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Oft erwartet, nie gekommen

Über 180mal wurde der Weltuntergang bereits vorhergesagt, so viel Aufmerksamkeit wie 2012 bekam das „Ende“ aber kaum. Das Prophezeien des Weltuntergangs ist keine moderne Erfindung - bereits in der Antike wurde er vorausgesagt. Dass stete Ausbleiben der Apokalypse entmutigte aber weder Theologen, Astronomen und Wahrsager noch ihre Anhänger, die den Prognosen, so absonderlich sie auch sein mochten, Glauben schenkten.

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30: Im Markus-Evangelium sagt Jesus das nahe Ende der Welt voraus: „Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie sehen das Reich Gottes kommen mit Kraft.“ Nach der Auferstehung erwarteten die Gläubigen den Jüngsten Tag praktisch stündlich.

3. Jahrhundert: Anhänger des selbst ernannten christlichen Propheten Montanus erwarten in Pepuza in der heutigen Türkei die Wiederkunft Christi und des damit anbrechenden Tausendjährigen Reiches. Sie warteten vergeblich, die Glaubensrichtung der Montanisten starb relativ rasch danach aus.

500: Der römische Kirchenschriftsteller und Gegenpapst Hippolytus geht davon aus, dass die Erde 5.500 v. Chr. erschaffen wurde und insgesamt 6.000 Jahre alt werden würde.

999/1000: Papst Silvester II. verkündet, dass um Mitternacht des 31. Dezembers 999 die Welt untergehen wird. Die Christenheit verfällt in Hysterie. Silvester sagt danach, seine Gebete hätten den Untergang verhindert.

1033: Nun soll es tatsächlich so weit sein: Man dürfe nicht Christi Geburt als Ausgangspunkt nehmen, sondern seine Kreuzigung, meinte der Benediktiner Rodulfus Glaber. Also müsse man 33 Jahre dazuzählen. Eine Sonnenfinsternis im Juni in Europa sorgte für zusätzliches Zittern.

1186: Der Astronom Johannes von Toledo sagt 1179 voraus, dass der Weltuntergang sieben Jahre später mit Erdbeben und Stürmen eingeläutet würde. Im September dieses Jahres stehen sämtliche Planeten im Zeichen der Waage - ein sicheres Zeichen für das kommende Ende. In Europa bricht wieder einmal eine Massenhysterie aus. In Deutschland werden Unterstände gegraben, der Kaiser von Byzanz lässt alle Fenster seines Palasts vermauern.

1260: Der Abt Joachim von Fiore (1114 bis 1202) interpretiert in Kalabrien die Offenbarung des Johannes zeitgeschichtlich. Laut seiner „Dreizeitenlehre“ endet das „Zeitalter des Sohnes“ 1260, um in das des Heiligen Geistes überzugehen. Es ging nicht über.

1420: Die Taboriten, ein militanter Flügel der Hussiten, glauben an den Weltuntergang im Februar 1420 - außer man befindet sich auf den fünf heiligen Bergen Böhmens. Dass auch der Rest der Welt stehen blieb, erklären sich die Taboriten damit, dass Christus heimlich zurückgekehrt sei. Die nächsten 15 Jahre mischen die rund 4.000 Gläubigen in den Hussitenkriegen mit, ehe sie endgültig geschlagen werden.

1524: Mehrere Astronomen setzen für den 1. Februar den Weltuntergang fest, da sich die Planeten Jupiter, Saturn und Mars im Sternbild der Fische treffen - ein untrügliches Zeichen für eine Sintflut. 20.000 Londoner fliehen auf die umliegenden Hügel, um Gott beim Ende der Welt näher zu sein. Die Flut bleibt aus.

1532: Martin Luther verkündet für dieses Jahr den Weltuntergang. Als dieser ausbleibt, soll es dann 1538 und schließlich 1541 so weit sein. Danach legt er sich nicht mehr fest - die Welt überlebt ihn.

1533: Der deutsche Theologe Michael Stifel deutet mit der Wortrechnung Texte und Buchstaben der Bibel mathematisch und präsentiert sein Ergebnis: Am 19. Oktober 1533 um 8.00 Uhr kommt das Ende. Als der Untergang nicht eintrifft, wird er für vier Wochen festgenommen. Die Redewendung „einen Stiefel rechnen“ geht auf ihn zurück.

1666: Neben zahlreichen Zahlenmystikern, die aufgrund der Zahl 666 ohnehin das Schlimmste befürchten, glaubt auch der selbst erklärte jüdische Messias Schabbetai Zevi an das Ende der Welt. Auch er irrt.

