Wie auf das Schlimmste vorbereiten?
Sie sind vorbereitet auf alle Eventualitäten, selbst auf den Untergang der Zivilisation. „Prepper“ (von „prepare“ - vorbereiten) zu sein liegt offenbar im Trend - Blogs, Radiosendungen, eigene Reality-TV-Shows sowie zahlreiche Bücher informieren alarmierte Weltuntergangstheoretiker darüber, wie man selbst im schlimmsten Katastrophenszenario überlebt.
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Hühner züchten, Pullover stricken, Gemüse ziehen, Brot backen, die richtigen Vorräte parat halten, Selbstverteidigung, Feuer machen - ein „Prepper“ muss vieles können, um auf den Tag X, oder in der Fangemeinde besser bekannt als „WTSHTF“-Tag („When the Shit hits the Fan“), vorbereitet zu sein. Wie das am besten zu bewerkstelligen ist, darüber tauscht sich die alarmierte Gemeinde auf Plattformen wie Survivalblog.com und Prepper.de aus.
Nehmen, was kommt
Im Unterschied zu den Weltuntergangsvorstellungen diverser Sektenbewegungen hat die Apokalypse für die „Preppers“ weder ein festes Datum noch einen vorhersehbaren Auslöser. Sie bereiten sich für die Folgen aller möglichen Katastrophen vor - sei es eine Hyperinflation, in der das globale Bankensystem in wenigen Stunden zusammenbricht, eine Naturkatastrophe oder ein Atomkrieg. Diese zerstörerische Vielfalt erlaubt freilich das Ansprechen einer breiten Zielgruppe.
Wie die „Le Monde diplomatique“ in ihrer Onlineausgabe berichtet, haben sich die „Preppers“ mittlerweile zu einem eigenen Zweig der US-amerikanischen Subkultur entwickelt. Demnach beschäftigen sich mindestens drei Millionen Menschen damit, wie man das „Ende der Welt, wie wir sie kennen“, dauerhaft überlebt. Und es werden immer mehr. Die Bewegung schlägt mittlerweile auf Europa über, und auch in Lateinamerika und Asien gibt es Anhänger davon. Sie kommen aus allen sozialen Milieus - paranoide Verschwörungstheoretiker fühlen sich in der Bewegung ebenso zu Hause wie städtische Bobos, isolationistische Populisten und Naturschützer.
MacGyver 2.0 als Quotenhit
So wird die „Was wäre, wenn“-Frage mittlerweile auch zur populären Unterhaltungskultur. Neben zahlreichen Kinofilmen, die das Thema in Action-Manier aufgreifen, ist auch vielen Nicht-„Preppern“ die Survival-Klassiker-Serie „Man vs. Wild“ vom Discovery Channel bekannt. Der Abenteurer Bear Grylls zeigt dabei, wie man in den unwirtlichsten Gegenden dieser Welt überleben kann, indem man sich etwa ein schützendes Zelt aus einem Kamel bastelt oder sich in der Wüste von ekelerregenden Tieren ernährt. Auf YouTube wurden die Videos dazu millionenfach angeklickt. Grills avancierte zu einer Art MacGyver 2.0.
Jene, die sich nicht bloß wegen einer kribbelnden Gänsehaut mit apokalyptischen Szenarien beschäftigen, tauschen sich zum Beispiel auf dem survivalblog miteinander aus. Dort wird darüber diskutiert, wann es Zeit ist, die Großstädte zu verlassen, in denen sich nach der Apokalypse „arbeitslose Zombies“ herumtreiben und was man alles als Notgepäck mitnimmt.
Barsche im Swimmingpool, Bunker zum Selberbauen
Tipps für Einsteiger drehen sich erstmal darum, einen Garten anzulegen und eine mehr oder minder autarke Lebensmittel(not-)versorgung herzustellen. Ein Blogger etwa beschreibt, für den Fall des Falles etwa 1.000 Buntbarsche in seinem Swimmingpool zu halten.
Auch wird dafür plädiert, sich mit Grundsatzentscheidungen so früh wie möglich auseinanderzusetzen: Verlässt man sein Zuhause beim Zusammenbruch der zivilen Welt oder bleibt man dort (Flight/Go oder Fight/Stay). Im zweiten Fall muss man sich freilich darauf vorbereiten, sein Hab und Gut mit allen Mitteln gegen jegliche Art von Eindringlingen zu verteidigen - praktisch sind dafür die Tipps für den Bau einer Bunkersiedlung inklusive Anweisungen, wie man bewaffnete Patrouillen organisiert.
Bullet, Beans, Band Aids
Ein moderner „Prepper“ ist jederzeit für alles gerüstet und hat deshalb freilich im Alltag auch nicht bloß ein Schweizer Messer und ein Feuerzeug immer in der Hosentasche dabei. Er besitzt ein „EDC“-Set („Every Day Carry“) als Grundausstattung, das je nach Geschmack Tampons (als Zunderersatz), Draht, Tabletten zur Trinkwasserentkeimung und vielleicht ein Funkengeneratorstab enthält. Und im Keller finden sich Halbjahresvorräte an Notnahrung (wie etwa das über zehn Jahre haltbare BP-5).
Wer sich nicht durch zig Blogs, Dutzende Bücher und Action-Survival-Serien kämpfen möchte, um auf den Tag X vorbereitet zu sein, kann sich aber auch ganz minimalistisch an den drei Bs orientieren: Bullets, Beans, Band Aids (Pistolenkugeln, Bohnen, Verbandszeug). Ob man damit tatsächlich einen Weltuntergang überlebt, ist aber fraglich.
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