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Am Montag fast 100 Tote

Heftiges Artilleriefeuer hat am Montag die syrische Rebellenhochburg Homs erschüttert. Ein BBC-Korrespondent berichtete von anhaltenden Raketeneinschlägen, auch ein Krankenhaus soll zerstört worden sein. Am Dienstag setzte sich das Bombardement auf Homs fort. Trotz der Gewaltwelle verteidigten Russland und China ihr Veto gegen UNO-Sanktionen.

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Homs gilt als das Zentrum des Widerstands gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Seit Tagen finden in der 800.000-Einwohner-Stadt heftige Gefechte statt. Wie schon am Tag zuvor setzte am Dienstag der Beschuss bereits zeitig in der Früh ein, wie BBC-Korrespondent Paul Wood direkt aus Homs berichtete. Hunderte Granaten wurden auf die Stadt abgeschossen. Ein Augenzeuge berichtete am Montag, dass die Regimetruppen erstmals auch Raketen auf die Stadt abfeuerten.

Es gebe keine Elektrizität mehr und keine Möglichkeiten, mit der Nachbarschaft zu kommunizieren, berichtete ein Augenzeuge am Dienstag gegenüber Reuters. Laut BBC bestatten Einwohner die Toten in der Dunkelheit in Massengräbern, kämen dabei aber dennoch unter Beschuss.

Syrische Einwohner fliehen

APTN/Shaam News Network

Die Bevölkerung in Homs steht seit Tagen unter Dauerbeschuss

Kaum Medikamente erhältlich

Laut Rebellen wurde auch ein Feldlazarett getroffen, eine offizielle Bestätigung dafür gibt es jedoch nicht. 95 Menschen sollen allein am Montag getötet worden sein, über die Zahl der Verletzten liegen keine Angaben vor. Die Lage in Homs wird immer kritischer, berichtete der Syrer Danni Abdel Dajem gegenüber BBC. Nur noch ein Krankenhaus mit rund vier Ärzten stehe den Menschen zur Verfügung. Im Kugelhagel sei es so gut wie unmöglich, neue Medikamente zu besorgen.

Kritik von UNO-Generalsekretär

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigt sich vom heftigen Angriff auf Homs durch die syrische Armee erschüttert. Das Bombardement sei nicht zu akzeptieren und untergrabe die Legitimität der Regierung in Damaskus, sagte Ban in einer Mitteilung am Montag. Er verurteile die Angriffe. Die Gewalt müsse sofort beendet werden.

„Die fehlende Geschlossenheit im Sicherheitsrat gibt den syrischen Behörden keinen Freibrief, um die Angriffe auf das syrische Volk auszudehnen“, erklärte er am Montag in New York. Keine Regierung könne ihr Volk attackieren, ohne ihre Legitimität zu verlieren, sagte Ban. „Die Gewalt muss sofort aufhören“, hieß es in seiner bisher deutlichsten Erklärung zu den Unruhen in Syrien, bei denen seit März etwa 6.000 Menschen ums Leben gekommen sein sollen.

Bewaffneter Rebell bewacht betende Syrer

Reuters

Abendgebet in Damaskus unter bewaffnetem Schutz

Botschafter abgezogen

Angesichts der zunehmend unsicheren Lage schlossen die USA am Montag ihre Botschaft in Damaskus. Ihre Vertretung wird von der polnischen Botschaft übernommen. Auch Großbritannien zog seinen Botschafter ab und forderte weitere EU-Sanktionen. Deutschland überlegt ebenfalls eine Schließung seiner Botschaft. Die deutsche Botschaft in Damaskus sei bereits „stark ausgedünnt“, sagte Außenminister Guido Westerwelle am Montagabend. „Weitere Schritte muss ich mir vorbehalten.“ Seit dem 1. Februar sei kein deutscher Botschafter mehr in der syrischen Hauptstadt.

Ein gemeinsamer Beschluss der Vereinten Nationen (UNO) war erst am Wochenende am Veto von Russland und China gescheitert. Beide Länder verteidigten ihre Blockadepolitik am Montag. Einige Reaktionen seien an der „Grenze der Hysterie“, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow.

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