14 Jahre im Präsidentenamt
Venezuelas Staatschef Hugo Chavez ist tot. Der Präsident sei am Dienstag in der Hauptstadt Caracas gestorben, sagte sein Stellvertreter Nicolas Maduro im staatlichen Fernsehen. „Wir haben soeben die schwerste und tragischste Information erhalten, die wir unserem Volk ankündigen können“, sagte Maduro. Chavez starb Maduros Worten zufolge um 16.25 Uhr Ortszeit (21.55 Uhr MEZ).
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Maduro rief seine Landsleute zur Besonnenheit auf. „Im immensen Schmerz dieser historischen Tragödie, die unser Vaterland berührt, rufen wir alle Landsleute auf, Wächter des Friedens, der Liebe, des Respekts und der Ruhe in diesem Vaterland zu sein“, sagte der Vizepräsident in einer Rundfunkansprache. Das Nachrichtenportal „Noticias24“ titelte: „Hugo Chavez, der Christus der Armen in Lateinamerika, ist tot.“
Chavez habe „fast zwei Jahre lang hart gekämpft“, so Maduro, der den Tränen nah war, mit Blick auf die Krebserkrankung des Staatspräsidenten. Erst kurz zuvor hatte die venezolanische Regierung mitgeteilt, dass sich der Zustand des 58-jährigen krebskranken Präsidenten drastisch verschlechtert habe. Chavez leide an einer „neuen und schweren“ Infektion, hieß es.

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Seine Anhänger feierten Chavez als „Christus der Armen in Lateinamerika“
Baldige Neuwahlen laut Verfassung
Chavez war bei der Wahl im vergangenen Jahr bis 2019 klar im Amt bestätigt worden. Allerdings konnte der linkspopulistische Politiker seinen Amtseid nicht wie geplant am 10. Jänner ablegen. Seitdem führte Vizepräsident Maduro die Amtsgeschäfte. Nach Chavez’ Tod müssen laut Verfassung binnen 30 Tagen Neuwahlen ausgerufen werden.
Im Juni 2011 war bei ihm erstmals Krebs in der „Leistengegend“ diagnostiziert worden. An welcher Krebsart er litt, wurde von der Regierung nicht öffentlich gemacht. Nach einigen chirurgischen Eingriffen in Kuba hatte sich Chavez im Sommer 2012 - kurz vor dem bevorstehenden Wahlkampf - für vollkommen genesen vom Krebs erklärt. Im Dezember 2012 kehrte die Krankheit zurück - erneut folgten mehrere Operationen. Die venezolanische Regierung sprach wiederholt von einer konstanten Genesung Chavez’, der die Bevölkerung allerdings keinen Glauben mehr schenkte.

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Bereits 2011 unterzog sich Chavez mehreren chirurgischen Eingriffen
Politik mit Ölgeschäft finanziert
Chavez galt als Erzfeind des US-amerikanischen „Imperialismus“ und pflegte sorgsam sein Image als Kämpfer für die Unterdrückten Venezuelas. Mit seiner Verstaatlichungspolitik, die den Großteil der Wirtschaft beeinflusste, rief der als „moderner Bolivar“ bezeichnete Staatschef auch innenpolitisch Gegner auf den Plan.
Mit seinem autokratischen Führungsstil stieß Chavez international auf scharfe Kritik. Gleichzeitig war er bei der ärmeren venezolanischen Bevölkerung aufgrund seiner Maßnahmen zur Verbesserung des Gesundheitssystems sowie seiner Bildungs- und Sozialpolitik sehr beliebt. Diese Maßnahmen konnten hauptsächlich aus den Einnahmen des Ölgeschäfts finanziert werden, deren größter Abnehmer die USA sind. Oftmals drohte der Staatschef, einen Exportstopp zu verhängen, doch dazu kam es nie.
Widerstand des Militärs
Ab 2000 war er mit stetig wachsenden Herausforderungen konfrontiert: einknickende Wirtschaft, hohe Kriminalitäts- sowie Arbeitslosenrate und großer Widerstand aus dem Militär. Chavez baute im Gegensatz zu anderen international umstrittenen Staatsoberhäuptern die Beziehungen zu Ländern wie Kuba, dem Iran, Libyen und Syrien aus. Zuletzt konnte Chavez aber auch einen diplomatischen Erfolg für sein Land verbuchen: Im Juli 2012 trat Venezuela dem südamerikanischen Binnenmarkt Mercosur bei.

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Die rote Kappe wurde zum Markenzeichen von Hugo Chavez, später setzte er staatsmännisch allerdings auf Anzüge
Haftstrafe nach gescheitertem Putschversuch
Chavez stammte aus bescheidenen Verhältnissen und beschrieb seine Kindheit als „arm, aber glücklich“. Trotz seiner Leidenschaft für die Malerei und des frühen Berufswunschs, professioneller Baseball-Spieler zu werden, entschied er sich für eine militärisch-politische Karriere. Mit 17 Jahren schrieb er sich 1971 an der Militärakademie in Caracas ein. In dieser Zeit, in der er sich auch umfassend mit der Armut der Arbeiterklasse Venezuelas beschäftigte, so sagte er später, erwuchs sein Wille, sich für soziale Gerechtigkeit zu engagieren. Nach dem Abschluss der Militärakademie schaffte es Chavez in der Armee bis zum Oberstleutnant und Kommandant der Fallschirmspringer.
Zwischen 1983 und Mitte der 90er Jahre stand er an der Spitze der paramilitärischen Bolivarischen Revolutionsbewegung 200 (Movimiento Bolivariano Revolucionario 200, MBR-200). Mit der MBR-200 führte Chavez Anfang 1992 einen Putschversuch gegen das damalige Staatsoberhaupt, den Sozialdemokraten Carlos Andres Perez, durch. Er scheiterte allerdings und verbüßte eine zweijährige Haftstrafe. Motiviert war der Umsturzversuch durch das harte Sparprogramm des Präsidenten.
Mit 44 zum Staatschef gewählt
Nach seiner Haft wuchs seine Popularität im Land, der leidenschaftliche und charismatische Redner wurde 1999 zum Präsidenten Venezuelas gewählt. Mit 44 Jahren war er damit der jüngste venezolanische Staatschef. Schon früh war Chavez vom Symbol und Helden der Unabhängigkeitsbewegung, Simon Bolivar (1783 bis 1830), inspiriert, verpasste dem Staat eine neue Verfassung und benannte dementsprechend das Land in Bolivarische Republik Venezuela um.
2002 Putsch überstanden
Seine Präsidentschaft war von einem unverblümten und dogmatischen Ton geprägt. Besonders forsch waren seine Äußerungen gegenüber den USA. Diese machte er auch für den gegen ihn angestrengten, aber missglückten Militärputsch 2002 verantwortlich. Im selben Jahr überstand er auch einen zweimonatigen Generalstreik sowie zwei Jahre später ein Referendum der Opposition über eine Amtsenthebung.
Bei der Kongresswahl 2006 triumphierte Chavez mit einer Mehrheit von 62 Prozent der Stimmen. Dank seines Verfassungsreferendums machte sich der Linkspopulist 2009 die Möglichkeit einer unbegrenzten Wiederwahl zunutze. Erst seit 2010 gibt es in Venezuela wieder eine Oppositionsfraktion in der Nationalversammlung.
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