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Bis zu 77 Prozent weniger Niederschlag

Ein Wetterrekord jagt derzeit den nächsten. So war der Juli der heißeste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1767. In Wien wird es mit Ende der Woche mehr Tage über 35 Grad Celsius, gegeben haben als in den letzten zehn Jahren zusammen. Zudem bleibt der Regen in Ostösterreich seit Monaten so gut wie aus - mit schlimmen Folgen für die Landwirtschaft.

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Die Messstellen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) an der Nordseite der Alpen sind in diesem Sommer staubtrocken. So gab es im Juni vom östlichen Weinviertel entlang des Leithagebirges bis zum Wechselgebiet ein Niederschlagsminus von 88 Prozent. Im niederösterreichischen Poysdorf zum Beispiel fielen seit Jahresbeginn nur 150 Millimeter Niederschlag. In einem durchschnittlichen Jahr sind es hier 259 Millimeter.

Trockener Norden, Gewitter im Süden

Auch im Juli blieben die Niederschläge unter dem vieljährigen Mittelwert, es gab jedoch markante Nord-Süd-Unterschiede. Durch die zahlreichen kräftigen Regenschauer und Gewitter gab es im Süden Österreichs um 25 bis 75 Prozent und vereinzelt sogar knapp über 100 Prozent mehr Regen als in einem durchschnittlichen Juli. So weist Kärnten für die beiden Monate ein Niederschlagsplus von sieben Prozent aus.

Grafik zeigt die Niederschlagsabweichung für Juni/Juli 2015

Grafik: ZAMG/ORF.at; Quelle: ZAMG

Trockene Regionen im Vergleich zum langjährigen Mittel (1981 bis 2010)

Ganz anders an der Nordseite der Alpen: Hier gab es im Juli in vielen Regionen um 50 bis 77 Prozent weniger Regen als im Mittel. In Wien wurde im Juni und Juli um 50 Prozent weniger Niederschlag gemessen, gefolgt von Niederösterreich (minus 48 Prozent) und dem Burgenland (minus 43 Prozent). Auch in Oberösterreich (minus 36 Prozent) und Vorarlberg (minus 25 Prozent) war es deutlich zu trocken. Spitzenreiter im Juli war das oberösterreichische Enns mit nur 17,6 l/m², am meisten Regen fiel in Bad Bleiberg in Kärnten mit 312 l/m².

Wiener Neustadt am trockensten

Der August brachte bisher keine Entspannung in den trockenen Regionen. In Poysdorf fielen laut ZAMG bisher 0,8 l/m², in Wiener Neustadt war es mit 0,1 l/m² bisher am trockensten, auch in Zwettl ist es mit 2,7 l/m² viel zu trocken für die Jahreszeit. Hier ist damit auch das Minimum seit Aufzeichnungsbeginn 1936 erreicht. Auch in Poysdorf und auf der Hohen Warte in Wien ist man schon nahe am absoluten Tiefstwert. Auch Linz leidet nach einem sehr trockenen Februar besonders unter dem ausbleibenden Regen im Sommer.

Kärnten war im Juni und Juli das einzige Bundesland mit einem Niederschlagsplus, und auch im August führt Dellach im Drautal die Niederschlagsstatistik mit 117 l/m² an. Die Messstelle in Gumpenstein (Steiermark) lag als eine der wenigen ebenfalls über dem langjährigen Schnitt, wenn auch hier der August bisher sehr trocken war. In Innsbruck waren die Niederschlagswerte bis Mai überdurchschnittlich, Mitte Juni bis Mitte Juli war es auch in Tirol sehr trocken, seitdem fiel wieder etwas mehr Regen. In Vorarlberg zeichnet sich noch ein durchschnittliches Jahr ab, wenn auch hier der Sommer sehr trocken war.

