Angst vor Anschlägen
NATO-Experten sorgen sich laut einem Bericht des deutschen „Spiegel“ (Onlineausgabe) um den Verbleib Tausender Boden-Luft-Raketen aus den Beständen des gestürzten libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi.
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Bei einer vertraulichen Unterrichtung für deutsche Bundestagsabgeordnete habe der Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, Giampaolo di Paolo, eindringlich vor möglichen Terroranschlägen auf die zivile Luftfahrt mit den verschwundenen Raketen gewarnt, berichtete der „Spiegel“ am Sonntag. Di Paolo habe eingeräumt, dass die Militärallianz trotz Luftüberwachung und Geheimdiensttätigkeit jede Spur von mindestens 10.000 Raketen aus den Lagern der libyschen Armee verloren habe.
In Händen von Terrorgruppen?
Die NATO befürchtet dem Bericht zufolge, dass die Raketen in andere Länder geschmuggelt werden und dort in die Hände von Terrororganisationen wie Al-Kaida fallen könnten. Von den Waffen, die von der Schulter oder vom Boden aus abgefeuert werden könnten, gehe eine „ernsthafte Gefahr für den zivilen Luftverkehr aus“. Viele Boden-Luft-Raketen (SAM) sind dem Bericht zufolge mit Hitzesensoren ausgestattet, die sie direkt in die Turbinen von Flugzeugen leiten. Im November 2002 wurde eine SAM-7-Rakete auf ein israelisches Verkehrsflugzeug im kenianischen Mombasa abgefeuert, sie verfehlte aber ihr Ziel.
Der Rüstungsbeauftragte des Nationalen Übergangsrats in Libyen, Mohammed Adia, hatte am Samstag das Verschwinden von fast 5.000 Boden-Luft-Raketen des Typs SAM-7 eingeräumt. Die SAM-7 ähnelten den Stinger-Raketen aus US-Produktion, seien leicht in der Handhabung und könnten etwa genutzt werden, um ein Passagierflugzeug abzuschießen.
Deutsche Gewehre nach Libyen gelangt
Die im August von libyschen Rebellen in einer Gaddafi-Residenz gefundenen deutschen G36-Sturmgewehre sollen laut einem Zeitungsbericht aus einer Ägypten-Lieferung stammen. Die Regierung in Berlin habe dem Hersteller Heckler & Koch 2003 Exportgenehmigungen für 608 Sturmgewehre und Munition erteilt, schrieb die „Bild am Sonntag“. Eine Sprecherin des Unternehmens habe das Geschäft bestätigt und unterstrichen, dass die Lieferung nach Ägypten legal erfolgt sei. Wie die Waffen von dort weiter in die Gaddafi-Residenz in Tripolis gelangen konnten, bleibe unklar.
Keine Genehmigung für Libyen
Der Waffenfund von Ende August hatte in Deutschland Wellen geschlagen. Rüstungsgegner und Oppositionspolitiker forderten von der Regierung Aufklärung über die Sturmgewehre. Das Wirtschaftsministerium teilte mit, dass es keine direkte Exportgenehmigung für Libyen erteilt habe. Zudem habe man weder dem Re-Export aus anderen Ländern nach Libyen noch dem Export von in Lizenz produzierten Gewehren in das nordafrikanische Land zugestimmt.
Der Hersteller Heckler & Koch hatte angekündigt, eigene Ermittler nach Tripolis zu schicken, um die Sachlage zu prüfen. Die Gewehre aus Deutschland stammen nach Angaben von Rüstungsgegnern aus dem Jahr 2003. Das Produktionsjahr lasse sich von Kürzeln auf den Waffen ablesen. Die eigentlichen Gewehrnummern seien aus den Waffen herausgefräst und durch fiktive Nummern ersetzt worden.
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