Umstrittene Kür
Am Donnerstag sind die VW-Aktionäre dazu aufgerufen, neben Ferdinand Piech nun auch seine Ehefrau Ursula in den Aufsichtsrat zu wählen. Damit darf sie künftig über wichtige strategische Fragen im Konzern mitentscheiden. Doch nicht alle sind über die Kür der gelernten Kindergärtnerin erfreut.
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Die Wahl der 55-Jährigen zur Nachfolgerin von Tui-Chef Michael Frenzel gilt als sicher. Sie hat die Unterstützung der Großaktionäre Porsche und Katar sowie des Landes Niedersachsen. Ferdinand Piech kandidiert erneut für den Vorsitz des VW-Aufsichtsrats und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit für weitere fünf Jahre in dem Amt bestätigt. Der frühere Vorstandschef ist seit 2002 oberster Aufseher bei den Wolfsburgern.
Kritik von Anteilseignern
Mit der Nominierung seiner Frau wolle Piech für Kontinuität sorgen, hieß es zu der Personalie in Konzernkreisen. Die gelernte Kindergärtnerin spielt bereits eine starke Rolle. Sie ist Stellvertreterin ihres Mannes in Privatstiftungen, auf die er sein Firmenvermögen übertrug. Zudem setzt sich Ursula Piech seit längerem mit den unternehmerischen Beteiligungen bei VW auseinander.
Ihre geplante Wahl sowie die voraussichtliche Verlängerung von Ferdinand Piechs Mandat riefen bei einigen Anteilseignern jedoch auch Kritik hervor. Der Investmentfonds Hermes monierte nach einem Bericht der „Financial Times Deutschland“ eine zu geringe Unabhängigkeit der Aufseher. Auch Piechs Doppelfunktion als Aufsichtsratschef bei VW und der Münchner Tochter MAN sehen manche Beobachter skeptisch. Der mächtige Autoboss feierte am Dienstag seinen 75. Geburtstag. Er ist damit inzwischen fünf Jahre älter, als die Richtlinien für gute Unternehmensführung (Corporate-Governance-Kodex) eigentlich erlauben.
Debatte über Vorstandsgehälter
Ein Thema bei der Hauptversammlung dürften überdies die hohen Vorstandsgehälter werden. Für das Rekordgeschäftsjahr 2011 erhielt das Spitzenmanagement mehr als 70 Millionen Euro - fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Allein Konzernchef Martin Winterkorn strich über 17,4 Millionen Euro ein, der Großteil besteht aus erfolgsabhängigen Boni. Ein Aktionär fordert, Vorstand und Aufsichtsrats wegen der aus seiner Sicht viel zu üppigen Bezahlung die Entlastung zu verweigern.
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