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Sonnenschutz und Nachtlüften

In den kommenden Tagen wird eine Kaltfront vorerst das Ende der Hitzewelle besiegeln und auch die Temperaturen in den Städten zum Absturz bringen. Doch nach der Hitze ist vor der Hitze: Damit Innenräume bei zurückkehrenden hohen Temperaturen nicht wieder zu Saunakammern werden, plädiert der Bauphysiker Heinz Ferk von der TU Graz dafür, die Abkühlungsphase jetzt möglichst effizient zu nutzen.

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Innenräume sollten bei Sonneneinstrahlung durch konsequente Abdunkelung kühl gehalten werden. Gut geeignet sind hierfür Außenjalousien. Verwendet man keine Abdeckung, dringt durch das Glas Wärmestrahlung in die Innenräume, und die Wärme bleibt dort gestaut. Bei offenen Fenstern wiederum dringt an der Fassade aufgewärmte Luft in den Innenraum.

Fenster in der Nacht öffnen

Zweiter Aspekt im Kampf gegen die Gebäudeüberhitzung ist das Nachtlüften. Bei über Nacht geöffneten Fenstern durchströmt die kühlere Nachtluft unsere Innenräume und entzieht der Gebäudemasse angesammelte Wärme. Optimal ist Querlüftung. Problematisch sei allerdings, dass viele Menschen Einbruch oder Platzregen fürchten, weswegen man sich probate Lüftungssysteme einfallen lassen müsste. Klimaanlagen sind übrigens auch keine Lösung. Besonders kleine, billige Mobilgeräte haben einen sehr hohen Energieverbrauch und CO2-Ausstoß, sie produzieren außerdem erst wieder heiße Luft und sorgen damit für einen zusätzlichen Aufheizeffekt.

Wärme wird gespeichert

Wenn urbane Strukturen wie Gebäudeaußenmauern oder Straßen Sonneneinstrahlung und hohen Lufttemperaturen ausgesetzt sind, heizen sie sich auf. Die Wärme breitet sich dann in den Baustoff aus und wird dort gespeichert. Wie schnell die Temperaturen ansteigen, so Bauphysiker Ferk, ist unter anderem von Baumaterial, Farbe und Position abhängig.

Sind Mauern gedämmt, gibt es einen rascheren Temperaturanstieg als beispielsweise bei Ziegelmauern. Die Verwendung von hellen Farben und reflektierende Farbtöne begünstigen gegenüber dunklen Farbtönen eine niedrige Temperatur. Und horizontale und ostwärts gewandte Flächen sind stärker von Hitzeeinstrahlung betroffen.

Springbrunnen in einem Park in Wien-Neubau

APA/Herbert Neubauer

Grün- und Wasserflächen kühlen Städte ab

Heiße Nächte verhindern Abkühlung

Wenn die Strahlung dann gegen Abend hin nachlässt, sollte die Speichermasse, also beispielsweise Mauern, Decken und Böden, die Hitze wieder abgeben. Das funktioniert allerdings nur bei einem ausreichend großen Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht, weswegen in anhaltenden Hitzeperioden wie jenen der letzten Wochen eine Abkühlung der durchgewärmten Gebäude kaum mehr möglich ist. So wird die Stadt immer wärmer, und das urbane Leben für seine Bewohner zur Herausforderung.

Regen als probates Mittel

Zum guten Kühlmittel wird in solchen Situationen schließlich Regen, weil Wasser eine gute Wärmekapazität hat. Das kühle Nass nimmt viel Wärme auf und sorgt zudem durch die Verdunstung für einen weiteren Kühleffekt. Dieser ist besonders gut, wenn die Feuchtigkeit gehalten wird, was beispielsweise bei Gebäuden aus Ziegel und altem Verputz der Fall ist.

Allerdings werden Strukturen in Städten heute besonders oft aus wasserabweisenden Materialien hergestellt oder damit beschichtet. Bei ihnen perlt das Wasser ab, die Kühlung funktioniert wesentlich schlechter, und der Verdampfungseffekt hat sich auch erledigt. Das wertvolle Kühlwasser wird gewissermaßen den Kanal hinuntergespült.

Urbane Enge heizt die Städte auf

Dass eine Stadt überhaupt zur „Hitzeinsel“ wird, ist von vielen Faktoren beeinflusst. Einerseits begünstigt dichte Verbauung Hitze, da die abstrahlende Wirkung in der Enge höhere Temperaturen bewirkt. Plätze und Straßen, die oft recht dunkle Beläge haben, heizen sich besonders stark auf, und auch der Wärmeausstoß durch den Verkehr oder Betriebe trägt seinen Teil zum Temperaturanstieg bei. Baumaterialien wie Beton und Asphalt haben eine gute Wärmeleitung und große Wärmekapazität. Gibt es dann auch noch wenige Luftschneisen, die kühle Luft durch die Stadt leiten, kann man schnell ins Schwitzen kommen.

Plädoyer für mehr Grün

Vielen der Hitzeprobleme kann man durch kluge Städteplanung entgegentreten, so Ferk. Der Bauphysiker plädiert für die Schaffung von grüneren Städten. Felder, Alleen und Parks sorgen nicht nur für kühlende Beschattung, sie tragen auch ganz wesentlich zur Temperaturverminderung bei. Das passiert durch Transpirationskühlung, das heißt, dass durch Grünflächen ein Teil der Einstrahlungsenergie abgefangen und dieser für Wasserverdunstung verbraucht wird. Auch althergebrachte Maßnahmen wie Springbrunnen können ihren kleinen Teil beitragen.

Die Verwendung der richtigen Farben und Baumaterialien kann ebenfalls maßgebliche Verbesserungen bringen. Hier gilt, dass heller besser ist, weil mehr Einstrahlung reflektiert wird. Man sollte, so Ferk, auch „groß denken“. Es gehe nicht nur darum, die optimale Position für ein Haus, sondern für ein ganzes Viertel zu finden, damit alle Bewohner von einem möglichst angenehmen Klima profitieren können.

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