Themenüberblick

Haft für fünf bosnisch-serbische Offiziere

Das UNO-Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien (ICTY) hat am Freitag fünf ehemalige bosnisch-serbische Offiziere wegen des Völkermords in der ostbosnischen Muslim-Enklave Srebrenica und anderer Kriegsverbrechen während des Bosnien-Kriegs (1992-95) rechtskräftig zu langen Haftstrafen verurteilt. Das Haager Gericht bestätigte damit im Juni 2010 in erster Instanz verkündete Strafen größtenteils.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Vujadin Popovic, früher stellvertretender Befehlshaber des Drina-Korps, und der Sicherheitschef im Generalstab der bosnisch-serbischen Truppen, Ljubisa Beara, wurden wie schon in erster Instanz zu lebenslanger Haft verurteilt. Beide wurden des Völkermordes in Srebrenica für schuldig befunden.

Der ehemalige Sicherheitschef in der Zvornik-Brigade, Drago Nikolic, erhielt 35 Jahre Gefängnis. Ex-Vizegeneralstabchef Radivoje Miletic muss statt 19 Jahre nun rechtskräftig 18 Jahre absitzen. Der damalige Befehlshaber der Zvornik-Brigade, Vinko Pandurevic, wurde rechtskräftig zu 13 Jahren Haft verurteilt.

8.000 Bosniaken ermordet

Srebrenica war während des Bosnien-Krieges im April 1993 zur UNO-Schutzzone erklärt worden. Am 11. Juli 1995 fiel das Gebiet in die Hände der bosnisch-serbischen Truppen unter dem Kommando ihres Militärchefs Ratko Mladic. Vor den Augen der wenigen nur leicht bewaffneten niederländischen UNO-Soldaten wurde die männliche Bevölkerung von den Frauen und Kindern getrennt. In den folgenden Tagen wurden rund 8.000 muslimische bosniakische Männer und Buben ermordet.

Schlimmstes Kriegsverbrechen in Europa seit 1945

Das Massaker von Srebrenica gilt als schlimmstes Kriegsverbrechen in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Den jüngsten Angaben des bosnischen Institutes für Vermisste zufolge wurden seit dem Ende des Bosnien-Krieges etwa 7.100 Leichen von Opfern des Massakers gefunden. Nach etwa 1.200 Opfern wird weiter gesucht.

Der Prozess gegen Mladic vor dem UNO-Tribunal ist noch im Gang. Im Fall des ehemaligen bosnisch-serbischen Politführers Radovan Karadzic, der sich ebenfalls wegen Srebrenica zu verantworten hatte, wird noch heuer gerechnet. Zu lebenslanger Haft wegen des Völkermordes in Srebrenica war Ende 2012 bereits der Mladic-Vertraute Zdravko Tolimir verurteilt worden.

Serbischer Ultranationalist Seselj vorerst frei

Der vor dem ICTY wegen Kriegsverbrechen angeklagte serbische Ultranationalist Vojislav Seselj bleibt vorerst auf freiem Fuß. Er war im November 2014 per Tribunalsbeschluss aus humanitären Gründen aus dem Tribunalsgefängnis vorläufig freigelassen worden. Ein Antrag für eine erneute Inhaftierung wies der ICTY Mitte Jänner ab. Seselj hatte sich im Februar 2003 dem Tribunal gestellt. Mit einem Urteil wird im Sommer 2015 gerechnet.

Links: