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100.000 Menschen kamen ums Leben

Am Freitag jährt sich zum 20. Mal der Beginn der 1.425 Tage dauernden Belagerung Sarajevos. Während des Bosnien-Krieges von 1992 bis 1995 kamen rund 100.000 Menschen ums Leben, dabei in der Hauptstadt 11.541. 2,2 Millionen Menschen wurden vertrieben. Im Folgenden die Eckdaten des dreijährigen Krieges.

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29. Februar und 1. März 1992: Referendum über die Unabhängigkeit der multiethnischen jugoslawischen Teilrepublik Bosnien und Herzegowina. Bei einer Beteiligung von 63 Prozent stimmen 99 Prozent für die Unabhängigkeit. Vom serbischen Bevölkerungsteil wird die Volksabstimmung boykottiert.

1. März 1992: Erste Schusswechsel in Sarajevo.

2. März 1992: Der Überfall auf einen serbischen Hochzeitszug in Sarajevo löst Gewalt aus, erste Barrikaden werden errichtet.

6. April 1992: Anerkennung der Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas durch die Europäische Gemeinschaft. Am selben Tag beginnt die 44-monatige bosnisch-serbische Belagerung der bosnischen Hauptstadt.

22. Mai 1992: Bosnien-Herzegowina wird UNO-Mitglied. Anfang August machen internationale Presseberichte auf serbische Gefangenenlager in Omarska, Manjaca und Trnopolje aufmerksam.

2. Jänner 1993: Die Parteien im Bosnien-Konflikt kommen in Genf zusammen, um über einen von den US-amerikanischen und britischen Diplomaten Cyrus Vance und David Owen vorbereiteten Friedensplan zu verhandeln.

13. Jänner 1993: Im zentralbosnischen Gornji Vakuf beginnen Kämpfe zwischen bosniakischen (muslimischen) und kroatischen Truppen.

16. April 1993: Die UNO erklärt die ostbosnische bosniakische Enklave Srebrenica zur „Schutzzone“. Kroatische Angriffe auf Bosniaken und Massaker in Ahmici und im Lasva-Tal in Zentralbosnien.

22. Juli 1993: Von bosnisch-serbischen Truppen werden 3.777 Granaten auf Sarajevo abgefeuert.

24. August 1993: Die bosnisch-kroatische HDZ, Ableger der in Kroatien regierenden Partei, ruft die Republik „Kroatische Gemeinschaft Herceg Bosna“ mit Mostar als Hauptstadt aus.

9. November 1993: Die im 16. Jahrhundert vom osmanischen Architekten Mimar Hajrudin errichtete „Alte Brücke“ über die Neretva in Mostar wird von kroatischen Truppen zerschossen.

5. Februar 1994: Eine serbische Granate schlägt auf Sarajevos Marktplatz Merkale ein - 68 Personen kommen ums Leben, 144 werden verletzt. Die NATO droht mit Luftschlägen, sollten die serbischen Belagerer ihre Geschütze nicht von den Bergen um Sarajevo abziehen.

9. Februar 1994: Die NATO stellt den Serben ein Ultimatum, ihre schweren Waffen im Umkreis von 20 Kilometern von Sarajevo bis 21. Februar abzuziehen.

23. Februar 1994: Die bosnischen Kroaten und die Bosniaken vereinbaren einen Waffenstillstand.

18. März 1994: Durch Vermittlung der USA wird in Washington von Bosniaken und Kroaten ein Vertrag zur Bildung einer Föderation unterzeichnet. Der Krieg zwischen den Bosniaken und Kroaten in Zentralbosnien wird somit beendet, der illegale Separatstaat „Herceg Bosna“ aufgelöst.

April 1994: Bosnisch-serbische Truppen durchbrechen die Verteidigungslinie um die bosniakische Enklave Gorazde. Serbische Stellungen werden von NATO-Flugzeugen bombardiert.

23. April 1994: Nach einem Ultimatum seitens der NATO erklären sich die Serben bereit, ihre Truppen aus Gorazde zurückzuziehen.

5./6.Juli 1994: Die aus den USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und Deutschland bestehende Kontaktgruppe für Bosnien legt einen von ihr ausgearbeiteten Befriedungsplan für Bosnien vor. Die Serben, die 70 Prozent des Gebietes kontrollieren, würden 49 Prozent erhalten, die Bosniaken und Kroaten 51 Prozent.

19. Juli 1994: Die bosniakisch-kroatische Seite akzeptiert den Plan. Das bosnisch-serbische Parlament lehnt ihn am 20. Juli ab.

4. August 1994: Belgrad unterbricht alle wirtschaftlichen und politischen Kontakte zu bosnischen Serben, um sie zur Annahme des Friedensplans zu bewegen.

26. Mai 1995: Bosnisch-serbische Truppen beschießen erneut Sarajevo. Die NATO erwidert mit Luftangriffen. Serben nehmen daraufhin mehr als 350 UNO-Blauhelme als Geiseln.

11. Juli 1995: Von bosnisch-serbischen Truppen wird die bosniakische Enklave Srebrenica eingenommen. Vor den Augen der niederländischen UNO-Soldaten werden mehr als 7.000 Männer und Burschen aussortiert und anschließend in der Umgebung der Stadt ermordet. Das gilt als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.

28. August 1995: Fünf Mörsergranaten schlagen erneut in den Markale-Markt in Sarajevo ein und töten 37 Menschen, 90 weitere werden verletzt.

25. September 1995: Die Außenminister Bosnien-Herzegowinas, Kroatiens und Jugoslawiens (Serbien und Montenegro) schließen das Washington-Abkommen über konstitutionelle Rahmenbedingungen für einen Bosnien-Plan.

1. bis 21.November 1995: Unter der Leitung des US-Balkanbeauftragten Richard Holbrooke laufen in Dayton (Ohio) Verhandlungen zwischen Vertretern Bosniens, Kroatiens und Jugoslawiens.

16. November 1995: Der bosnisch-serbische Militärchef Ratko Mladic und der Präsident der Serbischen Republik, Radovan Karadzic, werden vom Internationalen Tribunal für Kriegsverbrechen in Jugoslawien (ICTY) wegen Völkermordes in Srebrenica angeklagt.

21. November 1995: Die Präsidenten Bosniens, Kroatiens und Jugoslawiens, Alija Izetbegovic, Franjo Tudjman und Slobodan Milosevic paraphieren das Friedensabkommen von Dayton.

14. Dezember 1995: Das Dayton-Abkommen wird in Paris unterzeichnet. Ein Hoher Repräsentant sorgt seitdem in Sarajevo für seine Umsetzung. Sie wird weiterhin auch vom Friedensimplementierungsrat, einem internationalen Gremium, überwacht.

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