Geräte sammeln immer mehr Daten
Datenschützer zeigen sich angesichts des erneuten Vorstoßes der Industrie, immer mehr Geräte wie Fernseher, Waschmaschinen, Autos, aber auch Schlösser tiefgehend miteinander zu vernetzen, besorgt. Denn je mehr Geräte Daten über ihre Nutzung und vor allem die Nutzer sammeln, desto mehr sei die Privatsphäre der Nutzer bedroht.
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Seit Jahren nur mäßig erfolgreich propagiert, setzten die Hersteller auf der IT-Messe CES Anfang Jänner in Las Vegas wieder verstärkt auf die möglichst umfassende Vernetzung zahlreicher Geräte. Dabei ging es nicht nur um die Unterhaltungselektronik im Wohnzimmer - möglichst alle Geräte des täglichen Gebrauchs sollen nach Vorstellung der Hersteller ans Internet angebunden und miteinander vernetzt werden.
Mitdenkender Kühlschrank und Mistkübel
Bereits vor Jahren wurde der mitdenkende Kühlschrank, der automatisch Joghurt nachbestellt, vorgestellt. Auch Waschmaschinen mit IP-Anschluss und damit direktem Draht zum Internet gibt es bereits in einigen, wenn auch wenigen, Haushalten. Dieses Mal wollen die Hersteller deutlich weiter gehen. In Zukunft könnten etwa Sensoren im Mistkübel warnen, wenn der Kübel zu voll wird. Oder ein an einer Tablettendose angebrachter Multisensor des Systems mother erkennt, ob sie benutzt wurde und die Medikamente wie vorgeschrieben eingenommen wurden.

APA/EPA/Michael Nelson
LG stellte auf der CES einige „smarte“ Küchengeräte vor
Babyüberwachungsgeräte bekommen Skype-Anschluss, und Fleischthermometer können über Bluetooth angesprochen werden. Bereits auf vielen Smartphones als Apps in Gebrauch sind Fitnesstracker; kombiniert mit entsprechenden Sensoren im Sofa könnten sie noch besser Couch-Potatos an ihre tägliche Ration Sport erinnern. Mit den aktuell ebenfalls stark propagierten Smartwatches oder Googles Datenbrille können immer mehr Menschen zudem wahre Datensammelstellen immer mit sich am Körper tragen.
Auto erkennt den Weg automatisch
Auch das Auto wird mit immer mehr Sensoren ausgestattet, die das Fahren bequemer machen beziehungsweise überhaupt die gesamte Steuerung übernehmen sollen. Dabei werden wie auch im Haushalt Daten gesammelt, die den Nutzern selbst, etwa für die Wegberechnung, dienen.
In Zukunft könnte das Auto zum Beispiel wochentags selbstständig erkennen, wenn der Fahrer ins Büro muss, und ihn bei Stau mit einer entsprechenden Warnung auf dem Handy rechtzeitig informieren. Auf lange Sicht sind diese Infos aber auch für die Autohersteller selbst nützlich, denn sie berichten darüber, welche Funktionen ein Lenker in Autos tatsächlich nutzt und welche nicht.
Systeme können zentral gesteuert werden
Mit Samsung will nun einer der größten Hersteller bei der umfassenden Vernetzung mitreden. Der Hersteller mit seinem umfassenden Portfolio von PCs, Smartphones über Waschmaschinen und Roboterstaubsaugern bis hin zu Fernsehern und Kameras stellte auf der CES sein Smart Home Service vor, bei dem diverse elektronische Geräte im Haushalt zentral über eine einzige App gesteuert werden können.
Über Sprachbefehle können damit etwa Fernseher und Licht gleichzeitig ausgeschaltet werden, zudem sollen die Geräte selbstständig an ein demnächst anstehendes Service erinnern können. Über in Geräten eingebaute Kameras soll man auch sein Haus in Echtzeit über das eigene Smartphone überwachen können, zudem sollen die Schlösser selbst mit Sensoren überwacht werden können. Auch das System mother kann mit seinen Sensoren die Mitglieder einer Familie genau überwachen.
Datenlecks bekommen neue Dimension
Was auf den ersten Blick durchaus wie eine Erleichterung für den täglichen Alltag inklusive mehr Sicherheit klingt, hat aber auch seine Schattenseiten, warnen Datenschützer. In Zukunft könnte nicht nur das Smartphone Ziel eines Angriffs und damit Ausgang eines Datenlecks sein, sondern auch der „smarte“ Kühlschrank oder das vernetzte Auto. Der richtige Umgang mit der Sicherheit und der Privatsphäre sei eine der größten Herausforderungen beim „Internet der Dinge“, wo jedes Gerät Zugang zum Internet habe, so Marc Rogers von der Sicherheitsfirma Lookout gegenüber der BBC.
Mit den neuen Möglichkeiten werde Technologie Einzug an Plätzen des täglichen Lebens halten, wo es sie bisher kaum gegeben habe, meint Rogers. Nicht nur Regierungen müssten darauf achten, dass die Nutzer die Hoheit über ihre Daten behalten, hieß es zudem bei einer Diskussion im Rahmen des CES. Auch die Nutzer selbst müssten lernen, mit ihren Daten verantwortungsbewusst umzugehen.
Alles wird angreifbar
Die Hersteller hätten die Tendenz, einfach alle Nutzerdaten in ihre eigene Wolke zu kopieren, so der Gründer von Smart Things - und bekommen so meist auch ungehinderten Zugriff auf viele sensible Daten. Doch auch die Regierungen selbst sind an vielen der gesammelten Daten interessiert, wie die NSA-Affäre zuletzt deutlich zeigte.
Das US-Magazin „Wired“ warnte bereits vor den enormen Sicherheitslücken der vernetzten Systeme. Hacker könnten sich häufig ganz einfach Zugriff verschaffen, besonders über anfällige Router, die die Geräte mit dem Internet verbinden. Ein gehackter Computer ist schon ein Ärgernis - ein gehacktes Garagentor, Auto aber auch ein manipulierter Kühlschrank wären weit gravierender. Je mehr Systeme miteinander verbunden sind, desto höher wird die Zahl der potenziellen Angriffspunkte - und damit der möglichen Ausfälle.
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