Sarkozy-Vertrauter Woerth freigesprochen
Im Verfahren um die L’Oreal-Milliardärin Liliane Bettencourt hat das Gericht am Donnerstag im südfranzösischen Bordeaux sein Urteil verkündet. Wie erwartet wurde der Vertraute von Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, der ehemalige Haushaltsminister Eric Woerth, freigesprochen. Den langjährigen Freund der Milliardärin, den Fotografen Francois-Marie Banier, verurteilte das Gericht hingegen zu drei Jahren Haft.
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Sechs Monate davon setzte das Gericht in Bordeaux zur Bewährung aus. Daneben muss Banier noch 350.000 Euro Strafe und 158 Millionen Euro Schadenersatz zahlen. Der Jetset-Fotograf kann als Epizentrum der weit verzweigten Affäre rund um eine der reichsten Frauen der Welt gelten. Er soll Bettencourt mehr als 400 Millionen Euro aus der Tasche gezogen haben - zu einer Zeit, als die heute 92-Jährige laut medizinischem Gutachten bereits an Demenz litt.
Familienstreit wurde zur Politaffäre
Vor mittlerweile sieben Jahren war Bettencourts Tochter, Francoise Bettencourt-Meyers, gegen Banier vor Gericht gezogen und hatte damit die Affäre ins Rollen gebracht. Die zukünftige Milliardenerbin strebte damals auch die Entmündigung ihrer Mutter an. Im Zuge des Familienstreits mehrten sich die Vorwürfe, wonach sich Vertraute Bettencourts jahrelang am Vermögen der reichsten Frau Europas bedient hätten.

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158 Millionen Euro muss Banier an Schadenersatz zahlen
Und die Affäre begann schnell Wellen bis in die höchsten politischen Kreise zu schlagen. Auch der konservative Ex-Präsident Nicolas Sarkozy geriet ins Visier der Justiz. Er habe von der Multimilliardärin illegal Spenden für seinen Präsidentschaftswahlkampf 2007 erhalten, lautete der Vorwurf. Im Oktober 2013 stellte die Justiz ihr Verfahren gegen den ehemaligen Präsidenten aus Mangel an Beweisen ein.
Woerth in allen Punkten freigesprochen
Dennoch schwebten über Sarkozy weiterhin Vorwürfe der illegalen Wahlkampffinanzierung. Denn gegen Woerth, den einstigen Schatzmeister von Sarkozys konservativer Partei UMP, ging die Justiz weiter vor. Ihm war vorgeworfen worden, illegal Zehntausende Euro in bar für den Präsidentschaftswahlkampf von Sarkozy im Jahr 2007 entgegengenommen zu haben. Am Ende sah die Staatsanwaltschaft aber auch diese Vorwürfe als nicht erwiesen an und forderte einen Freispruch für den konservativen Abgeordneten.

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Am Ende plädierte die Staatsanwaltschaft für den Freispruch Woerths
Das Gericht sprach Woerth auch in einem anderen Strang der verworrenen Finanzaffären um die reichste Frau Frankreichs frei. Dabei ging es um den Vorwurf der Günstlingswirtschaft mit dem einstigen Vermögensverwalter der Erbin des Kosmetikkonzerns L’Oreal, Patrice de Maistre, weil dieser Woerths Ehefrau angestellt hatte. Das Gericht sprach auch De Maistre von dem Vorwurf frei. Da die Staatsanwaltschaft für Woerth in beiden Fällen auf Freispruch plädiert hatte, gilt es als sehr unwahrscheinlich, dass die Anklage in seinem Fall in Revision gehen wird.

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2011 wurde Bettencourt auf Betreiben ihrer Tochter unter Vormundschaft gestellt
Der einstige Vermögensverwalter De Maistre bekam eine Haftstrafe von 30 Monaten, davon zwölf auf Bewährung, sowie eine Geldstrafe von 250.000 Euro. Dieselbe Strafe verhängte das Gericht gegen Anwalt Pascal Wilhelm. Gegen fünf weitere Angeklagte verhängte das Gericht teils geringere Haft-, teils Geldstrafen. Über einen weiteren Angeklagten, ein ehemaliger Krankenpfleger Bettencourts, der kurz vor Prozessbeginn einen Suizidversuch unternommen hatte, soll später geurteilt werden.
Weitere drohende Verfahren
Sarkozy mag zwar von den Vorwürfen rund um Bettencourt befreit sein. In einer Reihe anderer Justizverfahren geht es aber nach wie vor um die Wahlkampffinanzen des ehemaligen Präsidenten. So ermittelt die Justiz, ob er für den Wahlkampf 2007 große Geldbeträge vom damaligen libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi bekommen hat. In anderen Fällen geht es um den Vorwurf falscher Abrechnungen und um Finanztricks in seinem Wahlkampf 2012.
Das alles hält den ehemaligen Präsidenten allerdings nicht davon ab, an seiner Rückkehr in den Elysee-Palast zu arbeiten. Nach seinen jüngsten Plänen will er der konservativen und durch zahlreiche Affären angeschlagenen UMP ein neues Image verpassen und sie in Die Republikaner umbenennen. Bis Freitag können die Parteimitglieder ihre Stimme für oder gegen diesen Schritt abgeben. Die Umbenennung soll dann am Samstag auf einem Parteitag in Paris vollzogen werden, zu dem 20.000 Teilnehmer erwartet werden.
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