Auch Liese Prokops Tochter dabei
Spekulationen über die Präsentation eines fünften „übergelaufenen“ Nationalratsabgeordneten, der Unternehmer Frank Stronach mit seiner Partei gleich vom Start weg den Klubstatus im Parlament ermöglicht hätte, haben sich am Donnerstag nicht erfüllt. Übrig bleibt vorerst eine recht zusammengewürfelte Truppe, mit der Stronach nächstes Jahr in den Nationalrat einziehen will.
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Bisher hat Stronach im Nationalrat einen SPÖ-Bürgermeister (Gerhard Köfer), zwei ehemalige BZÖ-Mandatare (Robert Lugar und Erich Tadler) und eine bis vor kurzem noch im Bündnis aktive Abgeordnete (Elisabeth Kaufmann-Bruckberger) rekrutiert. Dazu kommen außerhalb des Parlaments noch die frühere Klubobfrau der steirischen Freiheitlichen, Waltraud Dietrich, vermutlich der Ex-SPÖ-Nationalratsabgeordnete Christian Faul und als Neueinsteigerin Karin Prokop, Tochter der verstorbenen früheren ÖVP-Innenministerin Liese Prokop.
„Heiler“ Köfer ohne Lust auf Parlamentsklub?
Sollte es Stronach schaffen, insgesamt fünf Abgeordnete zusammenzubekommen, könnte er möglicherweise einen Klub bilden und somit einerseits Vorteile in der Geschäftsordnung des Nationalrats lukrieren und andererseits als „echte“ Parlamentspartei medial präsenter sein. Da die bisherigen Rekruten aus verschiedenen politischen Lagern kommen, müsste allerdings wohl auch das Nationalratsplenum - also die politische Konkurrenz - dazu per Abstimmung ihren Segen geben. Wer sind also die Mitstreiter im Team Stronach?
Gerhard Köfer (51) ist bereits seit 1997 Bürgermeister von Spittal, im Nationalrat sitzt er zumeist unauffällig seit 2006, davor gehörte er dem Kärntner Landtag an. Dort könnte er jetzt wieder einziehen, sollte Stronach wie erwartet mit ihm als Spitzenkandidat in die Landtagswahl ziehen. Gegenüber dem Sender ATV deutete der auch als „Heiler“ tätige Köfer jedenfalls an, er wolle aus einem allfälligen Parlamentsklub Stronachs ausscheiden, wenn er dort nicht mehr vonnöten sei.
Zwei Abgeordnete aus Beständen des BZÖ
Robert Lugar (42), der sich in den letzten Wochen als eine Art Sprachrohr der Stronach-Partei versucht hatte, kam durch den Überraschungserfolg des BZÖ bei der letzten Nationalratswahl ins Parlament. Im Bündnis galt er von Beginn an als einer der Ambitioniertesten. Als der Tiroler auf einem niederösterreichischen Ticket Christian Ebner nicht als Generalsekretär folgen durfte, mutierte er 2011 zum „wilden Abgeordneten“.
Unfreiwillig war der Abgang aus dem BZÖ-Klub bei Erich Tadler (54). Der Wahl-Salzburger wurde im Zuge des orange-blauen „Bruderkriegs“ aus der Fraktion geschmissen, nachdem er angeblich für den Verbleib beim BZÖ bezahlt werden wollte, was Tadler bestritt. Als „wilder Abgeordneter“ fiel er seither nicht gerade als Vielredner auf, dafür während der Fußball-EM in Polen, wo er in Warschau einen steinernen Löwen mit den deutschen Nationalfarben beschmiert haben soll. Auch hier dementierte Tadler - im Gegenteil habe er die Statue säubern wollen.
Rückkehrerin in „irreale Welt der Politik“
Die vierte im Bunde ist Elisabeth Kaufmann-Bruckberger (42), die Ewald Stadlers BZÖ-Mandat erst im vergangenen Dezember übernommen hatte. Ihre ersten politischen Sporen hatte sie sich in den 1990er Jahren bei den freiheitlichen Wirtschaftstreibenden verdient, beruflich war sie im Verkauf und Marketing tätig. Stadler sagte zuletzt, man sei sich ihrer „Charakterschwächen“ immer bewusst gewesen.
Außerhalb der Parlamentariergruppe hat Stronach bisher drei mehr oder weniger bekannte Namen an der Angel. Waltraud Dietrich war bis 2005 steirische Klubobfrau der FPÖ, hatte sich dann aber auch nach Kritik an FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zurückgezogen und war seither politisch nicht mehr aufgefallen. Die Abschiedsworte der vierfachen Mutter, Landwirtin und Mentaltrainerin 2005: „Ich möchte die irreale Welt der Politik verlassen.“
Faul, Prokop, Krüger
Ein weiterer Anwärter für eine Stronach-Liste ist Christian Faul (63), der 2010 auf Druck des steirischen SPÖ-Chefs Franz Voves sein Mandat im Nationalrat zurücklegen musste. Davor hatte er für einiges Aufsehen gesorgt, etwa als er BZÖ-Mandatar Gerald Grosz attestierte, im Sternzeichen „Krokodil“ zu sein: „Eine große ‚Papp’n‘ und ein kleines Hirn.“ Als er sich dann auch noch auf der Journalisten-Galerie mit einem Fotografen anlegte und handgreiflich wurde, war es das fürs erste mit der Abgeordneten-Karriere.
Quer eingestiegen im Team Stronach ist Personalberaterin Karin Prokop (46), Tochter der verstorbenen ehemaligen Innenministerin und von dem einstmaligen Handball-Zampano Gunnar Prokop. Die oftmalige Handball-Nationalspielerin saß bisher für die ÖVP im Gemeinderat von Maria Enzersdorf. „Christdemokratin“ will Prokop auch in der Stronach-Partei bleiben. Ohne politisches Amt als Parteianwalt engagiert ist außerdem Ex-FPÖ-Justizminister Michael Krüger, der nach 25 Tagen Amtszeit und reichlich medialen Pannen in dieser Zeit das Handtuch warf.
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