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Russischer Bau in Erdbebenzone

Der russische Staatskonzern Rosatom will das umstrittene Atomkraftwerk Akkuyu in der Südtürkei bis spätestens 2023 fertiggestellt haben. Die projektierten Baukosten des 4.800-Megawatt-Kraftwerks liegen bei 22 Mrd. Dollar (16,08 Mrd. Euro). Bisher ist aber noch die positive Umweltverträglichkeitsprüfung ausständig. Die Gegend gilt als erdbebengefährdet.

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„Die Türkei und Russland wollen die Anlage bis 2023 abschließen“, zeigte sich Rosatom-Vizepräsident Rauf Kasumov gegenüber türkischen Medien überzeugt. Ursprünglich hätte der erste Reaktorblock bereits 2019 in Betrieb gehen sollen. Insiderberichten zufolge haben bürokratische Hürden seitens der Türkei den Bau des Kraftwerks aber um ein weiteres Jahr verzögert.

Rosatom drückt aufs Tempo

Kasumov drängt auf eine Verkürzung der Behördenwege, um die Revision des Umweltverträglichkeitsberichts bis Anfang 2014 abschließen zu können. Das Umweltministerium hatte den ersten Bericht als mangelhaft zurückgewiesen. Ohne Abschluss des umweltrechtlichen Genehmigungsverfahrens könne der russische Konzern nicht mit der Ausschreibung der Verträge für Subunternehmer mit einem Gesamtvolumen von rund acht Mrd. Dollar starten, kritisierte Kasumov. Derzeit arbeitet Rosatom an den erforderlichen Baugenehmigen und Lizenzen für die Stromerzeugung.

Hoffen auf weitere Aufträge

Der russische Staatskonzern hat von der Türkei den Zuschlag für das Kraftwerk in Akkuyu bekommen und bemüht sich um die Aufträge für zwei weitere der insgesamt vier geplanten türkischen Atomkraftwerke. Eines der Kraftwerke, in Sinop an der türkischen Schwarzmeer-Küste, wird von einem Konsortium aus japanischen und französischen Unternehmen gebaut. Diese Atomkraftanlage ist ein lange geplantes Projekt und wird von der dortigen Bevölkerung heftig angefeindet.

Umweltzerstörung und Erdbebenrisiken

Auch das geplante Atomkraftwerk Akkuyu nahe der Stadt Mersin stößt auf schwere Kritik. So hat die türkische Umweltorganisation TEMA fehlende Daten über die Auswirkungen auf die Meeresflora und -fauna durch die Entnahme und Rückleitung von Kühlwasser bemängelt. Zudem sollen 220.000 Bäume für das Projekt gefällt werden.

Rosatom versucht, den Gegnern vor allem im Hinblick auf mögliche Erdbebenrisiken mit drei in Auftrag gegebenen seismologischen und hydrologischen Gutachten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Allen drei Gutachten zufolge sei Akkuyu ein sicherer Standort, betont der Vizepräsident.

Russland unterstützt die Türkei nicht nur beim Bau der Anlagen, sondern auch bei der Finanzierung. Moskau schießt nach russischen Angaben die Gesamtkosten von 22 Mrd. US-Dollar vor. Zudem übernimmt der Konzern die Ausbildung der insgesamt 600 türkischen Fachkräfte in Moskau.

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