Themenüberblick

Hubschrauber bringt Lebensmittel

Neuerlicher Großeinsatz für ein Schiff der Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere: Nachdem über 1.000 Menschen auf der „Costa Allegra“ die Nacht auf Dienstag ohne Strom verbringen mussten, wird der im Indischen Ozean außer Gefecht gesetzte Luxusliner entgegen den ursprünglichen Plänen nach Mahe geschleppt. Im Einsatz befindet sich auch das bereits auf der Insel Giglio für Costa tätige Krisenteam.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Aufgabe der von Costa Crociere entsandten Fachleute sei es, die Landung der Passagiere zu koordinieren. Wie am Dienstag bekanntwurde, handelt es sich bei den entsandten Managern und Technikern um dieselbe Kriseneinheit, die auch bei der Havarie der „Costa Concordia“ vor der toskanischen Insel Giglio im Einsatz war. Mit an Bord ist laut „Corriere della Sera“ mit Manfred Ursprunger auch jener aus Österreich stammende Spitzenmanager, der sich neben Kapitän Francesco Schettino und anderen Costa-Crociere-Vertretern mittlerweile mit Ermittlungen der italienischen Justiz konfrontiert sieht.

„Wir sind der Ansicht, dass der Manager als Mitglied der Kriseneinheit der ‚Costa Concordia‘ in der Nacht des Unglücks nicht alles Notwendige unternommen hat, um den Schiffskapitän beim Ergreifen der richtigen Beschlüsse in der Notstandslage zu unterstützen“, wurde in diesem Zusammenhang der ermittelnde Staatsanwalt Francesco Verusio von der APA zitiert.

Französisches Hilfsschiff schleppt das Kreuzfahrtschiff "Costa Allegra" ab

AP/Le Talenduic, Reunion Island Prefecture

Die im Schlepptau befindliche „Costa Allegra“

Desroches zu klein

Laut Costa Crociere ist die Abschleppaktion der manövrierunfähigen „Costa Allegra“ am Dienstagvormittag angelaufen, nachdem bereits in der Nacht der französische Trawler „Trevignon“ die Unglückszone erreicht hatte. Unterstützung soll von einem weiteren Schleppschiff kommen, das bereits Richtung „Costa Allegra“ entsandt wurde.

97 Urlauber aus Österreich

Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA stammen die 636 Passagiere der „Costa Allegra“ aus insgesamt 25 Nationen. Darunter sollen sich auch 97 Österreicher befinden.

Die Passagiere sollen nun nicht bereits bei der nächstgelegenen Insel Desroches, sondern in Mahe und somit der Hauptinsel der Seychellen von Bord. Als Gründe für die Planänderung wurden die mangelnden Sicherheitsbedingungen und Übernachtungsmöglichkeiten auf Desroches genannt. Allerdings wollte der Tourismuschef der Seychellen, Alain St. Ange, zuvor nicht ausschließen, dass es auch auf Mahe zu wenige Unterbringungs- bzw. Flugmöglichkeiten gebe. Derzeit würde aber bereits eine Lösung für dieses Problem gesucht.

Ankunft verschiebt sich auf Donnerstag

Als Ankunftsdatum in Mahe wurde von der italienischen Nachrichtenagentur ANSA der Donnerstag genannt. Allein für den Weg nach Desroches wurden zuvor je nach Wetterlage zwischen 24 und 36 Stunden genannt. Die Insel liegt rund 230 Kilometer südwestlich von Mahe. Außer Frage steht somit, dass die 1.049 Menschen an Bord sich noch länger in Geduld üben müssen als zuvor prognostiziert. Die Gäste seien allerdings bereits aufgerufen worden, „ihr Gepäck vorzubereiten, damit sie aussteigen können, sobald es Zeit ist“, betonte ein Sprecher der Kreuzfahrtgesellschaft.

Screenshot der Webseite costacruise.com

Screenshot costacruise.com

Auch seit Montag außer Betrieb: Die Webcam der „Costa Allegra“

Anti-Piraten-Einheit an Bord

Neuerlich betont wurde von der Reederei, dass für die 636 Passagiere und 413 Crewmitglieder keine Gefahr bestehe. An Bord des Kreuzfahrtschiffes würde sich demnach auch ein bewaffnetes Sicherheitsteam befinden. Konkret soll es sich um eine Anti-Piraterie-Einheit der italienischen Marine handeln.

Zur Versorgung der an Bord befindlichen Menschen sind seit Dienstag zudem Hubschrauber im Einsatz. Für die nächsten 48 Stunden sei laut Costa Crociere eine Luftbrücke eingerichtet, mit der das Schiff mit Lebensmitteln, Taschenlampen und Kommunikationsgeräten versorgt werden könne.

Bordküchen außer Betrieb

Die „Costa Allegra“ treibt seit Montag nach einem Brand im Maschinenraum ohne Strom in den Gewässern vor den Seychellen, wo es immer wieder zu Angriffen von Piraten kommt. Medienberichten zufolge funktioniert derzeit lediglich der Notbetrieb. Vom Ausfall betroffen seien demnach auch die Sanitäranlagen und die Bordküche. Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur AGI steht auch die Klimaanlage still. Viele Passagiere hätten aus diesem Grund die Nacht an Deck verbracht. Laut Giorgio Moretti von der Leitung des Kreuzfahrtanbieters seien die Notbatterien aber für die Beleuchtung an Bord ausreichend.

Luftaufnahme des Passagierdecks des Kreuzfahrtschiffs "Costa Allegra"

APA/EPA/Indian Navy via Seychelles Office

Die 1992 umgebaute „Costa Allegra“ war früher als Containerschiff im Einsatz.

Die erst am Samstag in See gestochene „Costa Allegra“ war auf dem Weg von Madagaskar zu den Seychellen. Weitere geplante Stationen waren Oman, das Rote Meer und der ägyptische Hafen Alexandria. Das Schiff befand sich zu dem Zeitpunkt des Brandes in der Nähe des Alphonse-Atolls, rund 200 Seemeilen von den Seychellen entfernt.

„Zwei verschiedene Fälle“

Der Brand an Bord der „Costa Allegra“, Schwesterschiff der am 13. Jänner havarierten „Costa Concordia“, löste unterdessen auch auf der Insel Giglio wieder Bestürzung aus. „Es handelt sich um zwei verschiedene Fälle, doch es ist, als wäre die Zeit nicht vergangen. Wir haben alle an das Drama zurückgedacht, das sich hier vor sechs Wochen abgespielt hat“, sagte der Sprecher der Polizei der Insel Giglio, Roberto Galli, der als Erster den Überlebenden der „Costa Concordia“ zur Hilfe geeilt war. Für 32 der insgesamt 4.200 Menschen an Bord kam damals aber jede Hilfe zu spät.

Links: