Wechselvolle Geschichte
Seit der Errichtung der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) bzw. der Unabhängigkeit der ehemaligen französischen Kolonie Oubangui-Chari im Jahr 1960 ist die Geschichte des Landes von Unruhen und zahlreichen gescheiterten wie geglückten Putschen geprägt gewesen.
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Das zentrale Afrika war in der Zeit des Sklavenhandels Durchzugs- und Fluchtgebiet für verschiedene Ethnien. Als europäische Kolonialmächte im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in der Region ankommen, herrscht dort der ägyptische Sultan Rabah, der 1903 von den Franzosen militärisch geschlagen wird.
1910: Das französische „Militärterritorium“ Oubangui-Chari wird zur Kolonie innerhalb Französisch-Äquatorialafrikas. Mehrere Revolten gegen die ausländische Herrschaft folgen.
1958: Der katholische Priester Barthelemy Boganda, Gründer der Bewegung für die Soziale Evolution Schwarzafrikas (MESAN), wird im Zuge der sogenannten inneren Autonomie Premierminister.
1960: Unabhängigkeit der Zentralafrikanischen Republik. David Dacko, Cousin des mittlerweile bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Boganda, wird erster Präsident des Landes. Die MESAN wird Einheitspartei.
Jahreswechsel 1965/66: Militärputsch unter der Führung von Generalstabschef Jean Bedel Bokassa (Neffe Bogandas wie auch Dackos). Der neue Machthaber hebt die Verfassung auf und reißt die gesamte legislative und exekutive Gewalt an sich. Beginn einer 14 Jahre dauernden Terrorherrschaft.
1972: Bokassa wird zum Präsidenten auf Lebenszeit erklärt.
4. Dezember 1976: Bokassa wandelt die Republik in eine Monarchie um. Exakt ein Jahr danach lässt er sich in einer mehrere Millionen Dollar teuren Zeremonie in einer umfunktionierten Turnhalle nach seinem Vorbild Napoleon I. als Bokassa I. zum Kaiser krönen. Zahlreiche ausländische Staatsgäste sind zugegen, auch Österreich schickt einen Sonderbotschafter. Der mit Hermelin verbrämte Purpurmantel des Herrschers wurde in Vorarlberg gefertigt.
1979: Ermordung Dutzender Studenten und Schüler nach Unruhen. Frankreich gibt seine auf Rohstoffinteressen basierende Unterstützung für das untragbar gewordene Bokassa-Regime nach Vorwürfen des Kindermordes und des Kannibalismus gegen den Kaiser auf. Ein Putsch bringt mit französischer Hilfe erneut David Dacko an die Macht. Wiedereinführung der Republik.
20. September 1981: Putsch, nachdem Dacko die wirtschaftliche, administrative und politische Krise des Landes, die sich seit der Unabhängigkeit fortsetzte und verschärfte, nicht beenden kann. Das Militärkomitee für den nationalen Wiederaufbau (CMRN) unter General Andre Kolingba übernimmt die Macht. Allmähliche Einleitung eines Demokratisierungsprozesses, der die Wiedereinführung einer Volksvertretung und eines Mehrparteiensystems bringt.
1993: Der Oppositionspolitiker Ange-Felix Patasse wird zum Präsidenten gewählt. Zuvor plante der ehemalige Premier unter Bokassa den gewaltsamen Sturz Kolingbas.
2000: Die nach mehreren Aufständen und Militärrevolten eingesetzte UNO-Friedenstruppe MINURCA verlässt nach zwei Jahren das Land. Sie löste die afrikanische Mission MISAB ab.
15. März 2003: Putsch gegen den 1999 wiedergewählten Patasse mit Unterstützung aus dem Tschad. Die Aufständischen unter General Francois Bozize ziehen in der Hauptstadt Bangui ein. Bozize unterlag Patasse bei den Wahlen 1993 und floh nach einem missglückten Umsturzversuch in den Tschad. Ein Demokratisierungsprozess wird eingeleitet.
8. Mai 2005: Bozize wird in einer Stichwahl zum Präsidenten gewählt.
2007 bis 2009: Nach Niederschlagung von Rebellionen werden Friedensverträge unterzeichnet.
23. Jänner 2011: Nach mehrmaliger Verschiebung des Urnengangs finden Präsidenten- und Parlamentswahlen statt. Amtsinhaber Bozize wird wiedergewählt. Die Opposition erkennt das Ergebnis nicht an.
Dezember 2012: In der Allianz Seleka zusammengeschlossene Milizen greifen zu den Waffen und stellen Bozize ein Ultimatum zur vollständigen Einhaltung eines mit ihr geschlossenen Vertrages. Der Tschad entsendet auf Bitten Bozizes umgehend Truppen. Die Regierung bittet auch die im Land stationierten französischen Soldaten, die Armee im Kampf gegen die auf dem Vormarsch befindliche Seleka zu unterstützen. Frankreichs Präsident Francois Hollande lehnt zunächst ab, die Zentralafrikanische Regierung im Kampf gegen die Rebellen zu unterstützen.
24./25. März 2013: Die Rebellen nehmen den Präsidentenpalast in Bangui ein, Bozize flieht nach Kamerun. Seleka-Führer Michel Djotodia erklärt sich zum Übergangspräsidenten. Später löst er die Seleka auf, die aber in Teile zersplittert weiterkämpft.
Oktober 2013: Nachdem die Afrikanische Union (AU) bereits die Militärmission MISCA entsandt hat, beschließt die UNO die Entsendung von Truppen. Frankreich entsendet sogleich in Vorbereitung darauf Soldaten.
19. Dezember 2013: Nach Angaben von Amnesty International (AI) sollen Rebellen des ehemaligen Seleka-Bündnisses fast 1.000 Menschen getötet haben. Bei der Gewalt habe es sich um Racheakte gehandelt, nachdem christliche Milizen Anfang Dezember in der Hauptstadt Bangui rund 60 Muslime getötet hätten, erklärte Amnesty. Die UNO hatte zuvor von rund 600 Toten gesprochen.
10. Jänner 2014: Unter dem Druck der Nachbarstaaten geben der durch den Putsch an die Macht gekommene Interimspräsident Michel Djotodia und Ministerpräsident Nicolas Tiengaye die Macht ab. Plünderungen und Gewaltakte gehen jedoch unvermindert weiter.