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Missbrauch, Folter und Mord

Kinder werden im Irak nach Einschätzung der Vereinten Nationen (UNO) systematisch von bewaffneten Gruppen missbraucht und ausgebeutet. Insbesondere die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) rekrutiere Minderjährige für ihren Kampf, beklagte das UNO-Komitee zum Schutz der Kinderrechte am Mittwoch in Genf.

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„Kinder werden als Selbstmordattentäter eingesetzt, unter ihnen auch Behinderte und Kinder, die von ihren Familien an bewaffnete Gruppen verkauft wurden“, heißt es in einem Bericht der 18 unabhängigen Experten, die die Einhaltung der UNO-Kinderrechtskonvention überwachen.

Vor allem Minderheiten betroffen

Der IS missbrauche Minderjährige als menschliche Schutzschilde, um Luftangriffe auf seine Einrichtungen zu verhindern. Kinder müssten auch an Kontrollposten arbeiten oder würden dazu gezwungen, Bomben für die Dschihadisten zu bauen. Das UNO-Komitee warf den IS-Kämpfern außerdem vor, zahlreiche Kinder sexuell missbraucht, gefoltert und getötet zu haben. Betroffen seien vor allem Angehörige von Minderheiten.

Die Kämpfer des IS kontrollieren große Gebiete im Irak und im benachbarten Syrien. In den von ihnen eroberten Gebieten errichteten die Dschihadisten einen islamischen Gottesstaat. Das UNO-Komitee rief die irakische Regierung auf, zumindest in ihrem Einflussgebiet den Schutz von Kindern zu gewährleisten. Die Experten warfen Bagdad vor, Kinder zur Bewachung von Kontrollposten der Armee einzusetzen. Zudem würden Minderjährige wegen Terrorverdachts unter widrigen Bedingungen festgehalten. Darüber hinaus verurteilte das UNO-Gremium die Zwangsverheiratung von Mädchen.

Amnesty: IS vergewaltigte Hunderte Mädchen

Bereits im Dezember hatte Amnesty International (AI) berichtet, dass im Nordirak Hunderte oder sogar Tausende Frauen und Mädchen der jesidischen Minderheit von IS-Kämpfern sexuell ausgebeutet worden seien. Dem Bericht lagen 40 Interviews mit jesidischen Mädchen und Frauen zugrunde, die unter den Taten von IS-Kämpfern und deren Gefolge zu leiden hatten oder Zeuginnen davon geworden waren. „Die Leben Hunderter jesidischer Frauen liegen in Scherben“, heißt es in dem im Dezember veröffentlichten Bericht.

Laut AI waren die meisten Täter Iraker und Syrer. Viele davon gehörten dem IS an, andere gehörten zu deren Gefolge. Einige der befragten Jesidinnen hätten bei den Familien ihrer Peiniger, also mit deren Frauen und Kindern, gelebt. „Folter, Vergewaltigung und andere Formen sexueller Gewalt an jesidischen Mädchen und Frauen, die entführt wurden, belegen das Ausmaß der Verrohung der Gruppe, die sich selbst Islamischer Staat nennt“, heißt es bei AI. Seit August gebe es eine „Welle der ethnischen Säuberung“ durch den IS in der Region Sindschar, erklärte die Menschenrechtsorganisation.

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