Aufholjagd zu anderen Förderländern
Das einst vom Bürgerkrieg zerrissene Angola ist auf dem Weg zum größten Ölproduzenten Afrikas. Mit Hilfe ausländischer Ölmultis will das im Südwesten des Kontinents gelegene Land 2012 Nigeria als Nummer eins ablösen. Analysten zufolge verdankt die ehemalige Kolonie Portugals ihre Aufholjagd vor allem den Bemühungen, die Ölfelder vor der Küste auszubauen.
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Die von Analysten erwarteten Fördermengen von mehr als zwei Millionen Barrel (1 Barrel = 159 Liter) pro Tag dürften dabei nicht nur die Kassen des Staates füllen - sondern auch die Abnehmer in Asien und den USA beruhigen. Denn die Unruhen in der arabischen Welt hatten in diesem Jahr immer wieder die Sorge vor Lieferengpässen aufkommen lassen. Nachdem auch Libyen als drittgrößter Ölproduzent Afrikas infolge der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Aufständischen ausgefallen war, hatte sich Öl der Nordsee-Sorte Brent zeitweise auf bis zu 127 Dollar (87 Euro) je Fass verteuert.
Einer der korruptesten Staaten der Welt
In Angola, wo von 1975 bis 2002 einer der blutigsten Bürgerkriege des Kontinents tobte, sind die Machtverhältnisse nach dem Wahlsieg der Regierungspartei MPLA 2008 dagegen vergleichsweise stabil. Nach Einschätzung von Transparency International gehört das Mitglied der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) aber zu den 15 korruptesten Staaten der Welt. Die Gewinne aus dem Ölgeschäft bleiben einer kleinen, regierungsnahen Elite vorbehalten.
Ein Großteil der Ölproduktion stammt derzeit noch aus der Exklave Cabinda, wo sich die um Unabhängigkeit kämpfenden Rebellen zuletzt dem immer stärker werdenden Druck angolanischer Truppen beugen mussten. 2010 war es in Cabinda zu einem Anschlag auf die Fußball-Nationalmannschaft Togos gekommen, bei dem mehrere Menschen starben.
Ausbau der Offshore-Förderung
Da auf hoher See weniger Zwischenfälle zu erwarten sind, ist der Ausbau der Offshore-Förderung für die Regierung in Luanda von zentraler Bedeutung. Öllieferungen machen über 90 Prozent der Exporte des Landes aus. „Die Tiefseebohrungen spielen eine wichtige Rolle in der angolanischen Ölindustrie“, sagt Justin Jacobs, Analyst von Business Monitor International.
Dämpfer durch Förderprobleme
2011 sank die Fördermenge, weil es technische Probleme auf dem Ölfeld Plutonio vor der Küste gegeben hatte. Analysten zufolge sollte nach der Behebung der Probleme und durch die Inbetriebnahme neuer Förderanlagen der Ausstoß um 470.000 Barrel am Tag erhöht werden.
Bis 2017 rechnet Jacobs mit einer Ölproduktion in Angola von 2,4 Millionen Barrel am Tag. Sein Kollege Martin Kelly von Wood Mackenzie geht davon aus, dass das Land bereits 2012 mehr als 2,2 Millionen Barrel pro Tag erreichen wird. Jacobs rechnet nicht damit, dass es bei der von Umweltschützern kritisierten Technik der Tiefseebohrung vor der westafrikanischen Küste ähnliche Gegenreaktionen geben wird wie in den USA. Im Golf von Mexiko hatte der Untergang der Plattform „Deepwater Horizon“ 2010 die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA ausgelöst.
Spannungen bei Ölfeldern
Ähnlich wie Angola in Cabinda hat auch Nigeria, die bisherige Nummer eins des Kontinents beim Ölexport, seit Jahren mit Spannungen im ölreichen Niger-Delta zu kämpfen. Dort fordert die Bevölkerung eine Beteiligung an den Gewinnen aus der Ölförderung sowie Entschädigungen für die von der Industrie verursachten Umweltschäden. Rebellen greifen in dem Gebiet immer wieder Förderanlagen und Mitarbeiter an.
Deshalb sehen Analysten in der starken Konzentration der Ölfelder an Land und in seichten Gewässern einen Nachteil für Nigeria. Obwohl Offshore-Anlagen ausgebaut werden sollen, stammt aktuell nur ein Viertel des in Nigeria geförderten Öls aus Tiefseebohrungen vor der Küste.
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