Postings schüren Ängste
Dem in den USA behandelten Ebola-Arzt Kent Brantly geht es nach ersten Berichten besser. Doch der Transport des Arztes in die USA hat in seiner Heimat bei vielen Menschen Angst ausgelöst. Und vor allem die Sozialen Medien wie Twitter und Facebook verstärken die Panikmache.
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Brantly war am Samstag in den USA angekommen. Von einem Militärflughafen im Bundesstaat Georgia wurde er mit einem Krankenwagen in eine Sonderabteilung des Emory University Hospital in Atlanta gebracht. Bilder zeigten, wie Brantly am Samstag in Schutzkleidung eingehüllt vorsichtig und unsicher aus einem Krankenwagen stieg und, gestützt von einem Helfer, in die Klinik ging.
Spezialflugzeug mit Isolationskammer
Das mit nur einer Isolationskammer ausgestattete Spezialflugzeug sei am Sonntag wieder Richtung Liberia gestartet, berichtete der Sender CNN. Es soll mit der ebenfalls infizierten Krankenschwester Nancy Writebol an Bord am Dienstag in Georgia landen. Mit den beiden Helfern werden in den USA zum ersten Mal Ebola-Patienten behandelt. Beide US-Bürger hatten sich während ihres humanitären Einsatzes in Westafrika infiziert, wo in den vergangenen Monaten fast 900 Menschen an Ebola gestorben sind.
Empörung in Sozialen Medien
Etliche User auf Twitter und Facebook reagierten empört, dass der Arzt in die USA gebracht wurde. Das sei „höchst unverantwortlich“, hieß es in den noch seriöseren Postings. Schuld wurde einmal mehr der Regierung von US-Präsident Barack Obama gegeben. Selbst der Milliardär Donald Trump twitterte, dass es die Inkompetenz der US-Führung zeige, Ebola-Patienten ins Land zu bringen und warnte vor einer Seuchenwelle. „Lasst sie draußen“, forderte er. Sie seien schließlich freiwillig nach Afrika gegangen und hätten um das Risiko gewusst.
Hochkultur für Verschwörungstheorien
Auch Verschwörungstheorien haben wieder Hochkultur. Einige vermuten, das Virus würde aus den Laboren der Gesundheitsbehörde CDC stammen, die zuletzt tatsächlich einige Sicherheitsprobleme hatten. Andere glauben, dass die CDC die Kranken aber nur einfliege, um ihre Isolierstation zu testen.
Die Website Drudgereport wiederum verbreitete die Geschichten bekannter Verschwörungstheoretiker, die meinen, sobald die Seuche ausgebrochen sei, würden auch Gesunde von der Regierung in Quarantäne gestellt - allen voran freilich Kritiker der Zentralregierung der USA. Und selbst CNN brachte reißerische Reportagen, die die Frage stellten, wann den Ebola auch in den USA ausbrechen würde. Die Stimmen sämtlicher Experten, die die Infektionsgefahr als vernachlässigbar einstufen, verhallen.
Angst nach Zwischenfall in London
Doch auch in anderen Ländern sind die Folgen der Angst schon spürbar. In London erkrankte auf dem Flughafen Gatwick eine über 70-Jährige nach ihrer Ankunft aus Gambia, das Flugzeug war in Sierra Leone gestartet. Sie starb nach ihrer Einlieferung in ein Krankenhaus. Obwohl kurz später nachgewiesen wurde, dass sie nicht an Ebola erkrankt war, sorgte der Vorfall auch hier für jede Menge Befürchtungen. Flug- und Airport-Personal wurde jedenfalls kurzzeitig isoliert.
Vorsichtmaßnahmen in Deutschland
In Deutschland sieht sich die Stadt Frankfurt mit Deutschlands größtem Flughafen für einen möglichen Ebola-Fall gerüstet. Dass die tödliche Krankheit aus Westafrika über den Luftweg eingeschleppt wird, ist aus Sicht des Gesundheitsamts aber „extremst unwahrscheinlich“.
Auch das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) sieht kaum ein Risiko. Für den Fall, dass ein Passagier während des Flugs erkrankt, gebe es Notfallpläne, sagte Gesundheitsamtschef Rene Gottschalk am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Auch das Frankfurter Universitätsklinikum ist nach eigener Einschätzung bestens vorbereitet.
Zwei Airlines meiden Region
Am Dienstag strich British Airways als zweite Fluglinie ihre Flüge nach Westafrika. Zunächst bis Ende des Monats werden Sierra Leone und Liberia nicht mehr angeflogen, wie die Muttergesellschaft IAG mitteilte. Die Gesundheit und Sicherheit von Passagieren, Besatzung und Bodenpersonal habe höchste Priorität. Als erste große internationale Fluggesellschaft hatte die arabische Emirates wegen der Ebola-Seuche am Samstag ihre Flüge nach Guinea eingestellt.
Die Internationale Luftverkehrsvereinigung (IATA) hatte noch vergangene Woche erklärt, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sehe keinen Grund für Reisebeschränkungen, da sie die Gefahr einer Ansteckung während eines Fluges als gering einschätze.
Die frühere Gesundheitsministerin von Mali, Fatoumata Nafo-Traore, warnte allerdings vor einer möglichen Ausbreitung des Virus auf andere Länder oder sogar Kontinente. „Ebola könnte andere Staaten erreichen, auch in Europa, weil die Leute weiter reisen und die Kontrollen und Tests an den Grenzen und Flughäfen häufig noch unangemessen sind“, so die Expertin.
Außenministerium warnt vor Reisen
Das österreichischer Außenministerium rät aufgrund des Ebola-Ausbruches dringend vor Reisen nach Liberia, Guinea und Sierra Leone ab. Vor allem die Grenzgebiete seien zu meiden, hieß es gegenüber der APA. Eine dezidierte Reisewarnung wurde aber noch nicht ausgesprochen. Die erhöhten Vorsichtsmaßnahmen geschehen in Einklang mit anderen europäischen Staaten wie etwa Deutschland und Großbritannien, die ebenfalls davon abraten, in die betroffenen Gebiete zu reisen.
Weltbank kündigt Nothilfe an
Unter dem Druck der steigenden Zahl von Ebola-Opfern in Westafrika hat die Weltbank den betroffenen Ländern eine Nothilfe von bis zu 200 Millionen Dollar (149 Mio. Euro) zugesagt. Die Mittel sollen Guinea, Liberia und Sierra Leone ermöglichen, das tödliche Virus unter Kontrolle zu bekommen und den wirtschaftlichen Schaden durch die Seuche zu mindern, hieß es am späten Montag (Ortszeit) auf der Website der Organisation.
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