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2.700 Liter Wasser für ein T-Shirt

Baumwolle ist immer noch die mit Abstand am häufigsten eingesetzte Naturfaser in der Textilindustrie. Das beliebte Material hat aber auch eine Schattenseite: Es gehört zu den landwirtschaftlichen Erzeugnissen mit dem größten Wasserverbrauch.

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Die Produktion eines einzigen Baumwoll-T-Shirts verbraucht laut der Naturschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) im Schnitt bis zu 2.700 Liter Wasser. Für eine Jean können es laut der österreichischen Umweltschutzorganisation Global 2000 sogar über 10.000 Liter sein. Zudem zählen die Produktion und die Verarbeitung von Baumwolle zu den Hauptgründen für die Verunreinigung von Flüssen und Seen rund um den Erdball.

Niedrige Sammelquoten

Gleichzeitig sind die Sammel- und Recyclingquoten von Kleidungsstücken sehr niedrig. Zwar gibt es in vielen europäischen Ländern mittlerweile Sammelcontainer für Altkleider. Diese werden händisch sortiert und können je nach Zustand wiederverwendet werden.

Die Zahlen bescheiden diesem Verfahren bisher allerdings bestenfalls einen Etappenerfolg: Laut Angaben der Europäischen Kommission aus dem Vorjahr werden in der EU jährlich fast sechs Millionen Tonnen an Textilien entsorgt. Nur ein Viertel davon wird als Secondhandkleidung wieder getragen oder recycelt. Die große Mehrheit der entsorgten Kleidungsstücke - viele davon kaum getragen - endet auf Deponien und in Müllverbrennungsanlagen.

Sweatshops und Kinderarbeit

Problematisch am Rohstoff Baumwolle sind auch die Menschenrechtsverletzungen, die bei seiner Verarbeitung an der Tagesordnung stehen. Vor allem die Bekleidungsindustrie in südostasiatischen Staaten wie Thailand, Kambodscha, Indien und China basiert auf der Ausbeutung von billigen Arbeitskräften in sogenannten Sweatshops. Auch Kinderarbeit ist in diesen Ländern häufig. Erst Ende des vergangenen Jahres sorgte der Brand in einer Textilfabrik in Bangladesch für Schlagzeilen, bei dem über 100 Menschen ums Leben kamen - unter anderem weil die Notausgänge versperrt waren.

Großbritannien als Secondhandvorreiter

Ansätze, diese Missstände in der Textilindustrie zu entschärfen, zielen etwa auf die vermehrte Wiederverwertung von Kleidungsstücken als Secondhandware ab. Die Wiederverwendung von Kleidungsstücken spart nämlich nicht nur große Mengen an Wasser, sondern auch an CO2 ein.

Laut dem kürzlich erschienenen „Recycling Report“ von Global 2000 fallen pro Tonne wiederverwendeter Baumwoll-T-Shirts zwölf Tonnen Kohlendioxidausstoß weg, die bei der Verbrennung auf einer Deponie entstehen würden. Als Vorreiter in der Sammlung von hochwertiger Kleidung und im Verkauf als Secondhandware gilt Großbritannien. Laut „Recycling Report“ nutzen dort bis zu zwei Drittel der Konsumenten auch Secondhandbekleidung.

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