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Nikosias Ringen um Geld geht weiter

Russland hat Zypern im Ringen um eine Beteiligung an der Rettung des Bankensektors eine Abfuhr erteilt. Die Gespräche mit dem zypriotischen Finanzminister Michalis Sarris seien ohne Ergebnis zu Ende gegangen, sagte Russlands Finanzminister Anton Siluanow am Freitag in Moskau.

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Die russischen Investoren hätten „kein Interesse“ an den von Zypern vorgebrachten Vorschlägen für eine Hilfe gezeigt, zitierten russische Nachrichtenagenturen Siluanow am Freitag. Die Investoren hätten die Investitionsangebote der zypriotischen Seite im Energie- und im Bankensektor geprüft und „kein Interesse gezeigt“. Auch seien russische Unternehmen nicht an Investitionen in zypriotische Gasreserven interessiert, hieß es.

Der russische Finanzminister Siluanow

APA/AP/Alexander Zemlianichenko

Siluanow hat „kein Interesse“

Auch Kreditverlängerung nicht fix

Zudem gebe es auch keine Vereinbarung über eine Verlängerung des bestehenden 2,5-Milliarden-Euro-Kredits an Zypern - Siluanow betonte, dass in dieser Sache noch keine Entscheidung gefallen sei. Er warte auf eine Entscheidung der Kreditgeber internationaler Gelder in Zypern, um eine Aussage über die Beteiligung an einer „Umstrukturierung der Schuldenlast“ zu treffen.

Zuvor hatte Sarris Moskau nach mehrtägigen Gesprächen mit Vertretern der russischen Führung verlassen. Sarris war am Dienstag nach Moskau gereist und hatte dort ab Mittwoch Gespräche unter anderen mit Siluanow und Vizeregierungschef Igor Schuwalow geführt. Zu Beginn der Verhandlungen hatte Sarris noch betont, so lange in Moskau bleiben zu wollen, bis eine Übereinkunft mit Russland erzielt sei.

Nach der offenkundigen Abfuhr bemühte sich der russische Ministerpräsident Dimitri Medwedew unterdessen zu relativieren. Er meinte, Russland habe „die Tür nicht geschlossen“. Zypern und die Europäische Union müssten aber eine Einigung finden, bevor Moskau Schritte unternehme.

Dramatischer Appell der Regierung

Unterdessen forderte die zypriotische Regierung die Abgeordneten zur Eile bei den anstehenden Entscheidungen zur Rettung des Landes vor dem Bankrott auf. „Die nächsten Stunden werden über die Zukunft des Landes entscheiden“, betonte Regierungssprecher Kristos Stylianides am Freitag in einer im TV übertragenen Erklärung. Die Regierung stehe in „harten Verhandlungen“ mit der Gläubigertroika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF).

Der zypriotische Finanzminister Sarris stellt sich nach den gescheiterten Verhandlungen der Presse

APA/EPA/Sergei Chirikov

Finanzminister Sarris verließ Moskau ohne Zählbares in der Hand

„In einigen Stunden sind wir aufgerufen, große Entscheidungen zu treffen.“ Die Beschlüsse, die das Parlament am Freitag zu treffen habe, würden zweifelsohne „schmerzhafte Aspekte“ enthalten. „Aber das Land muss gerettet werden“, sagte der Regierungssprecher. Wenig später wollte das Parlament über die von der Regierung vorgeschlagenen Rettungsmaßnahmen debattieren. „Wir müssen alle Verantwortung übernehmen“, mahnte der Sprecher.

Vorschläge Zyperns werden „noch geprüft“

Unterdessen bewertete die EU-Kommission die neuen Vorschläge aus Zypern für ein Hilfspaket noch nicht. „Wir prüfen das noch im Detail“, sagte der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn am Freitag in Brüssel. Dabei geht es insbesondere um den Plan, mit einem neuen Fonds 5,8 Milliarden Euro zusammenzubringen. Die Euro-Gruppe fordert von der Inselrepublik einen Eigenbeitrag in dieser Höhe, um das Hilfspaket von zehn Milliarden Euro aufzulegen.

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