Gutes Schwammerljahr

Dort, wo es in den letzten Wochen viel geregnet hat, sprießen im Wald die Schwammerln. Die Standler sind heuer mehr als zufrieden: „Es sind optimale Schwammerlbedingungen, viel besser geht es nicht“, sagte Karin Himmelbauer auf dem Salzburger Schrannen-Wochenmarkt gegenüber salzburg.ORF.at. „Es ist schön warm, schön nass. Wenn der Wald so richtig dampft, dann wachsen die Schwammerln“ - mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Kräftiger Weinjahrgang zeichnet sich ab

Beim Wein zeichnet sich ein guter Jahrgang ab. Die lange Hitzeperiode berge keine Gefahren für die Reben, sagte der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Wien und Weinbauer Herbert Schilling. Die Trockenheit habe auch Pilzkrankheiten hintangehalten. Wenn es weiter trocken bleibt, könnte die Lese schon in vier bis fünf Wochen beginnen, sagte der Winzer Richard Zahel - mehr dazu in wien.ORF.at.

Weinreben

ORF.at/Michael Baldauf

Gutes Weinjahr erwartet

Im Burgenland, wo am Dienstag die Sturmlese begann, rechnet man mit einem qualitativ sehr guten Jahr. Durch die Sonneneinstrahlung bildet sich in den Trauben mehr Zucker, wodurch der Alkoholgehalt bei der Gärung steigt. „Es wird ein ausdrucksstarker Jahrgang mit körperreichen Weinen“, hieß es vom Weinbauverband Burgenland. Der eine oder andere Regenguss wäre aber auch hier willkommen. Regen - zumindest in Maßen - würde man sich auch in der Wachau wünschen. Schäden in den Weingärten habe die Hitze aber bisher nicht verursacht, sagte der Winzer Emmerich Knoll. Mit der Wasserversorgung sei man aber am Limit. Auch hier rechnet man mit einem üppigen, kräftigen Jahrgang.

Äpfel mit Sonnenbrand

Andere Pflanzen vertragen die Hitze und Trockenheit weniger gut. In einzelnen Gegenden Oberösterreichs, etwa in der Welser Heide, werden Totalausfälle bei verschiedenen Obst- und Gemüsesorten und Mais erwartet. Die Welser Heide ist durch den Schotterboden ein Extrembeispiel, aber auch in anderen Landesteilen verzeichnen die Bauern deutlich kleinere Früchte. Bei Apfelbauer Franz Allerstorfer in Feldkirchen bei Linz haben viele Äpfel zudem Sonnenbrand - mehr dazu in ooe.ORF.at.

Dürreschäden bis zu 100 Mio. Euro

„Der Schaden, den die Landwirtschaft aufgrund extremer Wettersituationen mit ihrer Werkstatt unter freiem Himmel heuer erleidet, wird enorm. Wir rechnen aus heutiger Sicht mit mittlerweile deutlich mehr als 100 Millionen Euro Dürreschäden in der Landwirtschaft. Zudem verzeichnen wir mehr als 30 Millionen Euro Schaden in der Landwirtschaft durch die schweren Hagelereignisse bis Ende Juli“, sagte Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Hagelversicherung.

Diese Zwischenbilanz zeige, wie verletzlich die standortgebundene Landwirtschaft ist. „Die eingetretenen Hitzeschäden durch die extrem hohen Temperaturen an den Wüstentagen und die ausbleibenden Niederschläge bei den Ackerkulturen, insbesondere Mais, Kürbis, Sonnenblumen, Sojabohnen sowie Kartoffeln, und dem Grünland sind dramatisch. Betroffen sind vor allem Niederösterreich und das Burgenland, doch auch in anderen Bundesländern spitzt sich die Situation zu“, so Weinberger.

Es bleibt heiß

Das Wetter in Österreich bleibt zumindest bis Freitag hochsommerlich. Im Großteil des Landes liegen die Höchstwerte in den nächsten Tagen zwischen 30 und 38 Grad, wobei es im Osten am heißesten wird. Einige Regenschauer und Gewitter bilden sich in den nächsten Tagen am ehesten in der Westhälfte. Erste Signale für ein Ende der Hitzewelle zeigen die Vorhersagemodelle für Sonntag und den Beginn der nächsten Woche.

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