Arabische Liga tagt am Wochenende
Der schwelende Bürgerkrieg im Jemen weitet sich zum Regionalkonflikt aus. Jemens Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi hat sich am Donnerstag Medienberichten zufolge nach Saudi-Arabien abgesetzt, nachdem Kampfjets aus Saudi-Arabien mit Unterstützung arabischer Verbündeter eine Militärintervention gegen die schiitischen Huthi-Rebellen gestartet hatten.
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Hadi verließ nach Berichten des Senders Al-Arabija „unter saudischem Schutz“ den Jemen, um am Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Ägypten teilzunehmen. Der Staatschef sei am Donnerstagabend in Riad eingetroffen, meldete die saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA. Während seines zweitägigen Aufenthalts in Saudi-Arabien steht unter anderem ein Treffen mit dem saudischen König Salman auf dem Programm.

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Hadi bei der Ankunft in Riad
Anschließend will Hadi zum Gipfeltreffen der Arabischen Liga im ägyptischen Badeort Sharm el-Sheikh weiterreisen, das am Samstag beginnt. Der von den USA und Saudi-Arabien geförderte Hadi war vor den Rebellen nach Aden geflohen und hatte die südliche Hafenstadt zur neuen Hauptstadt ausgerufen. Doch am Mittwoch waren die Huthis bis nach Aden vorgerückt und hatten Hadi erneut zur Flucht gezwungen.
Gemeinsame Eingreiftruppe geplant
Bei dem Treffen in Ägypten sollen die arabischen Staaten auch über eine gemeinsame Eingreiftruppe entscheiden, die schnell auf Krisen in der Region reagieren soll. Das beschlossen die Außenminister der Arabischen Liga bei dem Treffen in Sharm el-Sheikh, wie ägyptische Medien am Donnerstagabend berichteten. Die gemeinsame Truppe solle eingreifen, wenn Sicherheit und Frieden in der arabischen Welt bedroht seien, sagte der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi.
Saudi-Arabien überlegt Bodenoffensive
In der Nacht auf Donnerstag hat Saudi-Arabien gemeinsam mit einer Allianz arabischer Staaten mit den USA abgestimmte Luftangriffe auf Stellungen der aufständischen schiitischen Huthi-Miliz und auf die von diesen gehaltene jemenitische Hauptstadt Sanaa gestartet. „Wir werden alles Erforderliche unternehmen, um die legitime Regierung des Jemen vor dem Sturz zu bewahren“, sagte Saudi-Arabiens Botschafter in den USA, Adel al-Jubeir.

APA/ORF.at
Ein saudi-arabischer Regierungsvertreter sagte, womöglich sei eine Bodenoffensive nötig, um die Ordnung wiederherzustellen. Nach einem Bericht des Senders Al-Arabija hat das Königreich 100 Kampfflugzeuge und 150.000 Soldaten für die Offensive abgestellt. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Katar, Bahrain, Kuwait, Jordanien, Marokko, Jordanien und der Sudan sollen beteiligt sein - ebenso wie Ägypten, das auch vier Kriegsschiffe entsandte, um den Golf von Aden zu sichern.
Die USA und Großbritannien sicherten Saudi-Arabien ihre Unterstützung zu, schlossen eine Beteiligung an den Kämpfen aber aus. Washington will Riad mit Logistik und Geheimdienstinformationen unterstützen, hieß es am Donnerstag aus dem US-Außenministerium. Die USA bauen eine gemeinsame Planungsstelle mit Saudi-Arabien auf, um ihre Unterstützung zu koordinieren.
Iran verurteilt „Aggression“
Saudi-Arabien geht davon aus, dass die Huthi-Miliz vom Erzrivalen Iran unterstützt wird. Das sunnitische Saudi-Arabien und der schiitische Iran ringen um die Vorherrschaft im Nahen Osten. Im Jemen steht Präsident Hadi für den sunnitischen Teil der Bevölkerung, die Huthi-Rebellen zählen zu den Schiiten. Die Rebellen hatten in den vergangenen Monaten nach und nach immer größere Teile des Jemen unter ihre Kontrolle gebracht.

Reuters/Khaled Abdullah
Die saudischen Kampfjets bombardierten auch Ziele in der Hauptstadt Sanaa
Die Führung in Teheran gab bekannt, der Miliz weder finanziell noch militärisch zu helfen. Der Iran forderte laut der halbamtlichen Nachrichtenagentur FARS Saudi-Arabien auf, die „Aggression und Luftangriffe“ umgehend zu stoppen. Ein hochrangiger iranischer Regierungsvertreter sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die islamische Republik werde alle politischen Wege nutzen, um die Spannungen im Jemen zu lindern: „Eine Militärintervention ist für Teheran keine Option.“ Derzeit verhandelt der Iran mit den fünf UNO-Vetomächte sowie Deutschland über eine mögliche Einigung im Atomstreit.
Huthi warnen vor „großem Krieg“
Der Außenminister der VAE, Anwar Mohammad Gargash, schrieb auf Twitter: „Der strategische Wandel der Region kommt dem Iran zugute. Wir dürfen die Tatsache nicht verschweigen, dass die Huthi sein Banner tragen.“ Die Türkei erklärte indes, sie werde den Einsatz womöglich logistisch unterstützen. Den Iran und „terroristische Gruppen“ rief die Regierung in Ankara dazu auf, sich zurückzuziehen. Pakistan sicherte Saudi-Arabien im Falle einer Bedrohung ebenfalls seinen Beistand zu.
Die saudi-arabische Regierung und die Regierungen der Golfstaaten würden ihre Aggression noch bedauern, sagte dagegen ein Mitglied des Huthi-Politbüros dem Sender Al-Jazeera. Er warnte vor dem Ausbruch eines „großen Krieges“.
Saudische Flughäfen gesperrt
Medienberichten zufolge befindet sich der gesamte jemenitische Luftraum unter Kontrolle Saudi-Arabiens. Am Abend wurden weitere Ziele bombardiert - darunter der von den Huthi-Rebellen kontrollierte Militärstützpunkt Al-Tarik in der drittgrößten Stadt Taes im Südwesten des Landes.
Die Huthis reagierten mit Boden-Luft-Raketen auf die Angriffe aus der Luft. Drei hohe Huthi-Militärkommandeure seien getötet worden, hieß es bei al-Arabija. Auch in Sanaa wurden Ziele bombardiert - darunter der Präsidentenpalast sowie die Hauptquartiere von Polizei und Spezialkräften. Laut dem von den Huthis kontrollierten Gesundheitsministerium in Sanaa starben dadurch 25 Zivilisten, 40 weitere wurden verletzt. Die Angriffe hätten Wohngebiete in der Nähe des Flughafens getroffen.
UNO: Verhandlungen einzige Lösung
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon rief indes die Bürgerkriegsparteien im Jemen dringend zu Verhandlungen auf. Nur so könne angesichts der Eskalation des Konflikts eine Lösung erzielt werden, sagte Ban laut Mitteilung der Vereinten Nationen (UNO) in New York. Er verfolge die Lage in dem arabischen Land sehr genau und habe zur Kenntnis genommen, dass Saudi-Arabien gemeinsam mit arabischen Verbündeten mit Waffengewalt in den Bürgerkrieg eingegriffen habe. Alle Beteiligten erinnerte er an ihre Verpflichtung zum Schutz von Zivilisten nach internationalem Recht. Auch der UNO-Sicherheitsrat habe Zurückhaltung gefordert.
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