Inklusion nicht nur in der Theorie
800 Wissenschaftler und Betroffene nahmen diese Woche am Kongress „Wege zur Inklusion“ in Wien teil. Inklusion ist die Möglichkeit gesellschaftlicher Teilnahme in allen Lebensbereichen auch für Menschen mit Behinderung. Das Recht auf inklusive Bildung war ein Schwerpunkt des Kongresses.
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Besonders bemerkenswert war die Gestaltung: Erstmals weltweit waren bei einem großen internationalen Kongress nicht nur Forscher, sondern auch Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung eingeladen, um Vorträge zu halten und gleichberechtigt teilzunehmen. Dieses „Experiment“, wie Lebenshilfe-Generalsekretär Alois Brandstätter den Ablauf im Vorfeld bezeichnete, war offensichtlich erfolgreich.
Kongress „Wege zur Inklusion“
Der Kongress „Wege zur Inklusion“ wurde von der Universität Wien, der Lebenshilfe Österreich und der International Association for the Scientific Study of Intellectual and Development Disabilities (IASSIDD) gestaltet.
Leitthema der von Universität Wien, Lebenshilfe und der International Association for the Scientific Study of Intellectual and Development Disabilities (IASSIDD) gestalteten Tagung ist „Wege zur Inklusion“, also der Möglichkeit gesellschaftlicher Teilnahme auch für Menschen mit speziellen Bedürfnissen. Die sogenannten Selbstvertreter sollten dabei Erfahrungsberichte beisteuern und Input für weitere Forschung liefern.
Besprechungen auch in Leichter Sprache
Damit die Tagung kein Nebeneinander, sondern ein Miteinander von Wissenschaftlern und Betroffenen ist, gab es einen „Inklusionstrack“: Durch Vor- und Nachbesprechungen eines Teils der Vorträge in sogenannter Leichter Sprache etwa mit Keynote-Speakern wie Special-Olympics-Präsident Timothy Shriver sollen auch intellektuell beeinträchtigte Menschen eingebunden werden.
Leichte Sprache
Menschen mit Lernschwierigkeiten unterscheiden zwischen Leichter Sprache und Schwerer Sprache. Für Leichte Sprache gibt es Regelwerke: kurze Sätze, kurze Wörter, große Schrift, aktive statt passive Verben und vieles mehr.
Außerdem gab es Round Tables und einen 500 Seiten umfassenden Tagungsband in Leichter Sprache auf Englisch und Deutsch. Auch die vortragenden Forscher waren dazu angehalten, auf Nachfrage den Inhalt ihrer Referate in Leichter Sprache zu erklären. Durch diese Umsetzung sollten laut Germain Weber, Dekan der Fakultät für Psychologie der Universität Wien und Präsident der Lebenshilfe, Ideen angeregt werden, „um nachhaltige Schritte bei der Weiterentwicklung einer inklusiven Gesellschaft zu setzen“.
Inklusion betrifft jeden Lebensabschnitt
Inhaltlich wurden bei dem Kongress jene Debatten geführt, die die internationale Forschungsgemeinschaft zum Thema „Intellektuelle Beeinträchtigung“ derzeit am meisten beschäftigen und die auch in der UNO-Behindertenrechtskonvention abgedeckt werden.
So ging es etwa darum, wie der Übergang von großen Betreuungseinrichtungen zu kleineren Strukturen bis hin zur Einzelbetreuung mit Assistenz umgesetzt werden kann und welche speziellen Herausforderungen es bei der Betreuung intellektuell beeinträchtigter Menschen im Alter gibt. Thema war auch der Ersatz von reiner Sachwalterschaft intellektuell Beeinträchtigter durch „unterstützte Entscheidungsfindung“ und der Wandel von der Beschäftigung in Werkstätten zum Ersten Arbeitsmarkt.
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