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Auch libysche Luftwaffe beteiligt

Die ägyptische Luftwaffe hat Montagfrüh Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Libyen angegriffen. Das sei eine Reaktion auf die Ermordung von Ägyptern durch den IS gewesen, hieß es in einer Mitteilung der Armee. Die Flugzeuge hätten Stellungen sowie Waffen- und Munitionslager der Terrormiliz bombardiert. Die Ziele seien präzise getroffen worden.

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Der Stabschef der libyschen Luftwaffe sagte dem arabischen Nachrichtensender al-Arabija, auch libysche Flugzeuge seien an dem Einsatz beteiligt gewesen. Die Kampfjets hätten Ziele nahe der Städte Bengasi und Sirte angegriffen, sagte Stabschef Sakir al-Dschuruschi der libyschen Nachrichtenseite al-Wasat.

Laut dem TV-Sender al-Jazeera hatten die Kampfjets auch Ziele nahe dem ostlibyschen Derna angegriffen. Derna gilt als lokale Hochburg einer Terrorgruppe, die im Oktober vergangenen Jahres dem IS die Treue geschworen hatte. Sie hat sich nach eigener Darstellung nun in einen ost- und einen westlibyschen „Staat“ zu Diensten der IS-Miliz unterteilt. Laut einem Kommandanten der libyschen Luftwaffe wurden bei den Luftschlägen 40 bis 50 IS-Kämpfer getötet.

Hollande und Sisi fordern „neue Maßnahmen“

Frankreichs Staatschef Francois Hollande und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi forderten am Montag eine Sitzung des UNO-Sicherheitsrats zum Kampf gegen den IS in Libyen. Beide Staatschefs hätten in einem Telefonat über „die Situation in Libyen und die Ausweitung der Aktivitäten des IS in diesem Land“ gesprochen, teilte die französische Präsidentschaft mit.

Die internationale Staatengemeinschaft müsse „neue Maßnahmen beschließen, um dieser Gefahr entgegenzutreten“. Wenn in Libyen nicht hart gegen die „Terrororganisationen“ durchgegriffen werde, sei das eine Bedrohung für Sicherheit und Frieden weltweit, sagte Ägyptens Außenminister Sameh Schukri.

IS richtet sich in Video erstmals direkt an Christen

Der IS enthauptete nach eigenen Angaben in Libyen 21 koptische Christen aus Ägypten. In einem am Sonntag im Internet veröffentlichten Video wird die Ermordung mehrerer Männer gezeigt. Sisi hatte danach eine „angemessene Reaktion“ angekündigt. Zudem rief er eine siebentägige Staatstrauer aus. Die auf islamistische Aktivitäten im Internet spezialisierte US-Website SITE hält das Video für echt.

Startvorbereitungen eines ägyptischen Kampfflugzeugs

APA/AP/Egyptian State Television via AP video

Das ägyptische Staatsfernsehen zeigte am Montag Vorbereitungen der Luftwaffe auf den Luftschlag gegen den IS in Libyen

In dem Videomaterial sind 21 gefesselte Männer in orangefarbener Kleidung zu sehen, die von schwarz gekleideten IS-Kämpfern einen Strand entlanggeführt werden. Später ist die Enthauptung von mindestens zehn der Gefangenen zu sehen. Bei den Opfern handelt es sich dem libyschen IS-Ableger zufolge um Kopten, die in Libyen gefangen genommen wurden. Getötet wurden sie laut IS-Angaben in der Provinz, in der auch die Hauptstadt Tripolis liegt. Erstmals richtet sich der IS damit direkt an Christen, und erstmals wurde damit eine Gräueltat des libyschen Ablegers der ursprünglich in Syrien und im Irak kämpfenden IS-Miliz veröffentlicht.

Ebenfalls am Sonntag veröffentlichten die libyschen Dschihadisten Bilder, die die Einnahme eines strategisch wichtigen Küstenabschnittes nahe Sirte zeigen sollen. Im vergangenen Oktober hatten Dschihadisten aus dem zwischen mehreren Milizen umkämpften Land dem IS die Treue geschworen. Auch in Algerien und Ägypten hat der IS mittlerweile Ableger. Die ägyptischen Anhänger verbreiteten ebenfalls bereits Enthauptungsvideos aus dem Nordsinai.

Koptisch-orthodoxe Kirche bestätigt Ermordung

Die koptisch-orthodoxe Kirche bestätigte die Ermordung von 21 Christen durch den IS und forderte, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. „Diese Menschen wurden getötet, nur weil sie Christen sind“, sagte der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian. Der „Bild“-Zeitung (Montag-Ausgabe) sagte er, die Christen seien als Gastarbeiter in Libyen gewesen und „gerade auf dem Heimweg nach Ägypten, als ihr Bus von den Terroristen aufgehalten wurde“. Diese verlangten die Ausweise der Gastarbeiter und zwangen die Kopten auszusteigen - mehr dazu in religion.ORF.at.

„Tat des absolut Bösen“

Die neue Gräueltat des IS wurde weltweit scharf verurteilt. „Ich bin zutiefst schockiert über das Massaker an Kopten durch den IS - das ist eine Tat des absolut Bösen (an act of pure evil)“, ließ Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) in englischer Sprache über Twitter verlauten. „Es zeigt die Notwendigkeit, mit allen Mitteln gegen den IS zu kämpfen“, so Kurz. Auch Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) verurteilte die neue Gräueltat „auf das Schärfste“.

Der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, sprach in Washington von „verachtenswerten und feigen“ Morden. Das jüngste Blutvergießen bestärke die internationale Gemeinschaft nur in ihrer Entschlossenheit, sich gegen den IS zu stellen. Die deutsche Bundesregierung verurteilte den „barbarischen Terrorakt“, wie Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin sagte: „Das sind sadistische Verbrecher.“

Papst Franziskus äußerte sich „zutiefst traurig“. Die Kopten seien für nichts anderes als für die Tatsache getötet worden, dass sie Christen sind, sagte er in Rom. Auch die angesehene islamische Al-Ashar-Universität in Kairo verurteilte die Ermordung der Kopten als „barbarisch“. Solch eine Tat habe nichts mit einer Religion der menschlichen Werte zu tun.

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