1814: Miss Southcott, eine 64-jährige Jungfrau, glaubt, mit dem neuen Messias, Shiloh, schwanger zu sein. Kurz nach seiner Geburt würde die Welt untergehen, lediglich ihre Anhänger würden gerettet. Diese werden enttäuscht, als die Seniorin stirbt, ohne ein Kind geboren zu haben. Ihre mehr als 100.000 Anhänger entscheiden jedoch kurzerhand, dieses sei in den Himmel gefahren und würde später zurückkehren. Die Welt geht übrigens nicht unter.

Mai 1910: Der Halley’sche Komet nähert sich der Erde. Hysterie bricht aus: Tausende in Europa versammeln sich in Kirchen und beichten ihre Sünden, Hunderte begehen Selbstmord, andere verschenken Haus und Hof oder geben sich Vergnügungen hin. Der Komet verschont die Erde.

1914: 1914 gilt als zentrales Datum der Zeugen Jehovas: Ihr Gründer Taze Russell glaubte, dass 1874 die heimliche Wiederkunft Jesu begonnen hat. 40 Jahre danach sei dann der Endpunkt „der irdischen Regierungen“. Nach Russells Tod 1916 verschiebt sein Nachfolger Joseph Franklin Rutherford die erwarteten Ereignisse zunächst auf 1918, dann auf 1925. Die Glaubensgemeinschaft verliert danach massiv an Mitgliedern, was sich nach 1975, wo ebenfalls Großes erwartet wurde, wiederholt. Die Welt dreht sich weiter.

1958: Die Aetherius Society, eine UFO-Sekte des ehemaligen Taxifahrers George King, erwartet am 23. November um etwa 14.30 Uhr die Ankunft eines Außerirdischen, der auf den Namen " Lord Of Karma" hört. Er kommt aber nicht. King stirbt 1997, seine Gruppe hat weiterhin ein paar hundert Mitglieder.

1969: Für Charles Manson steht fest, dass die Welt 1969 untergeht. Er behauptet, die Beatles wären Engel der Apokalypse und ihre Songs wie „Helter Skelter“ und „Revolution Number 9“ enthielten kryptische Botschaften über die Zukunft. Während sich Manson im Gefängnis befindet, dreht sich die Erde weiter.

1988: Am 8. Mai wartet die Sankt Michaelsvereinigung von Sektengründer „Apostel Paul“ im Schweizer Dozwil vergeblich auf Außerirdische in „fliegenden Untertassen“, die die Sektenmitglieder retten sollten, während der Rest der Welt von Skorpionen und Heuschrecken verspeist würde. Lediglich ein Verkehrsstau von Tausenden Schaulustigen ist die Folge. Ansonsten bleibt die Welt verschont.

November 1993: Die Sekte Weiße Bruderschaft erwartet für 14. und dann für 24. November in Kiew den Weltuntergang. Es gibt Schlägereien mit der Polizei, die weiß gekleidete Führerin der Gruppe, die sich Maria Devi Christos nennt, wird verhaftet. Wieder geht die Welt nicht unter.

1994: 53 Mitglieder des Ordens der Sonnentempler werden tot aufgefunden - 48 in der Schweiz und fünf in Kanada. Die verkohlten Leichen weisen Einschüsse und Spuren von Injektionen auf. In den französischen Alpen werden 1995 die Leichen von 16 Mitgliedern der Sekte gefunden. Im Haus eines Sonnentemplers im kanadischen Provinz Quebec finden Feuerwehrleute 1997 fünf Tote. Die Welt bleibt davon unberührt.

1997: 92 Prozent der 120.000 Mitglieder der Internationalen Hellsehervereinigung haben dieselbe Vision: Ende 1997/Anfang 1998 sollen die Religionen einen Aufschwung erhalten, die Meere kleiner, die Wüsten größer werden. Das Wetter würde verrückt spielen, die Naturgesetze nicht mehr gelten und Dämonen erscheinen. 2001 wäre die Menschheit endgültig vernichtet. Auch die AUM-Sekte, vor allem bekannt durch den Giftgasanschlag in der Tokioter U-Bahn 1995, erwartet das Armageddon 1997. Es kommt nicht.

