Finale Verhandlungsrunde
Die Staatsholding ÖIAG und der Telekomkonzern America Movil des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim feilschen bis zuletzt um einen Syndikatsvertrag. Mit einem solchen wollen die beiden Großaktionäre der börsennotierten Telekom Austria (TA) ihre Anteile bündeln und Entscheidungen künftig gemeinsam treffen. Der ÖIAG-Aufsichtsrat tagt seit Mittwochvormittag.
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Wie lange die Aufsichtsratssitzung in der ÖIAG dauern wird, sei nicht abschätzbar, hieß es aus Verhandlerkreisen. Sobald der Aufsichtsrat den Vertrag absegnet, wollen ÖIAG-Chef Rudolf Kemler und America Movil unterschreiben. Das könnte noch am selben Tag oder „zeitnah“ sein. Spannend ist vor allem, wer künftig den Aufsichtsratsvorsitzenden stellt - ÖIAG oder America Movil.
Zentrale soll in Wien bleiben
Die ÖIAG forderte zuletzt „die langfristige Absicherung des Headquarters der Telekom Austria Group in Österreich sowie einen wirksamen Schutz der ÖIAG vor Verwässerung ihres Aktienpaketes unter 25 Prozent plus einer Aktie“. Derzeit hält die ÖIAG 28,4 Prozent.
America Movil ist mit 26,8 Prozent beteiligt. Bei einer seit längerem kolportierten Kapitalerhöhung könnten die Mexikaner an der Staatsholding vorbeiziehen, allerdings müsste - abhängig von der Höhe der Kapitalerhöhung - auch die ÖIAG in die Tasche greifen, um die Sperrminorität halten zu können.
Feilschen „bis zur letzten Sekunde“
Ein Beispiel für einen derartigen Syndikatsvertrag gibt es bereits, und zwar bei der ebenfalls teilstaatlichen OMV, die mit der IPIC aus Abu Dhabi syndiziert ist. Laut APA-Informationen liegt bereits ein ausformulierter, umfangreicher Vertragstext vor, den die Arbeitnehmervertreter derzeit von Juristen der Arbeiterkammer (AK) prüfen lassen. Unterdessen heißt es aber auch, dass die Verhandler und Anwälte von America Movil und ÖIAG „bis zur letzten Sekunde“ um den Syndikatsvertrag feilschen würden.
Bis Mittwoch muss der Pakt stehen
Ein Insider dazu: Es handle sich um einen fließenden Übergang von den Verhandlungen zum Vertrag. Inhaltlich wollte sich gegenüber der APA niemand dazu äußern. Der angestrebte Pakt steht unter Zeitdruck, weil er bis zum 23. April unterschrieben sein muss - damit es nicht zu einer einjährigen Sperre aufgrund des Übernahmegesetzes kommt.
Nicht ganz zufällig tauchte vergangene Woche mitten im Finale der Syndikatsverhandlungen ein bereits im Jänner verfasstes Schreiben von Ronny Pecik auf. Der Slim-Vertraute und Vizeaufsichtsratschef der TA warnte vor einer „Todesspirale“, das Unternehmen brauche Geld von außen. America Movil hatte mehrmals erklärt, mit einer Kapitalerhöhung Geld in die TA einzuschießen.
Arbeitnehmervertreter drohten
Zuletzt hatte aber der Chef der AK Wien, Werner Muhm, deutlich Kritik an einem Syndikat mit den Mexikanern geübt. Für Muhm war Peciks Aussage nur ein Versuch, die TA möglichst günstig zu übernehmen. Die Arbeitnehmervertreter im ÖIAG-Aufsichtsrat drohten sogar, der Aufsichtsratssitzung am 23. April fernzubleiben. Damit wäre das Gremium nicht beschlussfähig. Ob die Gewerkschafter ihre Drohung tatsächlich wahrmachen wollen, ist nicht bekannt. Dass der Syndikatsvertrag scheitert, gilt aber als unwahrscheinlich.
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