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Weltweites Entsetzen nach Verbrennung

Nach der Tötung einer jordanischen Geisel durch die Miliz Islamischer Staat (IS) hat Jordanien seine angekündigte Reaktion wahr gemacht und zwei Dschihadisten hingerichtet. Die Irakerin Sadschida al-Rischawi, die der IS freipressen wollte, und das Al-Kaida-Mitglied Ziyad Karboli wurden am Mittwoch exekutiert, wie die Regierung in Amman mitteilte.

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Die Terroristin Rischawi und der Extremist Karboli wurden um 4.00 Uhr morgens (Ortszeit, 3.00 Uhr MEZ) exekutiert, wie Regierungssprecher Mohammed al-Momani sagte. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurden die Urteile im Swaka-Gefängnis südlich der Hauptstadt Amman vollstreckt. Am Dienstagabend hatte US-Präsident Barack Obama den jordanischen König Abdullah II. wegen der Ermordung der Geisel im Weißen Haus empfangen.

Vergeltung war angekündigt worden

Jordanien hatte eine entschiedene Reaktion angekündigt, nachdem am Dienstag ein Video im Internet aufgetaucht war, das die Verbrennung der jordanischen IS-Geisel Muath al-Kasasba zeigte. Ein Sicherheitsvertreter in Amman sagte dazu, als Reaktion darauf werde im Morgengrauen die Todesstrafe gegen Rischawi vollstreckt, außerdem würden mehrere weitere Dschihadisten exekutiert. Rischawi war nach einer Anschlagsserie auf drei Hotels in Amman Ende 2005 mit 60 Toten festgenommen worden. Im April 2006 wurde sie zum Tode verurteilt.

Irakerin Sajida al-Rischawi

APA/EPA/Petra Jordan News Agency

Sadschida al-Rischawi wurde in der Nacht auf Mittwoch exekutiert

Ein Umstand dürfte in Amman zusätzliche Wut hervorgerufen haben - schließlich dürften die Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch nur zynisches Geplänkel gewesen sein: Der IS verlangte nämlich kürzlich die Freilassung der Dschihadistin im Gegenzug für den Kampfpiloten. Nach Überzeugung Ammans wurde Kasasba jedoch bereits Anfang Jänner ermordet - erst danach stellte der IS seine Forderung. Amman hatte sich bereit gezeigt, auf den Tauschhandel einzugehen, zuvor aber ein Lebenszeichen des Jordaniers verlangt.

Abscheuliche Ermordung

Die vom IS am Dienstag verbreiteten Aufnahmen zeigen eine abscheuliche Ermordung eines IS-Gefangenen: Die jordanische Geisel wird in einem Metallkäfig in Brand gesteckt und verbrennt bei lebendigem Leib.

Der Vater des getöteten jordanischen Piloten forderte, „scharfe Rache“ an der Terrormiliz zu nehmen. Der IS sei eine „Verbrecherorganisation“ und weit vom Islam entfernt, sagte Safi al-Kasasba am Mittwoch dem arabischen Nachrichtenkanal Al-Arabija. Muslime und Christen gedachten am Mittwoch in Trauerzeremonien des ermordeten Piloten. Die jordanische Regierung ordnete zudem eine dreitägige Staatstrauer an. Die Jordanier erwarteten auch von der internationalen Koalition weitere Luftschläge, um den IS zu zerstören.

Tat löste international Entsetzen aus

International wurde die Tat erschüttert aufgenommen und scharf verurteilt. Obama empfing kurzfristig König Abdullah II. im Weißen Haus. Der Monarch hielt sich in der US-Hauptstadt auf, eine Begegnung mit Obama war ursprünglich aber nicht vorgesehen. Nach dem Treffen sagte ein US-Vertreter, Obama und Abdullah II. seien sich einig, dass der „abscheuliche Mord an dem mutigen Jordanier“ die Entschlossenheit der internationalen Gemeinschaft im Kampf gegen den IS noch verstärke. US-Vizepräsident Joe Biden sagte Jordanien die Unterstützung der USA zu. Der jordanische König Abdullah II. sprach zuvor in einer TV-Ansprache von einem Akt „feigen Terrors“ durch eine „abartige Gruppe“, die mit dem Islam nichts zu tun habe.

Damaskus ruft Amman zu Kooperation auf

Zahlreiche Staaten der arabischen Welt verurteilten die Tat ebenfalls, darunter Bahrain, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate. Unterdessen rief Syrien die Regierung in Amman zur Zusammenarbeit im Kampf gegen IS auf. Jordanien solle „im Kampf gegen den Terrorismus, repräsentiert durch den IS, die Nusra-Front und andere Terrororganisationen in Syrien und der Region kooperieren“, teilte das Außenministerium in Damaskus am Mittwoch mit. Die Tötung des bei einem Luftangriff gegen den IS abgeschossenen Piloten sei „abscheulich“ gewesen, heißt es in einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur SANA weiter.

Grausamkeit als Mittel der „Publicity“

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den IS als „terroristische Organisation ohne jeglichen Respekt vor menschlichem Leben“. Die Anstrengungen im Kampf gegen die Geißel des Terrorismus müsse im Rahmen menschenrechtlicher Verpflichtungen gestärkt werden. Das auf Terrorismus spezialisierte Intel Center aus Alexandria bei Washington stellte fest, es sei das erste Mal gewesen, dass der IS eine prominente Geisel bei lebendigem Leibe verbrannt habe: „Das zeigt, dass die Gruppe fortlaufend ihre Methoden weiterentwickelt, um die größte Publicity zu erzielen.“

Auch Japans Regierungschef Shinzo Abe zeigte sich erschüttert. Die Tat sei „unverzeihlich und schockierend“, sagte er im Parlament. Das Schicksal des 26-jährigen Kasaba war eng mit dem zweier japanischer IS-Geiseln verknüpft, die ebenfalls kürzlich von der Miliz getötet worden waren.

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