Scheingesellschaften noch im Portfolio?
„Es besteht jetzt erstmals der Verdacht, dass die ehemaligen Organe der Hypo Alpe-Adria sich selbst bereichert haben“: Mit diesen Worten hat Hypo-Anwalt Johannes Zink am Donnerstag gegenüber dem Ö1-Morgenjournal auf eine möglicherweise völlig neue Wendung in der Causa Hypo verwiesen.
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Mit Verweis auf den 222 Seiten starken Abschlussbericht der SoKo Hypo habe sich Zink zufolge der Verdacht erhärtet, dass Ex-Hypo-Vorstände wie Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger an Firmen Kredite vergeben hätten, hinter denen sie selbst, getarnt durch Strohmänner und Briefkastenfirmen, gestanden seien. Für Zink steht fest: „Das ist ein Verdacht, der weit über jene bereits rechtskräftigen Verurteilungen hinausgeht.“
Konkret wird den ehemaligen Hypo-Chefs vorgeworfen, Geschäfte über ein komplexes Firmengeflecht abgewickelt zu haben. Ging alles gut, wurde der Gewinn lukriert und der Hypo-Kredit zurückgezahlt, ging es schlecht, dann hatte die Hypo das volle Risiko - eine Win-Win-Situation für die Ex-Vorstände, allerdings nicht für die Hypo - mehr dazu in oe1.ORF.at.
Elf Millionen nun mit einem Euro verbucht?
Damit nicht genug: Laut Zink besteht zudem der Verdacht, dass einige dieser Gesellschaften heute noch in der Hypo schlummern und als unverkäuflich gelten. Als Beispiel wurde im Ö1-Morgenjournal auf zwei bisher ermittelte Fälle verwiesen, wobei in einem Fall ein offenbar schiefgegangenes Geschäft mit einem elf Millionen Euro schweren Kredit mittlerweile mit einem Euro in den Hypo-Büchern zu finden sei.
Von den „kreditfinanzierten Projekten“ der Hypo-Ex-Vorstände berichtete auch das Magazin „News“ in seiner aktuellen Ausgabe: Kulterer und Striedinger hätten laut Verdachtslage „einen bis dato nicht bezifferbaren Vermögensvorteil erlangt“. Den Angaben zufolge seien die Ermittler etwa auf anonyme „Nummerndepots“ gestoßen, die den beiden zuzurechnen seien. Im Ö1-Morgenjournal war zudem von einer IEK Immobilienentwicklungs-AG die Rede, als deren Aktionäre und Profiteure in zäher Kleinarbeit über Kontoöffnungen und Hausdurchsuchungen schließlich Kulterer, Striedinger und ein ehemaliger kroatischer Hypo-Manager ermittelt worden seien.
Kulterer-Anwalt weist Vorwürfe zurück
Kulterers Anwalt Ferdinand Lanker sind die Vorwürfe laut eigenen Angaben völlig neu. Gegenüber dem Ö1-Morgenjournal schloss er aber eine Bereicherung seines Mandanten über genannte Geschäfte aus. Auch Striedingers Anwalt Norbert Wess sind die Vorwürfe laut seinen Worten unbekannt - kommentieren könne er diese aber erst, wenn der Ermittlungsakt vorliegt. Die beiden Ex-Hypo-Bankvorstände wurden bereits in anderen Hypo-Causen rechtskräftig verurteilt, Kulterer zu sechseinhalb, Striedinger zu vier Jahren. Beide befinden sich in Haft.
Staatsanwaltschaft bestätigt Untreueverdacht
Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, Antoinette Tröster, bestätigte unterdessen, dass es in dem am 15. Mai vorgelegten Abschlussbericht der SoKo Hypo auch um „die Verdachtslage eines strafbaren Verhaltens wegen Untreue von ehemaligen Vorstandsmitgliedern“ der Hypo gehe. Der Bericht werde derzeit geprüft. Darüber hinaus wollte sich Tröster nicht zu den Vorwürfen äußern.
„Im Hinblick auf die Nichtöffentlichkeit des Ermittlungsverfahrens, aber auch auf die Komplexität des Verfahrens an sich und die Notwendigkeit einer vernetzten Betrachtungsweise mit den bereits vorliegenden Beweisergebnissen ersucht die Staatsanwaltschaft um Verständnis dafür, dass derzeit eine inhaltliche Stellungnahme zu der angesprochenen Berichterstattung nicht erfolgen kann“, so Tröster. Insbesondere könne sie die Schlüsse und Wertungen in der Medienberichterstattung nicht kommentieren.
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