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Bereits mehrmals nominiert

Die EU wird mit dem Friedensnobelpreis 2012 ausgezeichnet. Das gab das norwegische Nobelkomitee am Freitag in Oslo bekannt. Die EU habe dabei geholfen, Frieden und Demokratie in Europa voranzubringen, begründete das Nobelkomitees die Entscheidung.

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Die EU wurde in den letzten Jahren immer wieder als „erfolgreiches Friedensprojekt“ für den weltweit geachteten Friedenspreis nominiert. Das fünfköpfige Komitee hob in seiner Begründung die deutsch-französische Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg als herausragendes Ergebnis der europäischen Integration heraus. Beide Länder seien in drei Kriege gegeneinander verwickelt gewesen. „Heute ist Krieg zwischen Deutschland und Frankreich undenkbar“, hieß es weiter - Video dazu in iptv.ORF.at.

Zu „Platz des Friedens“ gemacht

Komiteechef Thorbjörn Jagland nannte als weitere Leistungen der EU die Förderung der demokratischen Entwicklungen in südeuropäischen Ländern. Hinzu komme die Integration osteuropäischer Staaten nach dem Mauerfall 1989. Er nannte auch die Befriedung des Balkans. „Das ist ein historischer Preis sowohl in langfristiger wie in aktueller Perspektive.“

Die EU habe den Kontinent vor allem nach den beiden Weltkriegen stabilisiert und zu einem „Platz des Friedens“ gemacht. Das „grauenvolle Leiden“ des Zweiten Weltkrieges habe gezeigt, dass ein neues Europa benötigt werde, erklärte das Nobelkomitee. Das habe die europäische Integration geleistet.

Komiteechef Thorbjörn Jagland bei der Verkündung

APA/EPA/Scanpix Norway/Heiko Junge

Komiteechef Jagland würdigte die europäische Integration

Anstrengungen auch außerhalb der EU-Grenzen

Die Europäische Union bemüht sich seit Jahren auch außerhalb der eigenen Grenzen um die Verhinderung und Entschärfung von Konflikten. Die EU ist gemeinsam mit Russland, den USA und den Vereinten Nationen Mitglied des Nahost-Quartetts. Die Staatengemeinschaft sucht besonders enge Beziehungen zu den nordafrikanischen und den osteuropäischen Staaten. In vielen Fällen finanziert die EU Projekte zur Schaffung von Arbeitsplätzen vor allem für junge Menschen. Zur Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) gehört eine Reihe von zivilen und militärischen Einsätzen in Krisenregionen.

Einstimmige Entscheidung

Jagland hatte vorab gesagt, dass die diesjährige Entscheidung einstimmig von allen fünf Mitgliedern getragen werde. Das Komitee ist nach einem Parteienproporz zusammengesetzt, der auch zwei EU-kritische Parteien berücksichtigt. Im Vorfeld waren auch die russische Menschenrechtsorganisation Memorial und deren Mitgründerin Swetlana Gannuschkina (70) als möglicher Preisträger gehandelt worden.

2011 drei Frauen ausgezeichnet

Im vergangenen Jahr wurden drei Frauen mit dem Preis ausgezeichnet: die Journalistin Tawakkul Karman aus dem Jemen zusammen mit der liberianischen Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf und Leymah Gbowee, ebenfalls aus Liberia.

Stifter des Friedensnobelpreises ist der Erfinder des Dynamits, der Schwede Alfred Nobel (1833 bis 1896). In seinem Testament beauftragte er das norwegische Parlament, das Storting, jährlich bis zu drei Personen oder Organisationen für ihre Verdienste auszuzeichnen. Seit 1901 ist die Europäische Union nun die 24. Organisation, der diese Ehre zuteilwird.

Preis für „größten Einsatz für Brüderlichkeit“

Die Preisträger sollen „den besten oder größten Einsatz für Brüderlichkeit zwischen Staaten, für die Abschaffung oder Abrüstung von stehenden Heeren sowie für die Organisation und Förderung von Friedenskonferenzen“ gezeigt haben. Mit dem Friedensnobelpreis wird seit 1960 auch der Einsatz für Menschenrechte und seit 2004 der für Umwelt geehrt. Während andere Nobelpreise in der schwedischen Hauptstadt Stockholm vergeben werden, wird die Auszeichnung für Frieden im norwegischen Oslo verliehen. Die fünf Mitglieder des Komitees werden für sechs Jahre ernannt.

Die Preisträger werden jedes Jahr im Oktober bekanntgegeben. Bei der feierlichen Verleihung am 10. Dezember, dem Todestag Nobels, erhalten sie in Oslo eine Medaille, eine Urkunde und ein Preisgeld von umgerechnet rund 930.000 Euro.

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