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Bereits 16 Prozent des BIP abgezogen

Die Bankenkrise in Spanien hat eine Kapitalflucht aus dem Land ausgelöst. Allein im Mai seien 41,3 Milliarden Euro aus Spanien abgezogen worden, teilte die Madrider Zentralbank am Dienstag mit. Das sei mehr als viermal so viel wie im entsprechenden Vorjahresmonat. Im Mai war die Krise um die marode Großbank Bankia ausgebrochen, die vom Staat zur Sanierung ihrer Bilanzen 24,5 Mrd. Euro benötigt.

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Im April wurden von Banken und Investoren 26,6 Milliarden Euro aus dem Land gebracht. Damit wurden in den ersten fünf Monaten insgesamt 163 Milliarden Euro abgezogen. Die Summe entspricht 16 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte das Land noch einen Kapitalzufluss von 14,6 Milliarden Euro verzeichnet.

Angst vor Verlusten durch Rezession

Vor allem spanische Banken legten Gelder lieber im Ausland an. Auch ausländische Kreditinstitute und Anleger verringerten ihre Engagements. Dahinter steckt die Furcht vor Verlusten angesichts der schweren Rezession und nicht enden wollenden Schuldenkrise. Wohin die Gelder genau flossen, ist unklar - viele der Banken und privaten Investoren sind jedoch vor allem auf dem lateinamerikanischen Markt sehr aktiv.

Für seinen maroden Bankensektor bekam Spanien von seinen Euro-Partnern schon Finanzhilfen von bis zu 100 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Auf den Märkten wird jedoch befürchtet, dass Spanien noch weitere Hilfen benötigen könnte, da nicht nur die Banken, sondern auch die Regionen des Landes hoch verschuldet sind. Sie sollen Liquiditätshilfen in der Höhe von acht Mrd. Euro erhalten.

Kein Geld mehr für Altersheime

Wie drastisch die Situation in manchen Regionen bereits ist, zeigte sich zuletzt an Katalonien. Die Regierung der wirtschaftsstärksten Region Spaniesn gab bekannt, dass sie den Betreibern von staatlich subventionierten Alters- und Pflegeheimen die für Juli fälligen Gelder vorerst nicht auszahlen könne. Dabei geht es laut Medienberichten um einen Betrag von etwa 400 Millionen Euro.

Auch die Verbraucher halten wegen der Krise ihr Geld zusammen. Der Einzelhandelsumsatz fiel im Juni um 5,2 Prozent niedriger aus als ein Jahr zuvor. Er sinkt damit seit genau zwei Jahren ohne Unterbrechung. „Diese Zahlen beweisen, dass die spanische Wirtschaft weiter in der Rezession steckt“, schrieben die Analysten von M&G Valores Nicolas Lopez. „Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass sich daran mittelfristig etwas ändert.“

Situation verschärft sich: BIP schrumpft

Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte von April bis Juni um 0,4 Prozent zum Vorquartal, wie das nationale Statistikamt am Montag auf Basis vorläufiger Daten mitteilte. Im Jahresvergleich wird die Verschärfung der Krise noch deutlicher: Demnach fiel die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal binnen Jahresfrist um 1,0 Prozent nach minus 0,4 Prozent im ersten Vierteljahr. Damit verliert die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone konjunkturell noch mehr an Boden und gilt weiter als nächster Kandidat für den Rettungsschirm.

Die Rezession treibt die Arbeitslosigkeit zudem auf den höchsten Stand seit der Rückkehr zur Demokratie Mitte der 1970er Jahre. Die Arbeitslosenrate kletterte im zweiten Quartal auf 24,6 Prozent. Ein höheres Niveau hat es seit Einführung der Statistik 1976 - und damit ein Jahr nach dem Tod des langjährigen Diktators Franco - nicht gegeben.

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