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Zwei Ministerämter

Während andere ehemalige Parteigrößen wie Wilhelm Molterer und Ursula Plassnik jüngst mit Beifall aus dem Hohen Haus entlassen worden sind, geht die überzeugte ÖVP-Frauenpolitikerin Maria Rauch-Kallat unbelohnt ins außerparlamentarische Leben. Bei ihrem letzten Auftritt im Nationalrat durfte sie nicht einmal mehr das Wort an die Parlamentarier ergreifen.

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Leicht hatte es die lebenslustige und humorvolle Wiener Wirtstochter in der ÖVP nicht immer - in ihrer ersten politischen Karriere als Umweltministerin 1992 bis 1995 wurde die damals begeisterte Hutträgerin in schwarzen Kreisen despektierlich mit dem Spitznamen „Müll-Mizzi“ versehen. Später waren es ihr Einsatz für Frauenrechte, aber auch die Ehe mit dem nicht unumstrittenen Rüstungslobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly, die die heute 62-Jährige immer wieder in die Kritik brachten.

Privates Schicksal führte zur Politkarriere

In die Politik hat Rauch-Kallat, geboren am 31. Jänner 1949, persönliche Betroffenheit geführt. Eine ihrer beiden Töchter ist stark sehbehindert. Sie gründete eine Elternselbsthilfegruppe und marschierte schnurstracks in das Büro des damaligen Wiener Vizebürgermeisters Erhard Busek (ÖVP). Ihm warf sie vor, die Behinderten in Wien schmählich im Stich zu lassen. Busek war beeindruckt, er engagierte Rauch-Kallat als Leiterin des Sozialen Hilfswerks. Einer seiner „bunten Vögel“ war geschlüpft.

Rauch-Kallat, die eigentlich wie ihre sehbehinderte Tochter ausgebildete Lehrerin ist, wurde 34-jährig Bundesrätin, nach einigen Jahren Pause Umwelt- und Familienministerin, schließlich Nationalratsabgeordnete und gleichzeitig unter Wolfgang Schüssel ab 1995 Generalsekretärin der ÖVP - der Job, der sie wohl am bekanntesten gemacht hat.

Gesundheitsministerin unter Schwarz-Blau

Rauch-Kallat musste stets loyal den Umstieg von Rot-Schwarz auf Schwarz-Blau managen, und das, obwohl sie nie als Freundin der Freiheitlichen galt. Trotzdem führte sie als Sprachrohr die Volkspartei mit Schüssel zum Erfolg bei der Neuwahl nach dem Auseinanderbrechen der Koalition. Ihr Lohn: das Gesundheits-und das Frauenministerium bei der Neuauflage von Schwarz-Blau. In letzterer Funktion versuchte sie es erstmals mit der Umtextung der Bundeshymne. In Sachen Gesundheitsreform scheiterte sie wie bisher all ihre Vorgänger und Nachfolger an der Zersplitterung der Kompetenzen.

Eine Frau, die aneckte

Als Schüssel SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer unterlag, begann der politische Stern Rauch-Kallats zu sinken. Zwar sicherte sie sich beim Comeback von Rot-Schwarz noch einen Sitz im Nationalrat, bei der Neuwahl 2008 wurde sie aber - wiewohl Frauenchefin - so schlecht auf der Kandidatenliste platziert, dass sie erst nach dem Ausscheiden Molterers vor einem Monat für letztlich nur drei Tage wieder einziehen konnte. Dafür wohl mitverantwortlich: der pointierte Kampf für die Frauenrechte in der eigenen Partei. Schon 2008 meinte sie unmissverständlich, es gebe in der ÖVP zahlreiche Frauen, die mehr könnten als Kaffee kochen und Brote schmieren. „Unsere Geduld, liebe Freunde, ist zu Ende.“

Langweilig wird Rauch-Kallat wohl auch künftig nicht werden. Sie ist seit einiger Zeit mit einer Lobbyingagentur selbstständig. Und sie weiß, wen sie dem Nationalrat hinterlässt. Mit ihrer Nachfolgerin werden es die männlichen Schwarzen wohl auch nicht einfacher haben. Gretl Patscheider, die Rauch-Kallats Mandat übernimmt, hatte 2009 ihr Amt als Tiroler Frauenchefin hingeschmissen. Der Grund: Die Frauen würden in der Partei nicht ernst genommen.

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