3,2 Mrd. Dollar für smarte Thermostate
Google hat sich ins Geschäft mit vernetzter Haustechnik eingekauft. Der US-Internetkonzern übernahm Mitte Jänner für 3,2 Milliarden Dollar (2,34 Mrd. Euro) die Firma Nest, einen Anbieter digitaler Thermostate und Rauchmelder. Datenschützer warnen vor Problemen, die mit einer derart weitgehenden Datenmacht Googles einhergehen.
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Wer ein Nest-Produkt verwendet, gibt damit einiges über sich preis. Die von den integrierten Sensoren gesammelten Daten ermöglichen etwa Rückschlüsse darauf, wann die Bewohner schlafen, aufstehen, in welchem Raum sie sich gerade befinden oder auch wann und wie oft sie Besuch bekommen. Denn der lernende Temperaturregler in typischer Apple-Optik misst neben der Temperatur auch Luftfeuchtigkeit und Helligkeit.
Zudem ist das Thermostat ständig mit dem Internet verbunden, um die Sensordaten zu sammeln, auszuwerten und dauerhaft zu speichern. Auch die Onlinewetterprognose wird einbezogen. Nach einigen Tagen der manuellen Bedienung kennt das Gerät die Gewohnheiten der Bewohner gut genug, um die Temperaturregelung fortan selbstständig durchzuführen.
Zugriff auf Haushaltsdaten von Millionen Nutzern
Millionen US-Bürger nutzen die Thermostate bereits und leiten ihre persönlichen Wohngewohnheiten an die Nest-Zentrale weiter. Nest bietet zudem Rauchmelder an, welche über Bewegungssensoren verfügen, die Luftwerte aufzeichnen und diese mittels drahtloser Internetverbindung an die Zentrale melden. Mit dem Zukauf von Nest hat Google Zugriff auf sämtliche von Thermostat und Rauchmelder gesammelten Daten bekommen.

Nest Labs
Sensoren geben tiefen Einblick in das Wohnverhalten
„Wir sehen, wenn Leuten ihr Toast verbrennt oder Kohlenstoffmonoxid austritt“, hatte der ehemalige iPhone- und iPod-Entwickler und Gründer von Nest, Tony Fadell, Anfang Dezember auf der Konferenz LeWeb in Paris gesagt. Datenschutzbedenken, wonach Google jetzt direkt „ins Haus seiner Nutzer blicken kann“, versucht der Nest-Gründer zu zerstreuen. Man werde die Daten auch nach der Übernahme durch Google nur für Betrieb und Verbesserung seiner Geräte und Dienste einsetzen, so Fadell, der auch weiterhin die Nest-Leitung innehat.
Kritik an möglicher Datenweitergabe
Nest sei bewusst, dass Menschen Informationen aus ihrem Haushalt als eine sehr private Angelegenheit sähen, hatte Fadell in Paris gesagt. Die Firma habe deshalb ein eigenes Team an Computerspezialisten, die nach eventuellen Schwachstellen in der Software suchen. Behörden könnten unter Umständen Zugang zu den Informationen bekommen, aber nur in Einzelfällen. „Wenn jemand an Daten aus einem Haushalt heranwill, muss er zu mir oder meinem Mitgründer kommen und das gut begründen.“ Datenschützer zeigen angesichts dieses laxen Umgangs mit den Haushaltsdaten der Bürger beunruhigt. Eine „gute Begründung“ alleine legitimiere längst nicht den Behördenzugriff, so die Kritik.
Weitere smarte Google-Haustechnik geplant
Es ist nicht der erste Vorstoß von Google in den Bereich Haustechnik. Google hatte einst unter eigenem Dach ein Projekt für intelligente Stromrechner, gab es aber schließlich wieder auf. Und es wird bestimmt nicht das letzte sein. Es gebe einen größeren gemeinsamen Plan, so Nest. Das sorgt für große Bedenken bei Datenschützern und Marktanalysten.
„Nest Labs scheint zwar auf Thermostate und Feuermelder fokussiert zu sein, aber es ist nicht abwegig, dass Google diese Technologie mit der Zeit auf andere Geräte überträgt“, erklärte Wedbush-Analyst Shyam Patil. Von mit Google verbundenen Backöfen, Kühlschränken, Lichtschaltern bis zu smarten Betten ist alles vorstellbar. „Google will als Rückgrat deines Haushalts daran beteiligt sein, wie du Energie verbrauchst oder Inhalte wie Musik konsumierst“, ist sich auch Pat Moorhead von Moor Insights and Strategy sicher. „Die Automatisierung von Haushalten ist eine der größten Geschäftsmöglichkeiten“, so Patil.
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