Themenüberblick

„Fürchte mich jetzt sehr“

Die Spannungen innerhalb des saudischen Königshauses schlagen nun Wellen bis nach Europa. Prinzessin Sara bint Talal bin Abd al-Asis will nun aus Sicherheitsgründen politisches Asyl in London für sich und ihre Kinder beantragen. Dieser erstmalige Schritt aus dem inneren Kreis der saudi-arabischen Herrscherdynastie könnte zwischen den beiden Ländern für diplomatischen Aufruhr sorgen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Denn Großbritannien muss nun entscheiden, ob der Prinzessin Asyl gewährt wird oder nicht. Vonseiten des britischen Innenministeriums gab es dazu bisher keine Stellungnahme. Individuelle Fälle würden nicht kommentiert, hieß es.

Sie sei physisch und mental missbraucht und gequält worden, argumentiert die 38-Jährige in einem Interview mit dem britischen „Telegraph“ ihre Beweggründe. Sie beschuldigte saudi-arabische Behörden, ihre Entführung geplant zu haben und eine Verfolgungskampagne gegen sie zu führen. Auch sei ihr vorgeworfen worden, eine andere Position gegenüber dem Iran einzunehmen als die saudische Regierung. „Ich fürchte mich jetzt sehr. Sie wissen, dass ich nicht zurück kann. Es gibt eine Bedrohung. Das ist ein Schlag ins Gesicht des Königreiches.“

Familiärer Zwist

Derzeit lebt die Enkelin des Gründers des saudischen Königshauses, König Abdulasis, und Tochter von einem seiner mächtigsten Söhne, Prinz Talal bin Abd al-Asis Al Saud, mit ihren vier Kindern und zwei Hunden in einem Fünf-Sterne-Hotel in London, bewacht von einem privaten Sicherheitsteam. Die Prinzessin zog bereits 2007 nach Großbritannien, nachdem sie sich mit ihrem 80-jährigen Vater Prinz Talal überworfen hatte.

Prinz Talal ibn Abd al Aziz

Reuters/Mohamed Hammi

Saras Vater Prinz Talal

Nach dem Tod ihrer Mutter vor vier Jahren hatte sie auch einen heftigen Erbschaftsstreit um das Vermögen von rund 325 Mio. Pfund (409 Mio. Euro) mit ihrem Bruder Prinz Turki bin Talal. Sie sei von ihrem Erbe abgeschnitten worden, kritisierte sie. Unter ihren 14 Geschwistern ist auch Prinz al-Walid bin Talal, der als einer der reichsten Männer der Welt gilt.

„Keine politische Frage“

Familiäre Entwicklungen könnten nun auch zum beschleunigten Asylantrag der Prinzessin geführt haben, denn ihr Pass ist schon mehrere Jahre abgelaufen. Die saudi-arabische Botschaft wehrte sich bisher, einen neuen auszustellen. Mittlerweile verlor auch ihr Visum an Gültigkeit. Einem saudischen Botschaftsdiplomaten zufolge sei die Botschaft involviert, die Visafrage beizulegen: „Es ist keine politische Frage.“

BBC berichtete, dass ihr Ansuchen, ihre Aufenthaltserlaubnis zu verlängern, vom britischen Innenministerium bereits im vergangenen Jahr zurückgewiesen wurde. Der Tod ihres Onkels könnte nun das Ansuchen um Asyl beschleunigt haben.

Zu Saras wesentlichsten Unterstützern zählte bisher ihr Onkel, Kronprinz Naif bin Abd al-Asis Al Saud, einer der Rivalen ihres Vaters. Najef starb allerdings im Juni. Er war erst im Oktober vergangenen Jahres nach dem Tod von Kronprinz Sultan bin Abdelasis zum Thronfolger ernannt worden.

„Barbie“-Prinzessin „sehr geerdet“

Sara, immer wieder auch als „Barbie“-Prinzessin bezeichnet, wuchs in großem Reichtum in einem saudischen Palast auf: „Sie nannten mich kleine Barbie, weil ich wie dieses süße kleine Mädchen war, das alles hatte.“ Auf die Frage, ob sie oft im Rolls-Royce kutschiert worden sei, gab sie sich gegenüber dem „Telegraph“ zurückhaltend: „Ich hasse Rolls-Royce, ich liebe Aston Martin. Ich bin eigentlich sehr geerdet.“

Bereits als Jugendliche begleitete sie ihren Vater bei seinen Reisen als UNICEF-Botschafter: „Als Prinzessin hat man mehr Verpflichtungen, die man ernst nehmen muss.“ Auch später beteiligte sie sich an Charity-Organisationen und Wohltätigkeitsveranstaltungen.

Rechte für Frauen eingefordert

Schon in der Vergangenheit distanzierte sich Sara immer wieder von den konservativen Strömungen in ihrer Heimat und fiel mit kritischen Tönen auf, auch wenn sie betonte, „keine Rebellin“ zu sein. Sie wolle weder die Autorität von König Abdullah noch die der Scharia herausfordern: „Ich bin eine Bedrohung, weil ich ein Reformer von innen bin“, sagte sie im „Telegraph“-Interview.

So kritisierte sie etwa die Ultrakonservativen, schuld an den Einschränkungen für Frauen in Saudi-Arabien zu sein. Sie forderte die Regierung auf, die Frauen zu ermächtigen: Frauen sollten volle Partner sein: "Die Regierung hat uns als ebenbürtige Hälfte der Gesellschaft anzuerkennen, wurde die Prinzessin im Onlineportal Middle East schon vor einigen Jahren zitiert. Mittlerweile weigert sie sich auch, einen Schleier zu tragen: „Ich möchte meine Welt ändern, langsam und ruhig.“

Links: