Unerwartet hohe Finanzspritze
Die Republik Österreich hat bei der Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen im Herbst 2013 insgesamt 2,014 Mrd. Euro erlöst - und damit knapp viermal so viel wie das angesetzte Mindestgebot von 526 Mio. Euro. An der Auktion beteiligten sich alle drei österreichischen Mobilfunknetzbetreiber.
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Nach einer sechs Wochen laufenden Bieterschlacht bezahlten die Telekom Austria (A1) 1,03 Mrd. Euro, T-Mobile 654 Mio. Euro und Hutchison („3“) 330 Mio. Euro, teilte die Telekomregulierungsbehörde RTR Mitte Oktober 2013 mit. Die Mobilfunker gaben an, die Frequenzen für den Ausbau der bisher nur spärlich verfügbaren schnelleren Mobilfunktechnik Long Term Evolution (LTE) sowie die bessere mobile Breitbandversorgung in ländlichen Gebieten zu verwenden.
Erlös viel höher als erwartet
Der Erlös liegt viel höher als erwartet. Die Einnahmen aus der Auktion kommen dem Staat zugute und werden je zur Hälfte zwischen Finanz- und Infrastrukturministerium aufgeteilt. Die Mobilfunker kommen durch die Rekordsumme unter Druck. Denn sie haben bei der Versteigerung deutlich mehr Geld ausgegeben als erwartet.
„Die Preise der Frequenzen sind in völlig irrationale Höhen gestiegen“, sagte Hutchison-Österreich-Chef Jan Trionow. „Für die Branche insgesamt ist dieses Auktionsergebnis ein Desaster.“ T-Mobile erklärte, die Firmen könnten wegen der hohen Ausgaben für die Frequenzen weniger Geld in den eigentlichen Ausbau der Netze investieren. Die TA sprach angesichts der hohen Preise von einem „Wermutstropfen“.
RTR: „Ergebnis spiegelt Wert des Marktes“
Der Chef der für den Verkauf zuständigen Behörde RTR verteidigte das Versteigerungsergebnis. Letztlich spiegle sich darin der Wert des Marktes, sagte Georg Serentschy. „Österreich ist ein Vorzeigeland des Mobilfunks.“ Der österreichische Mobilfunkmarkt gilt als einer der am härtesten umkämpften in Europa.
Zum Vergleich: In Deutschland lagen die Erlöse aus einer ähnlichen Auktion zuletzt bei 4,5 Mrd. Euro. In den Niederlanden hatte die Versteigerung im vergangenen Jahr 3,8 Milliarden Euro eingebracht. In Tschechien wurde im März 2013 sogar eine dortige Frequenzauktion abgebrochen, nachdem bereits sehr hohe Preise geboten worden waren. Die Gebote überschritten demnach die Grenze, bei der sie noch als wirtschaftlich rentabel galten. Letztlich wären diese hohen Kosten nach Ansicht des dortigen Regulators auf die Kunden abgewälzt worden.
100 Mbit/s Download und 50 Mbit/s Upload
LTE ermöglicht in der ersten Ausbaustufe Geschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s Download und 50 Mbit/s Upload und soll vor allem beim Streaming von Video- und Audiodaten eine deutliche Verbesserung bringen. Allerdings werden auch bei LTE die verfügbaren Ressourcen geteilt, sprich die Bandbreite einer Mobilfunkzelle wird auf alle darin aktiven Nutzer aufgeteilt. Nicht jeder User hat Zugriff auf die volle Bandbreite und ist dann entsprechend langsamer. Daher sind schon wie bei UMTS die Datenraten mit „bis zu“ angegeben. Wer LTE nutzen will, muss derzeit aber noch tief in die Tasche greifen.
Erste Auktion bereits 2010
Seit dem 9. September lief die Auktion unter strenger Geheimhaltung. Weder die Zahl der Mitbieter noch Zwischenstände wurden vonseiten der RTR verraten. Zur Versteigerung gelangten etwa die Hälfte der in Österreich verfügbaren Mobilfunkfrequenzen in den Bereichen 900 MHz und 1.800 MHz, die derzeit noch für GSM genutzt werden, und im Bereich 800 MHz (LTE-Band). Zu Beginn der Auktion hatte die RTR Frequenzen für einen möglichen neuen, vierten Teilnehmer reserviert. Von diesem Angebot hatte jedoch kein neuer Anbieter Gebrauch gemacht.
Bereits 2010 fand in Österreich die erste Auktion um das bei LTE genutzte 2,6-GHz-Frequenzband statt. Dabei sicherten sich A1, T-Mobile, Orange und „3“ (mittlerweile fusioniert) entsprechende Frequenzpakete. 2010 starteten A1 und T-Mobile erste Feldtests nach dem LTE-Standard. „3“ zog im November 2011 nach und nahm erste LTE-Basisstationen in Betrieb.
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