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Szenarien für ein Eingreifen des Westens

Ein Eingreifen des Westens in Syrien wird nach dem mutmaßlichen Einsatz von Chemiewaffen in dem Bürgerkriegsland wahrscheinlicher. Mehrere westliche Staaten diskutieren offenbar die militärischen Optionen. Diese sind allerdings nicht ohne Risiken.

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Die US-Regierung prüft bereits Optionen für ein militärisches Eingreifen. Auch Großbritannien und Frankreich zeigten sich in den vergangenen Tagen zu einem härteren Vorgehen bereit. Da sich Russland im UNO-Sicherheitsrat schützend vor Syriens Präsident Baschar al-Assad stellt, wird offenbar über ein Eingreifen ohne Mandat der Vereinten Nationen nachgedacht.

Vivien Pertusot vom Brüsseler IFRI-Institut bezweifelt aber, dass es wie in Libyen zu einem NATO-Einsatz kommt: „Das wäre sehr schwierig zu erreichen wegen der notwendigen politischen Einigungen und Verfahren.“ Sie hält eine internationale „Koalition der Willigen“ einiger Staaten für einen „chirurgischen Einsatz“ von wenigen Tagen gegen strategische Ziele für wahrscheinlicher.

Gezielte Luftschläge

Die US-Marine hat bereits ihre Präsenz im östlichen Mittelmeer verstärkt und verfügt in der Region nun über vier mit Raketen bestückte Kriegsschiffe. Diese könnten gezielt gegen Munitionsdepots und andere Militäreinrichtungen eingesetzt werden.

Eine solche „begrenzte“ Reaktion kann aus Sicht von Jonathan Paris von der US-Denkfabrik Atlantic Council dem Schutz der Bevölkerung dienen und der Assad-Regierung deutlich machen: „Mit einem Chemiewaffenangriff auf Zivilisten kommt ihr nicht ungestraft davon.“ Die eingreifenden Staaten müssten dafür zudem keine eigenen Flugzeuge in Gefahr bringen. Der Einsatz von Raketen birgt allerdings immer das Risiko, dass Wohngebiete, Schulen oder Krankenhäuser getroffen werden.

Flugverbotszonen

Einflussreiche US-Abgeordnete haben sich dafür ausgesprochen, eine Flugverbotszone über Syrien einzurichten, um die Assad-Truppen von Luftangriffen gegen Rebellen und Zivilisten abzuhalten. US-Generalstabschef Martin Dempsey warnte jedoch kürzlich, dass dafür nicht nur über Syrien patrouillierende Kriegsflugzeuge nötig seien, sondern auch Tankflugzeuge sowie in einem ersten Schritt auch umfangreiche Attacken gegen syrische Luftwaffenstützpunkte und Abwehrstellungen. Denn einer Analyse der US-Luftwaffe zufolge gehört das syrische Luftabwehrsystem zu den leistungsfähigsten und dichtesten weltweit. Die Kosten für einen solchen Einsatz würden in die Milliarden gehen.

Pufferzonen

Immer wieder diskutiert wird auch, zusammen mit einer Flugverbotszone sichere Rückzugsgebiete für Flüchtlinge und Rebellen in Grenznähe zur Türkei und Jordanien einzurichten. „Pufferzonen klingen nach einer defensiven Option, zu ihrer Sicherung wäre aber der Einsatz von Bodentruppen notwendig“, gibt Markus Kaim von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) zu bedenken. Dazu sei aber kein westliches Land bereit. Auch IFRI-Expertin Pertusot sieht aufgrund der Unwägbarkeiten weder in einer Flugverbotszone noch in einer Pufferzone eine Option.

Waffenlieferungen

Bleibt die Option, die syrischen Rebellen umfangreich mit Waffen zu beliefern. Doch aufgrund der unübersichtlichen Lage wird vielerorts befürchtet, dass Rüstungsgüter in die Hände von islamistischen Gotteskriegern gelangen. „Zudem lässt sich so nicht das Ziel erreichen, das syrische Regime zu politischen Konzessionen wie der Teilnahme an einer Friedenskonferenz in Genf zu bringen“, warnte SWP-Experte Kaim.

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