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Transaktionen nicht zurückzuverfolgen

Über lange Zeit ist die bekannteste virtuelle Währung Bitcoin im Ruf gestanden, vor allem für illegale Zwecke verwendet zu werden. Das liegt nicht zuletzt in seinen Erfindern aus der Hackerszene begründet. Geheimdiensten und Zentralbanken ist Bitcoin ein Dorn im Auge, da Transaktionen damit nicht zurückzuverfolgen sind. Experten warnen zudem vor Sicherheitslücken.

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Und tatsächlich: Immer wieder werden Onlinebörsen gehackt, zuletzt machte Anfang April eine breite Attacke auf die weltgrößte Bitcoin-Handelsplattform Mt.Gox die Runde. Auch der Dienst Instawallet war wiederholt von Ausfällen betroffen - mittlerweile ist er offline. Diese Plattform bietet seinen Nutzern die Möglichkeit, anonym Bitcoin-Beträge zu deponieren, ist jedoch für Hackerangriffe offenbar besonders anfällig. Doch auch in der Vergangenheit gab es größere Angriffe auf entsprechende Portale, dem Boom um die Internetwährung hat das jedoch niemals nachhaltig geschadet. Ganz im Gegenteil - das virtuelle Geld ist weiter im Vormarsch.

In der Aufmerksamkeit der Hedgefonds

So hat auch die Finanzwelt Vorteile des Onlinegelds erkannt: Der erste Hedgefonds, der von der Devise profitieren will, ist bereits eingestiegen. Der Bitcoin-Fund des Anbieters Exante ist in Malta registriert. Wer 100.000 US-Dollar (über 77.000 Euro) und ein Eintrittsgeld von zusätzlichen 0,5 Prozent auf den Tisch legt, kann einsteigen. Auch der deutsche Finanzdienstleister Phylax mit Sitz in Frankfurt spekulierte bereits im vergangenen Jahr mit Bitcoins.

Aber wer sich bei den großen Banken zum Thema Bitcoin umhört, trifft auf ratlose Experten. „Das ist bei uns bisher kein Thema“, heißt es fast einhellig. Ob hier ein Hype verschlafen oder zurecht vernachlässigt wird, bleibt abzuwarten. Denn die bisherige Bitcoin-Historie zeigt, dass der Kurs sehr schwankungsanfällig ist. Auch das derzeitige Hoch kann diese Entwicklung nicht verdecken. Im letzten Jahr fiel er zeitweise bis auf vier Dollar. Der Markt ist übersichtlich und entsprechend wenig liquide. Eine zentrale Kontrollinstanz gibt es nicht, weswegen der Bitcoin bei Geheimdiensten und den Zentralbanken für Unruhe sorgt.

„Geldpolitik“ folgt Entschlüsselungen

Dass der Bitcoin dennoch Anhänger gewinnt, liegt auch an seiner Grundkonstruktion. Die Währungseinheiten können Nutzer selbst am Computer erstellen, indem mit hoher Rechnerleistung hochkomplexe mathematische Formeln gelöst werden. Im Zehnminutentakt entstehen etwa 25 neue Bitcoins. Doch die Geldmenge wird mit der Zeit automatisch begrenzt: Damit sie nicht ausufert, müssen immer schwierigere Verschlüsselungen enträtselt werden.

Mysterium um „Erfinder“

Als Urheber des Konzepts gilt der Legende nach jemand namens Satoshi Nakamoto - eine Art Phantom. Wer Bitcoins nutzen will, kann sich gratis entsprechende Software herunterladen und ein virtuelles Portemonnaie auf dem Endgerät installieren.

Die Anzahl der erzeugten Bitcoins soll dadurch alle vier Jahre halbiert werden. Maximal kann es nur etwa 21 Millionen Bitcoins geben. Entstanden ist bisher rund die Hälfte davon. Durch die strategische Deckelung der Geldmenge halten viele Bitcoin-Fans Wertzuwächse bei steigender Verbreitung als Zahlungsmittel quasi für programmiert. Durch steigende Kurse wird wiederum das im Fachjargon „Mining“ genannte Herstellungsverfahren attraktiv, da der Marktwert die Produktionskosten deutlich übersteigt.

Wie jede andere Währung steht und fällt der Bitcoin allerdings mit dem Vertrauen in ihn. Hinter den etablierten Papiergeldwährungen stehen Regierungen und Notenbanken. Hinter dem Bitcoin steht das Ideal freien Geldes. Ob das der entscheidende Vor- oder Nachteil ist, wird sich noch zeigen.

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