„Verbote drängen Kinder in Illegalität“
Rund 200 Millionen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren müssen nach Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) weltweit arbeiten. Laut UNO-Kinderhilfswerk UNICEF sind es etwa 150 Millionen Kinder. Drei Viertel von ihnen werden der ILO zufolge täglich bis zu 16 Stunden in der Landwirtschaft beschäftigt.
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Der Weg zu einer weltweiten Ächtung der Kinderarbeit ist nach Einschätzung der UNO noch lang. Man kann sie nämlich nicht einfach so verbieten, „weil man damit die Ursachen von Kinderarbeit nicht aus der Welt schafft“, sagte der deutsche UNICEF-Sprecher Rudi Tarneden. „Mit Verboten oder Boykotten allein drängt man die Kinder in die Illegalität. Das kann dazu führen, dass letztlich die Kinder bestraft werden.“
Vor allem in Landwirtschaft verbreitet
Nach einer UNO-Konvention habe jedes Kind ein Recht darauf, vor wirtschaftlicher Ausbeutung geschützt zu werden. „Diese Konvention haben praktisch alle Staaten unterzeichnet“, erklärte Tarneden. Trotzdem ist die Kinderarbeit weit verbreitet, vor allem in der Landwirtschaft. Andere Kinder arbeiten als Straßenverkäufer, Dienstboten, Schuhputzer und in Werkstätten. Manchmal würden sie als Drogenkuriere oder zur Prostitution eingesetzt.
Auch Kinder in Industrieländern betroffen
„Der Hauptgrund ist sicherlich, dass ihre Familien sehr arm sind“, sagte Tarneden über die Kinder. In Afrika schuftet jedes dritte Kind, in Asien etwa 13 Prozent. Doch ist Kinderarbeit keineswegs nur ein Problem der Entwicklungsländer. „Überall auf der Welt“ gebe es Kinderarbeit, auch in den Industrieländern. „Sie arbeiten allerdings in anderem Maße, tragen zum Beispiel Zeitungen aus oder arbeiten bei Film- und Fernsehproduktionen mit.“
Die Konsumenten können laut Tarneden viel gegen Kinderarbeit tun. „Nicht jedes Schnäppchen muss sein“, betonte der UNICEF-Sprecher. Heute könne man nämlich schon zwischen vielen Produkten wählen, bei denen sich Importeure bemühen, Kinderarbeit auszuschließen. „Es gibt sehr viele zertifizierte Produkte. Den fairen Handel zu unterstützen ist ein gutes Signal - nicht nur an die Firmen, sondern auch an die betroffenen Länder.“
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