Euro „muss nicht gerettet werden“
Der deutsche Ökonom Ernst-Ludwig von Thadden mahnt in Zusammenhang mit der Griechenland-Schuldenkrise zu mehr Begriffsdisziplin. Ansonsten entstünden falsche Vorstellungen, die der Politik wiederum falsche Prioritäten suggerierten. Von einer Euro-Krise kann laut dem Experten jedenfalls keine Rede sein.
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„Wir haben in Europa keine Euro-Krise, wir haben eine Schuldenkrise, die in eine Bankenkrise auszuarten droht“, schreibt der Volkswirtschaftler in einem Gastkommentar in der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstag-Ausgabe). Der Euro müsse demnach nicht „gerettet“ werden, wie es immer wieder heißt. Vielmehr müsse das europäische Finanzsystem stabilisiert werden.
Thadden wehrt sich gegen die immer wieder getätigte Gleichsetzung von Staatsbankrott und Währungskrise. Die Pleite eines Mitgliedsstaates des Euro-Raumes sei eben noch keine Währungskrise, so Thadden, Professor an der Universtät Mannheim. Diese entstehe erst dann, wenn das Vertrauen in die Währung verloren gegangen ist. Eine Gleichsetzung gehöre in die Welt von Staaten mit eigener Währung.
Blick auf Spanien und Italien
Unangemessene politische Reaktionen stellen für den Ökonomen das größte Gefahrenpotenzial dar. Was bei kleinen Staaten an Hilfsmaßnahmen funktioniere, werde bei großen Euro-Ländern problematisch, warnt Thadden. „Griechenland ist für den Euro-Raum und erst recht für die Europäische Union ein kleiner Fisch“, schreibt Thadden weiter. Die Hilfskredite des Euro-Rettungsschirms EFSF können laut dem Ökonomen nur für kleine Länder funktionieren. Alle strukturellen Maßnahmen der EU müssten aber mit Blick auf Spanien und Italien gemacht werden.
Reicht das Geld des EFSF?
Nach derzeitigen Plänen verfügt der EFSF über 440 Mrd. Euro an Kreditgarantien. Das Volumen des ESFS von 440 Mrd. Euro entspricht nicht einmal dem Doppelten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) Griechenlands (2010: rund 230 Mrd. Euro) oder Österreichs (284 Mrd. Euro). Genug also, um eine mögliche Ausweitung der Schuldenkrise zu verhindern? Zumindest dann nicht, wenn Länder wie Italien und Spanien, deren BIP knapp das Doppelte bis Dreifache des EFSF-Volumens ausmacht, in Schieflage geraten sollten.
Banken gefährdet
Ein Staatsbankrott eines Euro-Landes gefährde wenn schon nicht die Währung, dann das europäische Bankensystem, so Thadden. Wenn durch einen Schuldenschnitt 50 Prozent der griechischen Staatsschulden abgeschrieben werden, wäre der zu erwartende Verlust - rund 40 Milliarden Euro - für das europäische Bankensystem „im Aggregat“ zu verkraften, wenngleich einige Banken durch einen Zahlungsausfall Griechenlands stark geschwächt werden würden und vermutlich - durch ihre nationalen Regierungen oder den EFSF - gestützt werden müssten, so Thadden. Der Bankensektor müsse daher stabilisiert werden, Banken sollen im Bedarfsfall direkt gestützt werden.
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