März 1998: 150 Mitglieder der christlich-buddhistischen Sekte God’s Salvation Church aus Taiwan versammeln sich in Garland, Texas. Sie gehen davon aus, dass Gott dort am 25. März auf Kanal 18 eine Fernsehansprache halten würde. Wenige Tage später, am 31. März um 10.00 Uhr, sollte er als Mensch erscheinen. Dabei würde er das Äußere des Sektenführers Chen Hoh-Ming annehmen. Im Fernsehen kommt jedoch ein anderes Programm.

1998 Auch Uriella, zentrale Figur der im deutschsprachigen Gebiet tätigen Sekte Fiat Lux sieht 1998 als Jahr des Endes. Ihre sehr spektakuläre Endzeitvision (Einmarsch der Russen in Deutschland, Engel verhindern Atomraketenabschuss eines Satelliten, der von seinem Einschlagsort in der Nordsee eine Flutwelle auslässt, die Kalifornien wegspült) tritt dann doch - auch nach Verschiebung des Termins - nicht ein.

1998 Die Church of SubGenius glaubt, dass der 5. Juli der langersehnte „X-Day“ sei. Außerirdische würden vom Planeten XISTS landen und die Auserwählten auf die Raumschiffe des Sexgottes beamen. Der Rest der Bevölkerung würde anschließend sehr, sehr langsam vernichtet werden. Als der „X-Day“ nicht eintrifft, hat der Hohepriester eine Antwort parat: Leider sei das Artefakt, auf dem das Datum vermerkt sei, auf den Kopf gestellt worden - nicht 1998, sondern 8661 sei das korrekte Jahr - Weltuntergang verschoben.

Juli 1999: Prophezeiung des Nostradamus, Vers 10/72: „Jahr Neunzehnhundert Neunundneunzig, im siebten Monat/ wird vom Himmel der große Schreckenskönig kommen.“ Er kommt nicht.

August 1999: Etwa 20.000 Mitglieder der Sekte Universelle und menschliche Energie glauben, dass am 11. August - dem Tag der totalen Sonnenfinsternis - die Sintflut über die Welt hereinbricht und alles unterhalb einer Höhe von 300 Metern überflutet. Sie verbringen den Tag in einem selbst gebauten Bunker - unnötigerweise.

Dezember 1999 In Uganda erwartet die Sekte Bewegung für die Wiederherstellung der Zehn Gebote am 31. Dezember den Weltuntergang. Als dieser nicht eintritt, sterben im März 2000 bei einem Massenselbstmord 780 Mitglieder.

2000: Wegen des Jahreswechsels könnten wegen der in vielen Computersystemen eingesetzten zweistelligen Jahreszahl „00“ sowohl das Jahr 1900 als auch das Jahr 2000 bezeichnet werden. Das wäre eine inakzeptable Mehrdeutigkeit eines Wertes. Entsprechende Katastrophen werden wegen des „Millennium-Bugs“ ("Y2K-Bug) vorhergesagt: Rechnerabstürze würden sicherheitsrelevante Bereiche (Banken, Industrie, Kraftwerke oder Atomwaffen) fehlschalten oder lahmlegen. Die Verantwortlichen haben jedoch vorgebeugt.

2003: In Eatonton südöstlich von Atlanta haben sich 80 Afroamerikaner mit ihrem Häuptling Black Eagle Malachi York einen Zufluchtsort geschaffen: Tama-Re. Dort soll ein Raumschiff landen und 144.000 Auserwählte mitnehmen. Dieses bleibt jedoch aus.

2008: Kritiker des Teilchenbeschleunigers LHC im Schweizer Genf befürchten bei der Inbetriebnahme des Geräts am 10. September das Entstehen Schwarzer Löcher im Miniformat. Diese könnten die Erde zerstören. Nichts dergleichen passiert.

2011: Der 89-jährige Radioprediger Harold Camping und seine christlich-fundamentalistischen Anhänger erwarten (nachdem er sich 1988 schon einmal geirrt hatte) am 21. Mai den Weltuntergang. Da dieses Datum ohne Armageddon verstreicht, folgt der 21. Oktober als Ausweichtermin. Auch dieser Tag geht ohne ernsthaften Weltuntergang über die Bühne. Heuer im März sagt Camping die baldige Apokalypse endgültig ab.

2012: Die Maya hielten dieses Jahr für das Ende ihres Kalenders. Im Dezember soll die Welt untergehen. Auch dieser Untergang ist abgesagt.

2060: Sir Isaac Newton kam durch die Auswertung von Bibelversen auf dieses Datum.

2076: Einige Sekten erwarten den Weltuntergang im Jahr 1.500 des muslimischen Kalenders - laut christlicher Zeitrechnung wäre das 2076.

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