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Feldlabor zur Identifizierung

Die Rettungskräfte am Absturzort in den französischen Alpen kämpfen mit den schwierigsten Bedingungen. Bisher konnten sie nur Leichenteile sammeln. „Wir haben bisher keinen einzigen vollständigen Körper geborgen“, sagte Kriminaltechniker Patrick Touron am Freitag am Einsatzort in Seyne-les-Alpes.

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Touron sprach von etwa 400 bis 600 Leichenteilen, die gefunden worden seien. Es gebe einige Übereinstimmungen mit den DNA-Proben, die bei Angehörigen der Opfer genommen worden sind. Auch biometrische Daten etwa von Zahnärzten und Röntgenbilder würden herangezogen. Die Gewebeproben werden den Angaben zufolge in Umschlägen ins Labor versandt. Es werde nun versucht, die Leichenteile den Opfern zuzuordnen. Dabei würden alle Mittel eingesetzt, um den Familien ihre Angehörigen zurückgeben zu können. Die Identifizierungen sollen erst bekanntgegeben werden, wenn alle erfolgt sind, sagte der Sprecher.

Extrem schwierige Bedingungen

Die Ermittler hoffen, die Bergungsarbeiten in den nächsten Tagen abschließen zu können. Wenn die Leichen und Leichenteile wie erhofft binnen sieben Tagen geborgen seien, wollten die Ermittler in einer zweiten Phase dann Wrackteile sichern, die für die Recherchen nötig seien, sagte der französische Staatsanwalt Brice Robin am Sonntag. Er verwies auf die extrem schwierigen Bedingungen in dem schwer zugänglichen Gelände der Absturzregion.

Robin teilte mit, bis Montagabend solle ein Fahrweg für Geländefahrzeuge zur schwer zugänglichen Unglücksstelle angelegt werden. Bisher ist die abgelegene Gegend nur per Hubschrauber oder Fußmarsch erreichbar. Die Fahrstraße soll die Bergung größerer Trümmerteile erleichtern, die nur schwer per Helikopter transportiert werden können.

Einsatzkräfte an der Unfallstelle

Reuters/Emmanuel Foudrot

Die Einsatzkräfte müssen im steilen Gelände mit Seilen gesichert werden

Aus dem vorderen Bereich des Airbus A320, der gegen eine Bergwand prallte, seien die Trümmer und Leichenteile winzig, jene aus dem hinteren Bereich seien größer, berichteten Einsatzkräfte am Ort der Katastrophe. Die Bergungskräfte und Ermittler müssen sich anseilen, um in dem steilen Berggelände überhaupt arbeiten zu können. Ein Teil der Ermittler kümmert sich um DNA-Proben, die anderen unterstützen die Ermittlungen der Justiz zur Absturzursache. „Wir sammeln erst die biologischen Elemente, dann die Trümmer“, sagte ein Polizist im nahe gelegenen Seyne-les-Alpes.

Zelte im Dorf aufgeschlagen

In dem kleinen Dorf rund zehn Kilometer von der Absturzstelle entfernt stehen neben der Kapelle, in der Hunderte Familienangehörige am Donnerstag getrauert hatten, einige Zelte. Die Angehörigen von Opfern, die eingewilligt hatten, gaben dort ihre DNA-Proben ab. Einige hundert Meter weiter wurde ein biologisches Labor mit mehreren durch Generatoren mit Strom versorgten Kühlwagen und Kleintransportern für die Identifizierungsarbeit vor weißen, lichtundurchlässigen Zelten geparkt.

„Wir haben ein Feldlabor eingerichtet in Seyne, wo wir an die Identifizierung der Opfer gehen,“ so Gendarmeriesprecher Xavier Vialenc: „Von den Trümmern des Flugzeugs ist nicht viel übrig, vor allem die zahlreichen menschlichen Überreste müssen eingesammelt werden, die Arbeiten könnten noch zwei Wochen dauern.“

Forensiker an der Unfallstelle

Reuters/Eric Gaillard

Dutzende Forensiker sind nahe dem Absturzort im Einsatz

Polizei riegelt Feldlabor ab

Dutzende Experten arbeiten in Seyne-les-Alpes auf der Basis der „auf dem Berg entnommenen Proben, die per Hubschrauber zurückgebracht werden, bevor sie von sechs Gendarmen“ bis zum Labor gebracht werden. „Wir entnehmen hier die DNA und vergleichen sie mit den bei den Familien entnommenen Proben.“ Das gesamte Labor ist ebenso wie der Weg vom Hubschrauberlandeplatz bis dorthin von der Polizei abgeriegelt.

Für gewöhnlich versuchen Ermittler nach Unfällen, Anschlägen und Naturkatastrophen, Fingerabdrücke von den Opfern zu nehmen sowie nach persönlichen Gegenständen wie Ausweisen und Schmuck zu suchen. Auch besondere Merkmale wie Operationsnarben gehören zu den geeigneten Kennzeichen für eine Identifizierung. Finden die Spezialisten wegen des Grades der Verletzungen solche Merkmale nicht, erstellen sie normalerweise einen Zahnstatus. Um einen Toten über sein Gebiss zu identifizieren, müssen Zahnarztunterlagen oder Röntgenbilder vorliegen.

Angehörige müssen lange warten

Wegen der grauenhaften Zerstörung der Germanwings-Maschine dürfte es bei vielen Todesopfern der Katastrophe notwendig sein, eine DNA-Analyse vorzunehmen - das ist die zeitaufwendigste und kostspieligste Methode. Für die Familien der Opfer bedeutet das Prozedere eine schwer zu ertragende, lange Wartezeit.

„Die Familien haben mich gefragt, wann sie die Leichname bekommen könnten“, sagte der Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin, am Donnerstag nach einem Treffen mit Angehörigen. Die sterblichen Überreste würden freigegeben, „wenn die ganze Kette der DNA-Nachforschung abgeschlossen ist“. Dem Staatsanwalt zufolge wird das „Wochen“ dauern.

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