Untersuchung dauert zwei Wochen
Die UNO-Inspektoren in Syrien haben nach Angaben eines UNO-Sprechers am ersten Tag ihres Einsatzes „wertvolle Daten“ zu den Giftgasvorwürfen gesammelt. In der Ortschaft Moadhamijat al-Scham südwestlich von Damaskus hätten sie „eine Reihe wichtiger Proben genommen“, sagte Sprecher Fahan Haq am Montagabend in New York. Am Dienstag saßen die Inspektoren allerdings in Damaskus fest.
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Die Chemiewaffenexperten konnten ihre Untersuchung der Giftgasvorwürfe wegen der schlechten Sicherheitslage nicht wie geplant fortsetzen, sagte ein UNO-Mitarbeiter. Das Team warte noch auf aktuelle Informationen zu Risiken auf dem Weg in das betreffende Gebiet. Die Untersuchungstätigkeit des Teams ist auf zwei Wochen beschränkt und soll nach den Worten von UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon „so schnell wie möglich“ vermittelt werden.
Ban werde dann entscheiden, in welcher Form die Informationen „genutzt werden können“. Der UNO-Chef habe seit dem Wochenende mit mehreren politischen Führern über Syrien gesprochen, einigen in der Region und anderen darüber hinaus, sagte Haq.
Inspekteure beschossen
Auf ihrem Weg nach Moadhamijat al-Scham war der Konvoi der UNO-Inspekteure Montagfrüh unter Beschuss von Heckenschützen geraten. Die oppositionelle Nationale Syrische Allianz verurteilte den Angriff und beschuldigte „Milizionäre der Volkskomitees des Assad-Regimes“. Die staatliche Nachrichtenagentur SANA meldete dagegen, „bewaffnete Terrorgruppen“ hätten die Inspekteure angegriffen.

APA/EPA/Stringer
Fahrzeug der UNO-Inspekteure vor ihrem Hotel in Damaskus
Ban schickte wegen der Attacke eine scharfe Protestnote sowohl an die Regierung in Damaskus als auch an die Aufständischen. Der Protest sei von der UNO-Hochkommissarin für Abrüstung, Angela Kane, überbracht worden, die sich derzeit in Damaskus aufhält. Derartige Angriffe dürften sich nicht wiederholen, die Sicherheit der Experten müsse „sichergestellt sein“, sagte Ban.
Gespräche mit Zeugen
In dem Gebiet östlich von Damaskus sollen am vergangenen Mittwoch Hunderte Menschen mit Nervengas getötet worden sein. Die Inspekteure setzten später ihre Fahrt nach Moadhamijat al-Scham fort, besuchten dort auch zwei Krankenhäuser und sprachen mit Ärzten und Überlebenden des mutmaßlichen Chemiewaffeneinsatzes vom vergangenen Mittwoch, ließ Ban mitteilen.
Aktivisten veröffentlichten Videoaufnahmen von den Gesprächen, die die Inspekteure mit Überlebenden und Angehörigen führten. Sie hätten auch Bodenproben genommen. Nach rund sechs Stunden kehrten die Experten unbeschadet nach Damaskus zurück. Kurz nach ihrer Abfahrt sei die Ortschaft mit Artillerie beschossen worden, meldeten lokale Revolutionsaktivisten auf ihrer Facebook-Seite - Video dazu in iptv.ORF.at.
„Jede Stunde zählt“
Zum Start der UNO-Untersuchung, der das syrische Regime erst am Sonntag überraschend zugestimmt hatte, mahnte Ban schnelles Handeln an. „Jede Stunde zählt“, sagte er. „Wir können uns keine Verzögerungen mehr leisten.“ Die Vereinten Nationen schickten auch einen Gesandten zu Gesprächen in den Iran. International haben die Berichte Entsetzen ausgelöst und einen westlichen Militärschlag wahrscheinlicher gemacht.
„Nachbar in Not“ für Flüchtlinge
Angesichts des anhaltenden Bürgerkriegs mit inzwischen rund zwei Millionen Flüchtlingen bittet der ORF gemeinsam mit „Nachbar in Not“ um Spenden. Spenden sind online und via Spendentelefon 0800222444 auf das Erste-Bank-Konto 4.004.004.400 (BLZ 20111/) möglich.
Damaskus bestreitet den Einsatz chemischer Kampfstoffe und beschuldigt stattdessen die Rebellen, Giftgas eingesetzt zu haben. Laut Ärzte ohne Grenzen sind in von der Organisation betreuten Krankenhäusern 3.600 Menschen mit Symptomen von Nervengift behandelt worden. Von ihnen seien 355 gestorben.
Granaten trafen Altstadt von Damaskus
Mehrere Mörsergranaten schlugen unterdessen einem Medienbericht zufolge am Montag in der Altstadt von Damaskus ein. Mehrere Menschen seien verletzt worden, meldete der staatliche arabische Nachrichtensender al-Ichbarija. Auch eine Kirche sei beschädigt worden. Die Altstadt von Damaskus, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, blieb bisher von Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen weitgehend verschont.
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