Chinas „abtrünnige Provinz“
Die Insel Taiwan (ehemals Niederländisch Formosa) vor der chinesischen Südküste - von 1590 bis 1661 von Portugiesen, Spaniern und Niederländern besetzt - wurde 1895 von China nach einer militärischen Niederlage an Japan abgetreten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam sie 1945 als „Provinz Taiwan“ wieder zu China.
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Seit sich die Nationalchinesen der Kuomintang-Partei unter Generalissimus Tschiang Kai Schek mit 1,5 Millionen Anhängern nach ihrer Niederlage gegen die Kommunisten im Bürgerkrieg 1949 auf die Insel zurückzogen, sieht China Taiwan als „abtrünnige Provinz“.
Während in Peking die Volksrepublik China ausgerufen wurde und bis heute die kommunistische Partei an der Macht ist, nennt sich Taiwan offiziell Republik China. Bis 1987 herrschte dort das Kriegsrecht. Danach setzte eine Demokratisierung ein. Die Bevölkerung des marktwirtschaftlich organisierten Taiwan wählt seit 1996 den Präsidenten für vier Jahre.

APA/ORF.at
Hilfe von den USA, Beschuss aus China
Immer wieder gab es Ärger zwischen den Nachbarn - wobei Taiwan die Unterstützung der USA genießt. So beschoss China 1958 Inseln, die unter Kontrolle Taiwans standen. 1971 verlor Taiwan die UNO-Mitgliedschaft an die Volksrepublik.
In den vergangenen Jahren haben sich die Beziehungen beider Staaten verbessert. Taiwan lebt allerdings in Sorge vor einem chinesischen Militärschlag. Erst im November 2013 schlug das taiwanesische Verteidigungsministerium Alarm: 2020 werde Chinas Armee zu einem Großangriff auf Taiwan in der Lage sein, hieß es.
China droht mit Rückeroberung
Die ostasiatische Insel Taiwan hat eine Fläche von rund 36.000 Quadratkilometern. Das Land mit rund 22 Millionen Einwohnern hat sich in den letzten Jahren zu einer florierenden Handelsnation entwickelt. Verwaltungs- und Kulturzentrum ist die Hauptstadt Taipeh mit rund 2,6 Millionen Einwohnern.
Doch noch heute droht China mit einer gewaltsamen Rückeroberung, sollte sich Taiwan formell für unabhängig erklären. Ohnehin hat Taiwan nur zu 23 Staaten diplomatische Beziehungen - diese Staaten unterhalten im Gegenzug keine diplomatischen Beziehungen mit China. Zwischen Taiwan und China existieren mittlerweile mehrere Abkommen, die zum Beispiel Tourismus, Direktflüge, eine engere finanzielle Zusammenarbeit und eine Zollkooperation regeln. Beide unterhalten rege Wirtschaftsbeziehungen.
Ende Juni reiste erstmals ein Minister aus Peking nach Taipeh. Der Leiter des Büros für Taiwan-Angelegenheiten, Zhang Zhijun, traf seinen taiwanischen Kollegen Wan Yu Chi vom Büro für Festlandangelegenheiten. Der Besuch wird von Beobachtern als Zeichen einer weiteren Annäherung zwischen Peking und Taipeh angesehen.
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