„G’nackwatschn“ und „mehr als drei Bier“
Die FPÖ hat am Montag zehn Jahre Obmannschaft von Heinz-Christian Strache gefeiert. In der „kurzen Zeit“ sei „Unglaubliches gelungen“, so Strache selbst: „Das ist ein Erfolgsweg, den niemand leugnen kann“, verwies er auf Wahlergebnisse der vergangenen Jahre. Die Zeit unter seiner Führung ab dem 23. April 2005 sei „aber erst der Anfang“ gewesen, ab nun wolle man „nachhaltig Geschichte schreiben“.
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Der Rahmen der Veranstaltung - im Parlament - war bewusst staatstragend gewählt. Eingeladen waren ebenso Spitzenrepräsentanten der anderen Parteien. Gekommen waren jedoch nur Team-Stronach-Klubobfrau Waltraud Dietrich und NEOS-Klubchef Matthias Strolz. Vertreter von SPÖ und ÖVP kamen deutlich zu spät, die Grünen hatten die Einladung gänzlich ausgeschlagen. Ohnehin war die Veranstaltung wohl für die eigene Klientel gedacht.
„Selbstverständlich“ will man mitregieren
Die Rettung und der Wiederaufstieg der Freiheitlichen sei gelungen, und damit müssten sich „schmerzvoll“ auch die politischen Mitbewerber auseinandersetzen. „Gegen alle Widerstände“ sei es gelungen, die FPÖ als „sehr schwieriges Erbe“ wieder auf ihre „glaubwürdigen Positionen“ und Kernthemen zurückzuführen, so Strache. Nächstes Ziel müsse „selbstverständlich“ sein, Regierungsverantwortung in den Ländern und im Bund anzustreben: „Wir wollen freiheitliche Ideen umsetzen.“

APA/Georg Hochmuth
Strache bei der Veranstaltung im Parlament
Auf manche Erfahrungen der vergangenen Jahre hätte Strache laut eigener Aussage „gern verzichtet“, Fehler und Hürden seien aber wichtig, um sich weiterzuentwickeln: „Manchmal braucht man die G’nackwatschn.“ Den Weg, auf dem „ganze Felsbrocken gelegen“ seien, wolle er dennoch nicht missen: „Alles, was man überlebt, ist wie eine Schutzimpfung zu sehen, das stärkt einen“, so Strache. Zäsuren seien notwendig, um wahre Freunde zu erkennen, so Strache offenbar in Anspielung auf die freiheitlichen Bruderkriege zwischen FPÖ, BZÖ und FPK.
Aktive und ehemalige FPÖ-Spitze als Publikum
Unter den Gästen fanden sich neben aktiven FPÖ-Repräsentanten, darunter dem Dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer, auch Ex-Parteichef und Ex-Vizekanzler Norbert Steger und Ehrenobmann Hilmar Kabas, der neben Oberösterreichs FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner ebenfalls eine Rede hielt. Zu Hofer ließ Strache wissen, dass er diesen 2003 auf einem WC kennengelernt habe. Generalsekretär Herbert Kickl wiederum kenne er seit einem Treffen, bei dem man „mehr als drei Bier“ getrunken habe.
Haiders langer Schatten
Der Schatten des vormaligen Parteichefs Jörg Haider sind weder die Partei noch Strache losgeworden, wie sich am Montag zeigte. In seiner Rede nannte Strache seinen Vorgänger eine „großartige Persönlichkeit“. Dieser habe aber „wie jeder von uns zahlreiche Fehler gemacht“, so der heutige Obmann. Sein „schwerster Fehler“ sei die Spaltung der Partei gewesen. Knapp vor Haiders Unfalltod habe er ihn aber getroffen, und man habe sich menschlich ausgesöhnt: „Ich trage ihm persönlich auch nichts mehr nach.“
Haider bleibt auch aus der Sicht von Parteiideologe Andreas Mölzer die Messlatte für Strache. Wie Mölzer anlässlich des Jubiläums gegenüber der APA meinte, sei die FPÖ unter Strache zwar wieder eine „ideologisch fundierte Partei“ geworden, mit Haiders „messianischem Führungsstil“ könne Strache aber nicht konkurrieren. Außerdem wäre für die FPÖ unter Strache „eine zusätzliche Intellektualisierung vielleicht nicht schlecht“. Dafür habe Strache im Gegensatz zu Haider „ein gewisses Maß an Berechenbarkeit“.
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