„Zuversichtlich, dass ich entlastet werde“
Der zurückgetretene IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn hat in einem Schreiben an seine ehemaligen Mitarbeiter die Vorwürfe gegen ihn entschieden zurückgewiesen. Die Anklage wegen versuchter Vergewaltigung und anderer Sexualdelikte sei für ihn ein „persönlicher Alptraum“, erklärte Strauss-Kahn in einer E-Mail.
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„Ich bestreite die Anschuldigungen, denen ich mich gegenübersehe, in der schärfsten Form. Ich bin zuversichtlich, dass die Wahrheit ans Licht kommt und ich entlastet werde.“
Strauss-Kahn drückte in der am Sonntag verschickten Mail seine „tiefe Traurigkeit und Frustration“ aus, dass er unter diesen Umständen vom Chefposten des Internationalen Währungsfonds (IWF) zurücktreten musste. Allerdings sei dieser Schritt unvermeidbar gewesen, um der Organisation und den Mitarbeitern Schaden zu ersparen. „Ich musste gehen“, schrieb Strauss-Kahn, der am vergangenen Mittwoch seinen Rücktritt beim IWF eingereicht hatte.
„Persönlicher Alptraum“
Die Mitteilung falle ihm so schwer „wie kaum eine andere“ in seinem Leben, schrieb der Franzose, und drückte seine „tiefe Trauer und Enttäuschung, Sie unter solchen Umständen verlassen zu müssen“ aus. Er trete mit größtem Bedauern zurück. „Ich kann nicht akzeptieren, dass der Fonds - und Ihr, liebe Kollegen - meinen persönlichen Alptraum teilt. Deshalb muss ich gehen.“ Der 62-Jährige beendet das etwa eine Seite lange Schreiben nach einigen Segenswünschen mit einem schlichten „Dominique“.
Strauss-Kahn soll ein Zimmermädchen in einem New Yorker Luxushotel sexuell angegriffen haben. In der vergangenen Woche wurde er formell angeklagt, aber gegen die Zahlung einer Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen. Derzeit steht er unter strengen Auflagen in New York unter Hausarrest und wartet auf den Prozess.
Spermaspuren auf Kleidung Strauss-Kahn?
Auf der Kleidung des New Yorker Zimmermädchens wurden Berichten zufolge DNA-Spuren des zurückgetretenen IWF-Chefs gefunden. Am Kragen der Bluse des mutmaßlichen Opfers sei bei einem Abgleich Sperma von Strauss-Kahn nachgewiesen worden, meldete der US-Sender NBC am Montag. Auch der Sender ABC berichtete von einer Übereinstimmung zwischen Spuren an der Kleidung des Zimmermädchens und der DNA des Franzosen. Polizei und Staatsanwaltschaft wollten sich zu den Berichten zunächst nicht äußern.
Unterdessen berichtete das Klatschblatt „Paris Match“, dass Strauss-Kahn am Vorabend der mutmaßlichen Tat in einem teuren Restaurant mit einer unbekannten jungen Dame gesehen worden sei. Dabei habe er eine Flasche Bordeaux-Wein bestellt. Bisher ist nicht klar, aus welchen privaten Gründen Strauss-Kahn nach New York geflogen war. Samstagmittag hatte er sich mit seiner Tochter Camille zum Essen getroffen, die in New York ihren Doktortitel macht.
Detektive durchforsten Privatleben des Opfers
Strauss-Kahns Verteidigung hat inzwischen Detektive auf das Privatleben des afroamerikanischen Zimmermädchens angesetzt, das dem Franzosen versuchte Vergewaltigung vorwirft. Mehrere von ihnen seien bereits nach Afrika gereist, um mehr über die Vergangenheit der 32-Jährigen zu erfahren, berichtete „Le Figaro“. Die Frau soll aus Guinea stammen und in den USA politisches Asyl erhalten haben. Die Verteidigung könnte die Strategie verfolgen, ihre Glaubwürdigkeit zu diskreditieren, falls sich in anderen Fällen - etwa bei dem Asylantrag oder der Vergabe einer Sozialwohnung - Schummelei nachweisen lasse.
Strauss-Kahns Anwalt Benjamin Brafman hatte sich am Wochenende überzeugt gezeigt, dass sein Mandant freigesprochen werde. Strauss-Kahn sei sicherlich bereit für einen langen Kampf, sagte er der israelischen Zeitung „Haaretz“ (Sonntag).
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