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Konsequenzen für Transport

Die militärische Eskalation der Krise im Jemen hat am Donnerstag die Ölpreise kräftig angeschoben. Die Nordsee-Sorte Brent verteuerte sich in der Spitze um 5,8 Prozent auf 59,78 Dollar je Barrel (159 Liter).

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„Geopolitische Risiken wie diese sind zuletzt ausgeblendet worden, da sich die Marktteilnehmer auf das globale Überangebot fokussiert haben“, sagte Ole Hansen, Rohstoffanalyst bei der Saxo Bank. Doch mit dem Eingreifen der Nachbarländer unter saudischer Führung sei die Weltpolitik schlagartig wieder in den Fokus gerückt - zumindest kurzfristig, fügte Commerzbank-Analystin Barbara Lambrecht hinzu. Der unverändert hohe Bestand an Öl in den USA dürfte die Preise aber bald wieder drücken.

Die Regierung in Teheran verhandelt derzeit mit dem Westen über eine Beilegung des Atomstreits im Tausch für die Aufhebung von Sanktionen bei der Ölausfuhr und scheint offenbar erstmals seit langem einer Lösung nahe zu sein.

Geografische Lage des Jemen bedeutend

Der Jemen ist laut Commerzbank zwar als Ölproduzent mit einer schrumpfenden Förderung von zuletzt nur noch 100.000 Barrel pro Tag eher unbedeutend. Aber seine geografische Lage sei von hoher Relevanz, da die Meerenge Bab al-Mandab laut US-Energiebehörde (EIA) ein entscheidender Knotenpunkt für den Öltransport sei. Die Tanker der arabischen Ölproduzenten passieren auf dem Weg zum Sueskanal den Golf von Aden entlang der jemenitischen Küste.

Laut EIA-Schätzungen von 2013 transportieren sie auf dieser Linie täglich 3,8 Millionen Fässer mit Rohöl. „Eine Verschlechterung der Sicherheitslage in dieser Region würde die Transportwege massiv verlängern“, erläuterte Lambrecht. Doch das ändere nichts an der Ölschwemme in den USA.

Ölbestände stark gestiegen

Der US-Ölboom durch die Förderung von Schieferöl hat trotz des Rückgangs von Bohrungen in diesem Jahr zu einem enormen Anstieg der Ölbestände in den USA geführt. Seit Wochen steigen diese auf immer neue Rekordhöhen. Erst in der vergangenen Woche hatten die Bestände zudem mit über acht Millionen Barrel so stark zugenommen wie seit mindestens 80 Jahren nicht mehr, wie das US-Energieministerium mitteilte.

Diese Rekordbestände könnten nicht einfach abfließen, sagte Analyst Hansen von der Saxo Bank. Dagegen können laut Lambrecht Risikoprämien ebenso schnell verschwinden, wie sie steigen. „Dagegen eher langsam bauen sich physische Ungleichgewichte ab.“ Das Aufwärtspotenzial der Preise sei begrenzt, es sei denn, die Krise eskaliere, stimmte Hansen zu. Man müsse abwarten, wie sich die Lage im Jemen weiterentwickle.

Laut Lambrecht sorgen sich auch viele Anleger darüber, dass im Jemen eine Art Stellvertreterkrieg zwischen dem mehrheitlich sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran geführt wird. Zudem fürchten die Golfstaaten für den Fall einer Einigung im Atomstreit einen Machtzuwachs für den Iran im Nahen Osten. Laut Börsianern könnte diese Gemengelage zumindest auch das Abwärtspotenzial der Ölpreise in Schach halten. Im vergangenen Jahr hatten sich die Ölpreise halbiert.

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