Erkenntnisse, Kurioses, Absurdes
Unter dem Titel „Ötzi hoch 20“ hat heuer eine Sonderausstellung rund um den Mann aus dem Eis im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen ihre Pforten geöffnet. Anlässlich des 20. Jahrestages des Fundes der Gletscherleiche lädt die Schau bis zum 15. Jänner 2012 zu einem Tete-a-Tete mit der über 5.300 Jahre alten Mumie.
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Unter anderem bekommen Besucher Einblick in „Ötzis“ Leben und in den aktuellen Stand der Forschung rund um den Mann aus der Kupferzeit. Die Sonderausstellung zeigt auf 1.200 Quadratmetern Ausstellungsfläche und insgesamt vier Etagen die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse sowie Kurioses und Absurdes rund um den Mann aus dem Eis. Jede der Ebenen steht jeweils unter einem der Themen „life, science, fiction und reality“.
Im Bereich „sience“ besteht beispielsweise für Besucher die Möglichkeit, an einer interaktiven und multimedialen Station Untersuchungen an der Mumie durchzuführen. Über einen Touchscreen öffnet sich der virtuelle Körper der Leiche. Daneben werden den Besuchern Einblicke in die Lebensumstände in der Kupferzeit vermittelt. Unter anderem erfährt man neben dem typischen Speiseplan, dass die Menschen damals ihre Ziegenmilch mit einem Quirl aus Kiefernholz geschäumt haben.
Ötzis Haube
Ein weiterer Teil in diesem Bereich widmet sich dem aktuellen Forschungsstand. Die Entschlüsselung der DNA durch das EURAC-Institut für Mumienforschung nimmt dabei eine zentrale Stellung ein, erklärte der Leiter des Instituts, Albert Zink, gegenüber der APA. Verschiedene neue Erkenntnisse wie Augen- und Haarfarbe seien bereits in die Sonderausstellung eingeflossen.
Es habe sich durch die DNA-Analyse beispielsweise herausgestellt, dass „Ötzis“ Augenfarbe braun und nicht blau gewesen sei. Das Wissen rund um die Gletschermumie habe nicht zuletzt durch neue wissenschaftliche Methoden und Möglichkeiten einen weiteren Antrieb bekommen. Durch eine neue Methode zur Bestimmung von Tierfellen (jedes hat anders gebaute Proteine, Anm.) fand man heraus, dass „Ötzis“ Haube entgegen der bisherigen Annahme nicht aus Bären-, sondern aus Wolfsfell gefertigt sein dürfte.
Kriminalfall neu aufgerollt
Herzstück der Sonderschau ist die neue Rekonstruktion des Mannes aus dem Eis. „Ötzi“ wurde von den niederländischen Experten Alfons und Adrie Kennis auf Basis der Daten einer computertomografischen Untersuchung und mit Hilfe einer Stereolithografie des Schädels dreidimensional in Kunststoff nachgebaut. Auch der Kriminalfall „Ötzi“ rund um das „Pfeilspitzenattentat“ wird in der Ausstellung neu aufgerollt.
In einer weiteren Etage besteht die Möglichkeit, Einblick in die Archive der Universität Innsbruck und des Archäologiemuseums Bozen zu nehmen und die zahlreichen außergewöhnlichen, zum Teil kuriosen Briefe, Medienberichte, Dokumente und Bücher im Umfeld der Funde des Eismannes zu betrachten. Gezeigt werden neben verschiedener „Ötzi“-Souvenirs wie Energydrink und Eis auch kuriose Fälle wie jener von Menschen, die behaupten, eine Reinkarnation der Gletschermumie zu sein.
Wissenschaftlicher Kongress
Die weltbekannte Gletschermumie „Ötzi“ steht in ihrem Jubiläumsjahr auch im Mittelpunkt eines wissenschaftlichen Kongresses. Der zweite Bozner Mumienkongress wird unter dem Titel „Mummies from the Ice“ vom 20. bis zum 22. Oktober in der Südtiroler Landeshauptstadt über die Bühne gehen. Dabei werden die Ergebnisse verschiedenster Studien und Vorträge rund um den Eismann, sein Leben sowie seine Todesumstände präsentiert, erklärte Albert Zink, Leiter des EURAC-Instituts für Mumien und den Iceman in Bozen, im Gespräch mit der APA.
„Unter anderem werden die ersten Befunde zu den Analysen des Mageninhalts vorgestellt“, sagte Zink. Der Innsbrucker Botaniker Klaus Oeggl wird seine neusten Ergebnisse zur Pollenanalyse der letzten Speisen des Eismanns präsentieren. Rückschlüsse auf Gesundheitszustand und Herkunft des Eismannes soll eine nochmals durchgeführte Untersuchung des Fingernagels liefern. Ein weiteres großes Thema werden die Ergebnisse der Genom-Entschlüsselung sein.
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