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Bankomatraub mit Guthabenkarten

Erst Anfang des Monats hat die New Yorker Polizei sieben Männer einer international tätigen kriminellen Organisation gefasst, die insgesamt 45 Millionen Dollar (34 Mio. Euro) erbeutet haben soll. Die Täter manipulierten Computersysteme von Banken und plünderten dann weltweit Tausende Bankomaten.

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Die New Yorker Staatsanwältin Loretta Lynch sprach von einem „massiven Banküberfall im Stile des 21. Jahrhunderts, der sich über das Internet erstreckt und eine weltweite Reichweite hat. Statt Pistolen und Masken haben sie Laptops und das Internet verwendet.“ Die Täter hätten ausgefeilte Techniken genutzt, um in die Computersysteme globaler Finanzfirmen einzudringen, erklärte das US-Justizministerium.

Gezielte Manipulation von Kreditkarten

Die Kriminellen gingen dabei laut den von der US-Polizei veröffentlichten Informationen sehr gezielt vor: Sie erbeuteten die Daten von Guthabenkarten wie etwa PIN-Codes und manipulierten die Einschränkungen dieser „Prepaid Debit Cards“ für das Abheben von Bargeld an Geldautomaten in mehreren Ländern. Sie drangen dazu beim ersten Mal in das System eines indischen Anbieters ein, der solche Debit Cards von Visa und MasterCard abrechnet, schrieb die „New York Times“ („NYT“).

Solche Firmen werden laut „NYT“ gerne angegriffen, weil sie üblicherweise weniger hohe Sicherheitsstandards haben. Durch die Benutzung von Guthabenkarten hätten die Angreifer auch verhindert, dass etwa einzelne Kunden schnell bemerken, dass mit ihren Karten unrechtmäßig Geld abgehoben wird. Aufladbare Karten sind in den USA weit verbreitet. MasterCard Deutschland gab an, dass die Systeme des Finanzdienstleisters nicht von der Attacke betroffen waren.

Täter fotografierten sich selbst

Die Daten von insgesamt fünf Kreditkarten wurden an weitere Kriminelle in 20 Ländern verteilt, die diese Informationen in Magnetstreifen von Karten encodierten. Mit diesen Karten wurden dann am 21. Dezember 2012 von weltweit 4.500 Geldmaschinen fünf Millionen Dollar behoben. Während der Behebungen hatte ein Teil der Truppe immer die jeweiligen Konten im Auge, um zu verhindern, dass etwaige neue Limits Behebungen unmöglich machten.

Fotos von den verschiedenen Überwachungskameras diverser Bankomaten zeigen laut „NYT“, wie die Täter immer mehr Geldscheine in ihre Rucksäcke stopften. Lynch verglich die Bilder mit Gangsterfilmen wie „Ocean’s Eleven“. Bei der Verhaftung fanden die Polizisten aber auch Bilder auf den Smartphones der Täter, die sie mit den erbeuteten Geldscheinen etwa im Auto zeigen. Das erbeutete Geld wurde dann in den Kauf diverser Luxusartikel investiert. 20 Prozent des Gelds sollen die Täter behalten haben, der Rest wurde laut Polizei an die Hintermänner weitergereicht.

Informationstafeln zum Bankraub

Reuters/Lucas Jackson

Bilder vom Smartphone eines Verhafteten

Insgesamt zwei Beutezüge

Die Täter schlugen den Angaben zufolge insgesamt zweimal zu. Im Dezember 2012 waren Guthabenkarten der Kreditkartenfirma MasterCard betroffen, die von der National Bank of Ras Al-Khaimah PSC (Rakbank) in den Vereinigten Arabischen Emiraten ausgegeben wurden. Der zweite Angriff erfolgte im Februar mit Guthabenkarten von MasterCard, die von der Bank of Muscat in Oman ausgegeben waren. In diesem Fall kam es zu 36.000 Abhebungen in 24 Ländern. Dabei konnten die Täter dann 40 Mio. Dollar erbeuten.

In New York schafften die Täter es an einigen hundert Geldautomaten im Stadtteil Manhattan 2,4 Mio. Dollar zu beheben, in Japan gelang es Komplizen, zehn Mio. Dollar abzuheben. Bei manchen Banken in Japan gibt es keine Limits für Abhebungen. „Die Organisation bahnte sich einen Weg von den Computersystemen internationaler Konzerne auf die Straßen von New York“, so Staatsanwältin Lynch.

Weitere Komplizen gesucht

Die jetzt verhafteten Personen kommen alle aus Yonkers im US-Staat New York. Die erste Festnahme gab es bereits am 27. März, zwei weitere Verdächtige wurden Anfang Mai verhaftet. Eine weitere Person, der der Kopf der New Yorker Bande gewesen sein soll, wurde zuvor in der Dominikanischen Republik ermordet. Dabei ist nicht klar, ob der Mord mit dem Millionencoup zusammenhängt.

Bereits im Februar wurden zwei mutmaßliche Mittäter in Deutschland verhaftet, sagte ein Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft. Die beiden niederländischen Staatsbürger seien festgenommen worden, als sie an Geldautomaten im Rahmen der koordinierten Attacke mit manipulierten Karten einen Gesamtbetrag von 170.000 Euro abheben wollten. Der 35-Jährige und die 56-Jährige hätten sich dabei „auffällig“ verhalten und deshalb Verdacht erregt. Ihnen wird unter anderem Computerbetrug zur Last gelegt.

Laut „NYT“ ist derzeit nicht klar, wer für den Schaden aufkommen muss. Laut Bericht wird in zahlreichen Ländern weiterhin ermittelt, um einerseits die tatsächlichen Drahtzieher zu ermitteln, andererseits aber auch lokale Komplizen ausfindig zu machen. Laut den New Yorker Behörden sind die festgenommenen Männer offenbar „kleine Fische“, sie werden alleine wegen illegaler Abhebungen angeklagt.

Links:

  • „NYT“
  • New Yorker Polizei(www.nyc.gov/nypd)