Themenüberblick

Soll wieder aufgeblasen werden

Eine eigenwillige Skulptur auf dem eleganten Pariser Vendome-Platz, die sowohl an einen Tannenbaum als auch ein Sexspielzeug erinnert, hat sich nur zwei Tage gehalten: Das 24 Meter hohe, aufblasbare Werk des US-Künstlers Paul McCarthy fiel am Samstag wie ein Ballon, dem die Luft ausgegangen war, in sich zusammen. Die Polizei vermutete dahinter das Werk von unbekannten Rowdys.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Der genaue Hergang war zunächst nicht eindeutig zu klären: Ein Vertreter der Polizei sagte, Vandalen hätten die Halteseile an McCarthys „Tree“ durchgeschnitten, daraufhin hätten Wachleute die Luft aus der auf dem Boden liegenden Skulptur gelassen. Die Organisatoren der Kunstaktion von der Internationalen Messe Zeitgenössischer Kunst (FIAC) hingegen erklärten, die Angreifer hätten die Pumpe, mit der das Kunstwerk aufgeblasen wurde, außer Kraft gesetzt.

Ohrfeige für den Künstler

Die grüne Skulptur war am Donnerstag auf dem eleganten Platz im Zentrum von Paris errichtet worden. Sie sorgte für gehörigen Wirbel. In Sozialen Netzwerken wurde über die Form debattiert, weil der Tannenbaum wie ein überdimensionales Sexspielzeug aussah. McCarthy wurde sogar von einem Passanten geohrfeigt, als er der Errichtung der Skulptur beiwohnte, wie die Tageszeitung „Le Monde“ berichtete.

Kunstwerk am Place Vendome

Reuters/Charles Platiau

Grün und unübersehbar ragte das assoziationsoffene aufblasbare Stück vor dem Sabotageakt in die Höhe

„Paris erniedrigt!“

McCarty, der bei dem Angriff nicht verletzt wurde, fragte laut der Zeitung „Le Parisien“: „Passiert so etwas oft in Frankreich?“ Auf Twitter wurde die Attacke von vielen verurteilt. „Man muss wirklich dumm sein, um den Künstler Paul McCarthy für seine Skulptur auf der Place Vendome anzugreifen, egal, ob man sie mag oder nicht“, schrieb ein Franzose. Auf der anderen Seite hagelte es empörte Kommentare wie: „Place Vendome entstellt“ und „Paris erniedrigt!“

Der Platz ist neben den Juweliergeschäften für seine Luxushotels wie das Ritz bekannt. In der Mitte des Platzes befindet sich eine hohe Säule - das Denkmal Napoleons für die Schlacht von Austerlitz. Dieses ist derzeit wegen Renovierungsarbeiten derzeit eingerüstet. Andere Blogger machten sich einen Spaß daraus, ein Wortspiel auf das französische Wort für Tannenbaum - „sapin“ - zu machen und auf den gleichnamigen Finanzminister Michel Sapin und die leeren Staatskassen anzuspielen.

Zerstörtes Kunstwerk am Place Vendome

APA/EPA/Yoan Valat

Was von dem Tannenbaum alias Dildo am Samstag übrig blieb

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo nahm die Sache deutlich ernster: Sie verurteilte sowohl den Angriff auf das Kunstwerk als auch die Ohrfeige für McCarthy als unakzeptabel. Paris werde sich jenen, die „durch Angriffe auf einen Künstler oder ein Kunstwerk die Freiheit der Kunst“ attackierten, nicht beugen. „Kunst hat ihren Platz in unseren Straßen, und niemand wird sie von dort verjagen können.“

Kleiner Skandal um große Figur

Nach dem nunmehrigen Sabotageakt war von der Skulptur nur noch eine grüne, verschrumpelte Plastikmasse übrig. Die FIAC kündigte indes an, das Kunstwerk solle so rasch wie möglich wieder aufgeblasen werden. In den vergangenen Jahren wurde aus Anlass der FIAC immer ein Künstler eingeladen, ein Kunstwerk auf der für ihre Luxusjuweliere bekannten Place Vendome zu errichten. Dieses Jahr fiel die Wahl auf McCarthy - das Enfant terrible der internationalen Kunstszene wurde seinem Ruf gerecht und sorgte in Paris für den kleinen Skandal.

Ihm sei aufgefallen, dass ein Analdildo und ein Tannenbaum eine ganz ähnliche Form hätten, sagte McCarthy über seine Inspiration zu dem Kunstwerk. Der 69-Jährige betonte aber: „Es ist ein abstraktes Werk.“

Links: