at.

Lage in Salzburg angespannt

Weiter angespannt bleibt unterdessen die Flüchtlingssituation in Salzburg. Das teilte die Landeskorrespondenz am Samstag nach der mittäglichen Lagebesprechung mit. Für den frühen Nachmittag wurden rund 1.300 Personen im Bereich des Hauptbahnhofs erwartet. Die Bahnhofsgarage war mit 760 Personen fast voll belegt, rund 300 Menschen warteten in der Bahnhofshalle auf ihre Weiterreise nach Deutschland. An der Grenze zu Freilassing warteten am frühen Nachmittag rund 760 Menschen, um die Kontrollen bei der Einreise nach Bayern zu passieren.

Den Salzburger Hauptbahnhof funktionsfähig erhalten und geordnete Verhältnisse garantieren, damit Flüchtlinge weiter nach Deutschland reisen können - das sind laut Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) derzeit die strategischen Hauptziele. Österreich müsse sich einsatztaktisch aber auf eine große Krise vorbereiten, sollte Deutschland die Grenze für Flüchtlinge schließen - mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Mit weiterhin vollen Notquartieren rechnet unterdessen das Rote Kreuz auch in Oberösterreich. Laut Pressesprecher Stefan Neubauer, bereite man sich „wieder auf eine volle Belegung unserer Notunterkünfte vor“. Auch in Klagenfurt zeigt man sich für die Unterbringung von Flüchtlingen in Notunterkünften gerüstet. In der Nacht auf Sonntag werden 400 Personen erwartet, die per Sonderzug von Nickelsdorf kommen. Insgesamt stehen bis zu 1.400 Notquartiere zur Verfügung. Am Donnerstag waren 1.200 davon belegt - mehr dazu in kaernten.ORF.at

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