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„Vater der Nation“ gestorben

Hugo Chavez hat Venezuela seit 14 Jahren geführt. Er war neben seinem Ziehvater Fidel Castro die Ikone der Linken in Lateinamerika. Seit 1999 steuerte er Venezuela auf Kurs Sozialismus, und die meisten seiner Landsleute folgten dem „Vater der Nation“. Seine Amtszeit im Überblick:

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Februar 1992: Der noch unbekannte Oberstleutnant Hugo Chavez führt einen Putschversuch gegen den Präsidenten Carlos Andres Perez an. Er scheitert und kommt für zwei Jahre ins Gefängnis.

Dezember 1998: Chavez gewinnt die Präsidentenwahl mit deutlicher Mehrheit. Im Februar 1999 übernimmt er mit 44 Jahren als bisher jüngster Präsident das Amt des Staatschefs.

Juli 2000: Chavez wird als Staatspräsident mit absoluter Mehrheit bestätigt. Die Neuwahl war nach dem Inkrafttreten der neuen „Bolivarischen Verfassung“ notwendig geworden.

April 2002: Chavez wird nach blutigen Massenprotesten durch einen Putsch, der von einer militärisch-bürgerlichen Bewegung angeführt wird, gestürzt. Nur zwei Tage später erobert er die Macht zurück.

Februar 2003: Ein im Dezember 2002 begonnener Generalstreik wird nach 63 Tagen von der Oppositionsbewegung beendet, ohne den Rücktritt von Chavez erreicht zu haben.

August 2004: Internationale Wahlbeobachter bestätigen den Sieg des Präsidenten bei einer Volksabstimmung über seinen Verbleib im Amt.

Dezember 2005: Bei der von den wichtigsten Oppositionsparteien boykottierten Parlamentswahl gewinnt die Regierungskoalition alle 167 Sitze in der Nationalversammlung.

April 2006: Kuba, Bolivien und Venezuela unterzeichnen in Havanna ein Handelsabkommen, mit dem sie ihre Gegnerschaft zu den USA verstärken. Die Bolivarische Alternative für Amerika (Alba) war von Chavez und Kubas Präsidenten Fidel Castro geschaffen worden, um vor allem das US-Projekt einer Freihandelszone für den gesamten Kontinent auszuhebeln.

Dezember 2006: Chavez wird für eine weitere sechsjährige Amtszeit gewählt. Kritiker werfen ihm einen diktaturähnlichen Regierungsstil vor.

Jänner 2007: Chavez will Strom und Telekommunikation seines Landes verstaatlichen, weil es sich um strategische Bereiche handele. Er erhält vom Parlament Sondervollmachten und wird so zum unumschränkten Gesetzgeber in nahezu allen Bereichen. Im Dezember scheitert er bei einem Referendum mit dem Versuch, den Sozialismus in der Verfassung zu verankern und sich sein Amt auf Lebenszeit zu sichern.

Mai 2007: Per Dekret werden die Ölfelder im Orinoco-Streifen, wo die größten Reserven der Welt vermutet werden, verstaatlicht. Im Februar 2010 sichert Venezuela ausländischen Ölmultis die volle Rechtssicherheit bei anstehenden Milliardeninvestitionen zu.

Mai 2008: Chavez verstaatlicht den wichtigsten Stahlproduzenten des Landes, Ternium Sidor.

Februar 2009: Bei einem Referendum stimmt die Mehrheit für eine Verfassungsänderung, wodurch alle gewählten Amtsinhaber beliebig oft zur Wiederwahl antreten dürfen.

November 2009: Chavez und Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad bekräftigen in Caracas ihre „strategische Allianz“.

Dezember 2009: Kuba und Venezuela vereinbaren in Havanna Projekte im Umfang von umgerechnet mehr als 2,1 Milliarden Euro.

April 2010: Russland und Venezuela bauen ihre Partnerschaft aus. Russlands Regierungschef Wladimir Putin bringt eine erste Lieferung von Mi-17-Militär-Helikoptern mit. Venezuela hatte im September 2009 in Russland Panzer und Abwehrraketen gekauft und dafür von Moskau einen Kredit in Milliardenhöhe erhalten.

September 2010: Chavez erhält bei der Parlamentswahl einen Dämpfer. Die Sozialistische Einheitspartei Venezuelas (PSUV) geht zwar als Sieger hervor, die Zweidrittelmehrheit verpasst sie aber.

Oktober 2012: Chavez setzt sich in der Präsidentenwahl mit gut 55 Prozent der Stimmen durch.

Dezember 2012: Der an Krebs erkrankte Staatspräsident wird am 11. Dezember zum vierten Mal innerhalb von eineinhalb Jahren in Kuba operiert. Im Juni 2011 war bei ihm ein Krebsgeschwür in der Beckengegend gefunden worden.

Jänner 2013: Die am 10. Januar geplante Vereidigung Chavez’ für die neue, bis 2019 dauernde Amtszeit wird wegen seines labilen Gesundheitszustandes verschoben. Das Oberste Gericht entscheidet, dass seine Regierung auch ohne Vereidigung im Amt bleiben kann.

Februar 2013: Am 18. Februar kehrt Chavez nach mehr als zwei Monaten in Kuba nach Venezuela zurück. Er wird in das Militärkrankenhaus Dr. Carlos Arvelo gebracht.

März 2013: Am 1. März bestätigt Vizepräsident Nicolas Maduro, dass Chavez erneut mit Chemotherapie behandelt wird. Am 4. März berichtet Informationsminister Erneste Villegas von einen „neuen schweren (Atemwegs-)Infektion“ infolge des geschwächten Immunsystems. Hugo Chavez starb am Dienstag im Alter von 58 Jahren.