Daten sammeln aus allen Ecken
Google hat seine Pläne rund um die Ausweitung seines mobilen Betriebssystems Android konkretisiert. Im ersten Schritt soll das kommende Android Wear auf Smartwatches einziehen, inklusive verschiedener Google-Dienste. In weiterer Folge soll Android noch in viel mehr Geräten werken - und dem Internetgiganten auch Zugriff auf zahlreiche Daten der Nutzer liefern.
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Google stellte mit Android Wear Mitte März eine spezielle Version seines mobilen Betriebssystems Android vor, mit der der Anbieter die nächste Generation der Smartwatches dominieren will. Wie auch schon andere Smartwatches soll Android Wear Informationen von Smartphones direkt auf den Displays am Handgelenk anzeigen. Die Steuerung soll über die touchfähigen Displays, vor allem aber über Sprachsteuerungen mit dem Befehl „Okay Google“ erfolgen.
Vernetzung mit Sensoren
So sollen Nutzer laut Google über ihre Smartwatch Benachrichtigungen aus diversen Smartphone-Apps wie Sozialen Netzwerken angezeigt bekommen, aber auch direkt ein Taxi rufen, Nachrichten senden und Fragen stellen können, etwa nach dem Kaloriengehalt ihres Essens. Die Antworten sollen dann direkt geliefert werden statt in Form von Links.

Google
Motorola will eine der ersten Smartwatches mit Android Wear bringen
Schnittstellen für diverse Sensoren sollen zudem verschiedene Gesundheitsfunktionen ermöglichen, etwa Schritt- und Distanzangaben für Läufer oder Walker. Daneben sollen auch andere Geräte wie Smartphones und Fernseher über Smartwatches mit Android Wear ansprechbar und steuerbar sein, schreibt Google in seinem Blogpost. Als erste Hersteller kündigten Motorola und LG Smartwatches mit der Software an. Auch Samsung, HTC und Asus sind Kooperationspartner.
Breite Anwendungsmöglichkeiten
Smartwatches gelten zwar als der nächste große Hype in der IT-Welt, bisher hielt sich ihr Erfolg allerdings in engen Grenzen. Sollte auch Google mit Smartwatches keinen großen Markterfolg landen, dürfte das für den Anbieter durchaus verschmerzbar sein. Die neue Plattform ist schließlich auch für weitere kleinere und tragbare Computer gedacht, der zuständige Google-Manager Sundar Pichai nannte etwa bei der ersten Ankündigung auch Kleidung mit Sensoren. Dabei sammeln und liefern die diversen Systeme Google nicht zuletzt auch Daten über das Verhalten der Nutzer - die wiederum wichtig für die Werbung sind.

ouya.tv
Die Spielekonsole Ouya läuft ebenfalls mit Android
Android Wear soll selbstständig mitdenken
Android Wear etwa soll mit Hilfe von Googles digitalem Assistenten Now selbstständig auf seinen Nutzer und dessen aktuelle Aktivitäten reagieren können. Now, vom US-Magazin Wired als „unheimlich“, aber nützlich bezeichnet, versucht auf Basis vorhandener und laufend auch selbstständig aktualisierter Infos die nächsten Schritte und Aktionen eines Nutzer vorherzusagen. Now nutzt zum Beispiel WLANs, um den Standort eines Nutzer zu bestimmen und zu verfolgen.
Auf dieses Weise kann Now beim Aufstehen an einem Wochentag Informationen anbieten, ob es auf dem Weg zur Firma oder zum nächsten Termin einen Stau gibt - vorausgesetzt, der Nutzer hat Google Zugriff zu den weiterführenden Daten wie den Terminen ermöglicht. Entsprechend sieht auch Google Android Wear als „großartigen“ persönlichen Assistenten, der die Bedürfnisse des Nutzers kennt und nur stören soll, wenn es absolut notwendig ist.
Android führt bei Tablets und Smartphones
Android ist schon jetzt in unzähligen Geräten aktiv, etwa in den meisten aktuellen Smartwatches. Den Markt für Smartphones dominierte Android im vergangenen Jahr mit einem Marktanteil von rund 80 Prozent beim Absatz, und auch die meisten verkauften Tablet-Computer liefen zuletzt mit Googles mobilem Betriebssystem. Im Jänner wurde zudem eine Allianz mit Autoherstellern für Android in Fahrzeugen gestartet. Geht es nach Google, soll Android auch im Auto zur Nummer eins werden.

AP/Brian Ach
Googles Fernsehplattform Google TV konnte sich bisher nicht breit durchsetzen
Kameras, Konsolen und E-Book-Reader mit Android
Daneben ist Android in Kameras von Samsung, E-Book-Readern von Amazon, den Spielekonsolen von Ouya und Nvidia, Netbooks und Notebooks und als Software Google TV auch in Fernsehern und Desktop-Boxen im Einsatz. Auch in Googles Datenbrille Glass dient Android als Betriebssystem. Die IT-Website Ars Technia bezeichnete Android als das Default-Betriebssystem für neue Hardware, für Firmen, die selbst kein passendes System haben.
Google lässt bei Android allerdings zahlreiche Änderungen zu, Amazon etwa hat für seinen E-Book-Reader einen eigenen Shop eingerichtet, wodurch Google Nutzerinfos nicht direkt erhält. Auch die Werbung spielt Amazon direkt aus und bietet seine Geräte dadurch zum Teil billiger an. Google selbst bietet noch nicht in allen Produkten und Services Werbung an, da viele Google-Dienste gratis sind, wird die Werbung aber wohl nicht lange auf sich warten lassen.
Alternativen sind derzeit rar
Doch einige Hersteller reagieren bereits auf die immer größer werdende Dominanz Googles - so sie können. Samsung etwa wechselte bei der jüngsten Generation seiner Smartwatch Galaxy Gear auf das ebenfalls linuxbasierte Betriebssystem Tizen. Eine Zeit lang setzte Samsung mit Bada auch auf ein eigenes Betriebssystem für Smartphones, Samsung stellte die Weiterentwicklung von Bada allerdings ein und ließ Teile davon in Tizen einfließen. Mit Tizen will Samsung selbst Smartphones sowie TV- und Haushaltsgeräte vernetzen.
Andere Anbieter wie LG haben ihre selbst entwickelten Smartphone-Betriebssysteme zugunsten von Android vor einiger Zeit unterdessen ganz aufgegeben - mit Firefox OS von Mozilla, Ubuntu Touch und Sailfish OS vom finnischen Start-up Jolla zeichnen sich aber neue Alternativen ab, die schon bald frischen Wind und Wettbewerb bringen könnten.
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